Aus für Traditionshändler nach über 100 Jahren – mit Folgen für Aldi und Lidl
Die Insolvenz-Welle hat ein weiteres Unternehmen überrollt. Nach mehr als 110 Jahren hat ein deutscher Fahrrad-Hersteller Insolvenz angemeldet.
Dortmund – Laut dem Statistischen Bundesamt haben die deutschen Amtsgerichte allein von Januar bis September 2022 10.643 beantragte Unternehmensinsolvenzen gemeldet. Und der „Trend“ scheint sich zum Jahresende hin fortzusetzen. Nachdem Anfang Dezember zwei Schuhgeschäfte und ein Supermarkt Insolvenz anmelden mussten, trifft es nun das nächste Traditionsunternehmen.
Nächstes Traditions-Unternehmen nach über 110 Jahren vor dem Aus
Was vor über 110 Jahren mit einer einfachen Fahrradwerkstatt begann, mündete kurz vor Weihnachten in einer Insolvenz: Der traditionsreiche Fahrradhersteller Prophete hatte am Mittwoch (21. Dezember) einen entsprechenden Antrag beim Amtsgericht Bielefeld gestellt. Die Lokalzeitung Die Glocke berichtete zuerst.
Der Fahrradhersteller ist bekannt für seine Citybikes, Trekkingräder und Mountainbikes. In den letzten Jahren hatte sich das Unternehmen mit Hauptsitz im nordrhein-westfälischen Rheda-Wiedenbrück auch zunehmend auf E-Bikes spezialisiert.
Im Fachhandel vertreibt Prophete hauptsächlich Fahrräder unter den Marken Kreidler und VSF Fahrradmanufaktur. Diese werden im Werk des erst 2004 gegründeten Tochterunternehmens Cycle-Union in Oldenburg produziert. Unter dem Markenname Prophete verkauft das Traditionsunternehmen Fahrräder und Fahrradzubehör für den kleinen Preis – unter anderem in Baumärkten und Discountern.
Fahrradhersteller meldet Insolvenz an – mit Folgen für Aldi und Lidl
Sollte der Fahrradhersteller gänzlich bankrottgehen, hätte das somit auch Folgen für die Discounter Aldi und Lidl. Zuletzt hatte Lidl erst mit einem besonders günstigen Gravel-Bike für 699 Euro von Prophete geworben. Und im Onlineshop des Discounters findet sich aktuell ein E-Bike der gleichnamigen Marke zum Schnäppchenpreis.
Gleiches Szenario bei Konkurrent Aldi. Im Online-Shop ist derzeit ein Klapp-E-Bike von Prophete zu finden. Und das gerade mal für 999 Euro. Ist das Aus des Fahrradunternehmens nicht mehr aufzuhalten, würden solche Angebote bei Aldi und Lidl folglich wegfallen. Noch ist es aber unklar, wie es mit dem Familienunternehmen weitergeht.
Tradtitions-Unternehmen vor dem Aus – so geht es mit dem Fahrradhersteller weiter
Manuel Sack, Rechtsanwalt von der Kanzlei Brinkmann und Partner, wurde als Insolvenzverwalter bestimmt. Er soll nun klären, wie es mit dem Fahrradhersteller Prophete weitergeht. Immerhin hat er eine erste gute Nachricht: Die Gehälter der rund 400 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen sollen vorerst bis Februar gesichert sein. Auch der Geschäftsbetrieb soll noch weiterlaufen.

Wie es zu der Zahlungsunfähigkeit bei dem Traditionsunternehmen kommen konnte, will Sack noch nicht preisgeben. „Aktuell stehen wir ganz am Anfang“, so der Rechtsanwalt gegenüber Die Glocke. Um detaillierte Auskünfte geben zu können, sei es noch zu früh. Doch in jedem Fall wolle man sofort mit der Investorensuche beginnen.
„Ich werde mir jetzt zusammen mit meinem Team vor Ort einen Überblick über die aktuelle Lage des Fahrradherstellers sowie der zur Gruppe gehörenden Gesellschaften verschaffen und die Möglichkeiten für die Sanierung des Unternehmens ausloten“, so Sack gegenüber dem WDR. Ziel sei es, die Fahrradmarke zu erhalten.
Ob das auch für die Cycle-Union gilt, ist unklar. Aber auch das Tochterunternehmen sei von der Insolvenz betroffen, bestätigte ein Sprecher des Insolvenzverwalters gegenüber Die Glocke. Es bleibt also abzuwarten, ob es im kommenden Frühling – passend zum Beginn der Saison – noch Fahrräder und E-Bikes der Marken Prophete, Kreidler und VSF Fahrradmanufaktur zu kaufen gibt.