Alarmierende Erkenntnisse
Finger weg von Toilettenpapier wegen krebserregendem Stoff
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Giftige PFAS sind inzwischen überall. Eine neue Studie machte die umstrittenen, krebserregenden Ewigkeitschemikalien nun auch im Toilettenpapier aus.
München – Sie sind inzwischen überall zu finden: In wasserabweisenden Jacken wie in Teppichen, in beschichteten Pfannen wie in Kosmetika, in Organen wie in der Umwelt. Erst vor wenigen Tagen wurden aufwendige Recherchen veröffentlicht, die die krebserregenden PFAS-Chemikalien an über 1500 Orten in Deutschland nachwiesen. Sogar in den als klimafreundlich geltenden Wärmepumpen zirkulieren die gefährlichen Gifte.
„Ewige Chemikalien“: Gesundheitsgefahr durch Toilettenpapier
Nun geben US-amerikanische Studien erneut Anlass zur Sorge. Danach stecken die „ewigen Chemikalien“ in großen Mengen im Toilettenpapier – und sind eine unerwartete Quelle von potenziell schädlichen Stoffen in Abwässern weltweit. Die gelangen so auch in den Erdboden.
Das Forscherteam der University of Florida in Gainesville sammelte für seine Untersuchungen Toilettenpapierrollen, die in Nordamerika, Lateinamerika, Afrika und Westeuropa verkauft wurden, sowie Abwasserproben aus Kläranlagen in den USA – und wiesen Polyfluoralkylphosphate diPAPs nach, Vorläufer der Gruppe der PFAS, berichtet Merkur.de.
Die Untersuchungsergebnisse kombinierten die Wissenschaftler dann mit Daten aus anderen Studien, in denen der PFAS-Gehalt im Abwasser und der Pro-Kopf-Verbrauch von Toilettenpapier in mehreren Ländern gemessen wurde. Anschließende Berechnungen ergaben, dass Toilettenpapier in Frankreich für 89 Prozent, in Schweden für 35 Prozent und in den Vereinigten Staaten und Kanada für etwa vier Prozent aller diPAPs verantwortlich ist.
Was sind PFAS?
PFAS ist die Abkürzung für Per- und polyfluorierte Alkylsubstanzen, eine Gruppe von Industriechemikalien, die etwa 4700 Substanzen umfasst. Aufgrund ihrer wasser-, fett- und schmutzabweisenden Eigenschaften werden sie bei der Herstellung vieler Produkte benutzt.
PFAS kommen in einer Vielzahl von Industrie- und Verbraucherprodukten vor, einschließlich Textilien, Verpackungen, Feuerlöschmitteln, Schmiermitteln, Lösungsmitteln, Oberflächenbehandlungen und Schäumen. PFAS sind jedoch auch umweltgefährdend und können das Wasser, den Boden und die Luft verschmutzen und die menschliche Gesundheit gefährden.
Diese Substanzen kommen in der Natur nicht vor und zählen zu den persistenten Chemikalien – das bedeutet, gelangen sie einmal in die Umwelt, verschwinden sie vermutlich nie wieder. Die Stoffe sind auch in Blut und Gewebe nachzuweisen und stehen im Verdacht, bei Menschen Krebs zu verursachen, unfruchtbar zu machen und das Immunsystem zu schwächen.
Forscher warnen: Toilettenpapier in einigen Ländern Hauptquelle für PFAS im Abwasser
Die Verfasser der Studie, die in der Fachzeitschrift Environmental Science and Technology Letters veröffentlicht wurde, kamen zu dem Schluss, dass Toilettenpapier als eine „potenziell wichtige Quelle“ der Ewigkeitschemikalien PFAS in Abwassersystemen betrachtet werden sollte. Das US-amerikanische Forscherteam um Jake T. Thompson warnt angesichts dieser Werte, dass Toilettenpapier an einigen Orten der Welt sogar als Hauptquelle für PFAS im Abwasser gelten können.
Einige Hersteller fügen demnach bei der Verarbeitung von Zellstoff PFAS hinzu. Aber auch recyceltes Toilettenpapier kann mit Fasern hergestellt werden, die aus PFAS-haltigen Materialien stammen, so die Wissenschaftler (weitere Warnungen bei RUHR24).
PFAS im Toilettenpapier: Risiko für Mensch und Umwelt
Die Forscher erklärten, dass die Reduzierung von PFAS im Abwasser „von entscheidender Bedeutung“ sei, da die Chemikalien potenziell schädlich seien: „Abwasser und Klärschlamm werden häufig für die Bewässerung und/oder die Ausbringung auf dem Land wiederverwendet; die Forschung hat bereits gezeigt, dass diese beiden Wege ein Risiko für die Exposition von Mensch und Umwelt gegenüber PFAS darstellen“.
Krebs, Leberschäden, Schilddrüsenerkrankungen: PFAS machen krank
PFAS sind unter der Bezeichnung „ewige“ bzw. „persistente“ Chemikalien bekannt, da sie in unserer Umwelt und in unserem Körper äußerst lange nachweisbar sind. Sie können zu Gesundheitsproblemen wie Leberschäden, Schilddrüsenerkrankungen, Fettleibigkeit, Fruchtbarkeitsstörungen und Krebs führen, warnt die Europäische Umweltagentur.
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EU prüft weitreichendes Verbot von gefährlichen PFAS
Die EU prüft darum inzwischen sogar ein weitreichendes Verbot: Fünf europäische Länder, darunter federführend Deutschland und die Niederlande, wollen die Produktion und Verwendung dieser heiklen Stoffgruppe EU-weit unterbinden. Der Vorschlag zur Beschränkung von PFAS liegt der Europäischen Chemikalienagentur (ECHA) vor. Die EU-Kommission wird also gemeinsam mit den Mitgliedsstaaten absehbar über Beschränkungen entscheiden.
Rubriklistenbild: © Zoonar/Imago