Rewe attackiert Aldi: Supermarkt will Discounter Kunden abzwacken
„Kaufzurückhaltung“ und Umsatzeinbußen machen den Handelsketten zu schaffen. Um mit den niedrigen Discounterpreisen mitzuhalten, will Rewe nachziehen.
NRW – Von „Ja“ über „Gut & Günstig“ bis hin zu „real Quality“: Wie RUHR24 berichtet, will Rewe auf Kunden, die angesichts der teils massiv gestiegenen Preise bei Rewe, Lidl oder Aldi immer häufiger zu Eigenmarken der Supermärkte und Discounter greifen, in Zukunft stärker zugehen. Angesichts jüngster Umsatzeinbußen und dem Fernbleiben zahlreicher Kunden steht der Kölner Konzern Marktbeobachtern zufolge unter Druck.
Rewe GmbH | mit rund 3600 Läden zweitgrößte Lebensmitteleinzelhändler in Deutschland |
Gründung | 1927 |
Hauptsitz | Köln |
Trotz Rekordumsatz 2021 leidet Rewe unter „Kaufzurückhaltung“ und Umsatzeinbußen
Im Einzelhandel ist wegen der Inflation, der gestiegenen Rohstoffpreise wegen des Ukraine-Kriegs und der zahlreichen Preisexplosionen momentan einiges los. Supermärkte wie Rewe und die Discounter müssen dementsprechend immer schneller auf die neuen Bedingungen reagieren, wohlgemerkt ohne Kunden zu verlieren – für Aldi, Lidl und Rewe ist dieser Spagat eine echte Herausforderung.
Denn Kunden sind von den ständigen Preiserhöhungen, insbesondere bei den Eigenmarken, abgeschreckt worden und den Geschäften zunehmend fern geblieben. Wie Agrarheute berichtet, waren die Folgen laut dem Statistischen Bundesamt (Destatis) Rekord-Umsatzeinbußen und eine deutliche „Kaufzurückhaltung“ bei den Verbrauchern.
Als Reaktion hatte Aldi jüngst den Preis für ein erst kürzlich teurer gewordenes Alltagsprodukt der Eigenmarke reduziert. Auch Rewe musste trotz des Umsatzrekordes 2021 in den letzten Wochen Umsatzeinbußen und teilweise leere Geschäfte hinnehmen.
Rewe: Kölner Konzern plant Umstellung seines Eigenmarken-Sortiments
Der Lebensmittel-Riese Rewe will sich laut der Lebensmittel Zeitung dank der „Stärkung des Preiseinstiegs (...) als echte Alternative zum Discount positionieren.“ Preisgünstiger will man sich geben und dafür soll die Eigenmarke „Ja“ in den Regalen der einzelnen Supermärkte bald schon vermehrt zu sehen sein.
Die Preiseinstiegsmarke „Ja“ wird bei Rewe bereits seit mehr als zwei Jahren um- und ausgebaut. In Zukunft plane der Konzern, mit seiner Eigenmarke die Preise von Aldi „eins zu eins“ nachzuvollziehen und ein ähnliches Sortiment anzubieten, wie der preisgünstige Discounter-Riese. Dafür wolle Rewe zeitnah die Werbemaßnahmen hochfahren und sich überall möglichst auf einem einheitlichen Preissegment auf dem Discounter-Niveau von Aldi bewegen.
Rewe: Zahl der „ja“-Produkte von 900 auf mehr als 1100 erhöht
Angesichts des Verlusts von Marktanteilen und des Umsatzverlustes gegenüber der Discounter um 5 Prozent in den letzten Monaten erscheint die Rewe-Strategie wenig überraschend. Wie 24Rhein berichtet, habe die Supermarkt-Kette das Sortiment der Billig-Marke „Ja“ im letzten halben Jahr von über 900 auf 1100 Produkte erhöht.
Die Umstellung verläuft laut der Lebensmittel Zeitung zulasten der anderen Eigenmarke „Rewe Beste Wahl“, die sich im mittleren Preissegment bewegt. Wie die Zeitung aus Unternehmenskreisen erfahren haben will, sollen allein 40 Artikel dieser Marke bereits auf „ja“-Produkte umgestellt worden sein, der Preis sei dementsprechend gesunken. Produkte wie American Cookies, Aufbackbrötchen bis zu Gemüsekonserven seien nun günstiger.

Rewe hat bei Eigenmarken gegenüber der Konkurrenz noch Nachholbedarf
Auch die Konkurrenz hat die Zeichen der Zeit erkannt. Schließlich haben sowohl Kaufland mit seiner Kampagne „Jetzt erst recht“ als auch Edeka verlauten lassen, dass man Verbrauchern zukünftig mehr Artikel zum Discount-Preis anbieten wolle.
Rewe habe demgegenüber laut Branchenexperten noch Nachholbedarf, denn das Angebot mit „ja“-Produkten sei noch vergleichsweise kleiner als bei der Konkurrenz. Der Umstieg steckt zwar nicht mehr in den Kinderschuhen, doch mit dem Preiseinstiegssortiment anderer Supermärkte wie Edeka könne Rewe noch nicht mithalten, berichtet die Lebensmittel Zeitung unter Berufung auf Marktbeobachter.