Filialen vor dem Aus
Modekette schließt alle Filialen in Deutschland – auch Dortmund betroffen
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Der Textilmarkt wird um einen stationären Händler ärmer. Das Aus der Modekette Orsay könnte aber erst der Startschuss für weitere Schließungen sein.
NRW – Beim Einkaufsbummel durch deutsche Innenstädte ist das branchenübergreifende Ladensterben mittlerweile kaum noch zu übersehen. Nachdem die Modekette Orsay bereits die Schließung aller Geschäfte in Deutschland zum 1. Juli angekündigt hatte, rechnet ein Experte mit weiteren Lücken in den Einkaufspassagen (mehr Service auf RUHR24).
Orsay | Auf Mode für junge Frauen spezialisiertes Unternehmen |
Gründung | 1975 (Willstädt, Baden-Württemberg) |
Angestellte | nach eigenen Angaben weltweit über 5000 Angestellte in mehr als 720 Geschäften |
Orsay-Aus: Alle 197 Filialen in Deutschland und 1200 Mitarbeiter von Schließung betroffen
Wer T-Shirts, Hosen und Pullover lieber vor Ort anstatt im Internet kaufen will, hat immer weniger Auswahl. Neben der auf Damenmode spezialisierten Modekette Orsay ist beispielsweise auch die Kette Pimkie pleite und muss 300 Filialen schließen. In diesem Fall können deutsche Kunden wenigstens aufatmen, denn die Pimkie-Filialen befinden sich im Gegensatz zu den Orsay-Geschäften alle in Frankreich.
Das Schicksal der beiden Ketten, die jeweils zur französischen Mulliez-Gruppe gehören, ist also vergleichbar, die Tragweite für die Betroffenen ist groß. Hierzulande werden alle 197 Orsay-Filialen geschlossen, etwa 1200 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter erhielten eine Kündigung. Bis Ende Juni sollen noch die restlichen 130 Filialen geschlossen werden. Auch auf dem Westenhellweg in Dortmund gibt es eine Orsay-Filiale.
Orsay-Aus: Corona-Pandemie und Ukraine-Krieg als Sargnagel
Als Grund erklärte ein Unternehmenssprecher der Rheinischen Post, dass sowohl die Corona-Pandemie als auch der Krieg in der Ukraine nachteilige Auswirkungen aus das Konsumverhalten der Verbraucher gehabt habe. Das angestrebte „Insolvenzverfahren in Eigenverantwortung“, auf das man „große Hoffnungen gesetzt hatte“, könne unter diesen Umständen nicht fortgeführt werden.
Wie auch der SWR berichtet, gebe es wegen der Folgen des Ukraine-Kriegs und der Corona-Pandemie „keine Hoffnung auf eine erfolgreiche Sanierung“. Und geht es nach Handelsexperten Gerrit Heinemann, dann mache die Schließung bald schon Schule.
Nach Orsay-Aus: Handelsexperte prognostiziert weitere Schließungen von Modeketten
Der DPA prognostizierte der Professor von der Hochschule Niederrhein, Orsay werde „nicht der letzte textile Einzelhändler sein, den es dieses Jahr umhaut“. Schließlich habe der stationäre Textilhandel in Zeiten der Pandemie schon hohe Umsatzeinbußen hinnehmen müssen und aktuell seien die Innenstädte noch deutlich schlechter besucht, als vor Corona. Ein Blick nach Dortmund, wo es in der Thier-Galerie jüngst immer wieder zu Schließungen kommt, gibt dem Experten recht.
Auf die Zukunft der Modeketten angesprochen, sagt Heinemann ein düsteres Szenario voraus und verweist auf „zwei Erschwernisse, die eine Erholung des Textilgeschäfts quasi unmöglich machen“. Einerseits habe der Ukraine-Krieg zu einem Nachfrageschock geführt, andererseits gebe es „Lieferkettenprobleme durch die Corona-Politik in China“. Unter diesen Umständen könnten Händler nicht planen und wüssten nicht, ob ihre Ware für die kommende Wintersaison ankomme.
Nach Orsay-Aus: Professor empfiehlt Mitarbeitern einen Wechsel in die Lebensmittelbranche
Der Experte rät, sich aus der „Abhängkeitsfalle von China“ zu befreien und wieder näher an der Heimat zu produzieren. Den gekündigten Mitarbeitern empfiehlt er eine Umschulung, denn im Bekleidungshandel könnte es für sie schwer werden, nochmals Fuß zu fassen. Stattdessen empfiehlt er einen Wechsel in die Lebensmittelbranche, wo die Perspektive besser sei. Schließlich seien Mitarbeiter im Handel immer gefragt.
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