Knabberei
Nüsse im Test: Öko-Test warnt vor Radioaktivität bei einer Sorte
Die Paranuss liefert zahlreiche Vitamine, Mineralien – und laut Öko-Test auch Radioaktivität. Können die Nüsse unbedenklich weiter geknabbert werden?
Dortmund — „Fettig, aber gesund“, so beschreibt das International Center for Well-Being (ICWB) die Paranuss auf seiner Homepage. Die Nüsse enthalten trotz ihres hohen Fettanteils (mehr als 60 Prozent) viele Nährstoffe, die den Körper stärken und vor Krankheiten schützen sollen. Jetzt stellte Öko-Test jedoch fest, dass die süßliche Knabberei strahlenbelastet ist. Aber wie kommt es dazu?
Paranüsse können mehr Radium als die Gesamtnahrung in Deutschland aufweisen
Bisher war die Paranuss bekannt für Nährstoffe wie Magnesium, Vitamin B1 und vor allem Selen, welches unter anderem Zellschädigung verhindert. Nach Angaben des Bundesamts für Strahlenschutz (BfS) können Paranüsse jedoch „rund tausendfach höhere Radiumgehalte als die Gesamtnahrung in Deutschland aufweisen“. Der Grund dafür liegt in der Natur.
Die „kleinen Nährstoffbomben“ wachsen nämlich an südamerikanischen Paranussbäumen. Diese werden nicht nur bis zu 60 Meter hoch, sondern verfügen auch über ein tiefgehendes Wurzelwerk. Über die Wurzeln werden jedoch im hohen Maße Bodensubstanzen wie das radioaktive Radium aufgenommen. Der Stoff landet dadurch nicht nur in der Pflanze, sondern auch in den Paranüssen und den Kernen. Zu diesem Ergebnis kommt auch Öko-Test.
Ökotest: Paranüsse enthalten Radium, Barium und Perchlorat
Laut Öko-Test haben Paranüsse „ein Problem mit radioaktivem Radium, zu viel Barium und Perchlorat“. Unter anderem deshalb fielen 13 von 21 Produkten im Ergebnis mit mangelhaft oder ungenügend durch. „Die natürliche Strahlenbelastung im Jahr beträgt laut BfS in Deutschland pro Person durchschnittlich etwa 2100 Mikrosievert (µSv). In etwa 300 µSv entfallen auf unsere Ernährung“, heißt es in dem Bericht des Testmagazins.
Der radioaktive Wert der Nüsse wirkt dabei zunächst erschreckend hoch. Auf ihrer Homepage schreibt Öko-Test: „Mit dem Verzehr von zwei Paranüssen pro Tag kämen laut Behörde 160 µSv jährlich hinzu. Unsere Tests im Labor zeigen vergleichbare Radiumwerte zwischen 84 und 188 µSv.“
Damit wäre durch den Verzehr von zwei Paranüssen, die knapp 16 Nusskerne enthalten, in etwa die Hälfte der jährlichen Strahlenbelastung durch Ernährung erreicht. Sollte deswegen auf den energiereichen Snack verzichtet werden? (Alle News zu Rückrufen und Warnungen auf RUHR24 lesen).
Gesundheitliche Folgen durch Paranüsse eher unwahrscheinlich
Für einen Verzicht würde auch sprechen, dass laut Öko-Test zehn der 21 getesteten Produkte zu viel Barium enthalten. Dies könne zu „Bluthochdruck oder Beeinflussung der Nierenfunktion führen“, heißt es in dem Bericht. Trotzdem müsse laut Öko-Test nicht gänzlich auf die Knabberei verzichtet werden, weil „bei einer Strahlenbelastung in dieser Höhe niemand mit negativen gesundheitlichen Folgen“ rechnen müsse.
Anette Dohrmann, Leiterin des Öko-Testmagazins, hat jedoch eine klare Meinung: „Schade, dass Radioaktivität die Bilanz von Paranüssen trübt. Anbieter sollten auf der Verpackung deutlich darauf hinweisen.“ Weiterhin wird empfohlen, Paranüsse nur reduziert zu essen und sich den täglichen Selenbedarf lieber über Nahrungsergänzungsmittel zuzuführen.
Geschmacklich fielen übrigens fünf von 21 Nusspackungen negativ auf, weil sie ranzig, muffig oder chemisch schmeckten. Im Übrigens sollten Nussliebhaber auch beim Verzehr von anderen Nüssen aufpassen. Walnüsse können beispielsweise giftig sein. Ein weiterer Öko-Test führte zudem zuletzt zu der Erkenntnis, dass niemals Rosen zum Valentinstag gekauft werden sollten.
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