Initiative ZeroCovid fordert massiven Shutdown – Vorstoß wird heiß diskutiert
Schluss mit Lockdown-light. Das fordert die Initiative ZeroCovid und schlägt einen radikalen Shutdown vor, um der Corona-Pandemie endlich ein Ende zu setzen. Aber wie sinnvoll ist das Vorhaben?
Berlin - „Das Ziel heißt Null Infektionen!“ So lautet der Aufruf, der am Mittwoch (13. Januar) von der neu gegründeten Initiative ZeroCovid veröffentlicht wurde. Da die bisherigen Maßnahmen in der Corona-Pandemie scheinbar zu keinem wirklichen Erfolg führen, fordern die Menschen hinter der Kampagne nun ein radikales Durchgreifen und einen mehrwöchigen, europaweiten Shutdown. Doch wie soll das genau aussehen?
Kampagne | ZeroCovid |
Initiatoren | Wissenschaftler, Autoren und Mitarbeiter des Gesundheitswesen |
Ziel: | Null Corona-Neuinfektionen mithilfe eines solidarischen Shutdowns |
ZeroCovid: Was die Initiative jetzt fordert
Seit knapp einem Jahr hat die Corona-Krise das öffentliche Leben fest im Griff - trotz Impfung, Lockdown und Ausgangssperren sinken die Zahlen nicht in dem Maße, wie erhofft. Die Initiative ZeroCovid formuliert es auf ihrer Webseite noch drastischer: „Tausende Menschen sterben jeden Tag und noch viel mehr erkranken. Der Erreger breitet sich rasend schnell aus, von Mutationen des Coronavirus noch beschleunigt.“
Und weiter: „Die Maßnahmen der Regierungen reichen nicht aus: Sie verlängern die Pandemie, statt sie zu beenden, und gefährden unser Leben.“ Die bisherigen Strategien, wie beispielsweise „flatten the curve“ seien gescheitert, weshalb es nun an der Zeit sei, einen „radikalen Strategiewechsel“ einzuläuten, heißt es in dem Aufruf von ZeroCovid.
Corona-Pandemie beenden: ZeroCovid fordert einen radikalen Strategiewechsel
Die Initiative, die von Wissenschaftlern, Autoren und zahlreichen Mitarbeitern aus dem Gesundheitswesen ins Leben gerufen und unterzeichnet wurde, gibt auch einen genauen Plan vor, wie das Ziel von Null Neuinfektionen mit dem Coronavirus ihrer Meinung nach zu erreichen sei.
ZeroCovid orientiert sich dabei an einem internationalen Aufruf von Wissenschaftlern, der bereits im Dezember vergangenen Jahres veröffentlicht wurde. Die Experten legten ein Konzept vor, mit dem man die Kontrolle über die Infektionen zurückgewinnen einen Ping-Pong-Effekt bei der Zahl der Neuinfektionen in Zukunft vermeiden könne. Eine Idee der 20 Wissenschaftler lautet: Eine europaweit einheitliche Strategie sowie keine frühzeitigen Lockerungen der Maßnahmen.

ZeroCovid: Das ist der 5-Punkte-Plan der Initiative zur Beendung der Pandemie
Die Kampagne ZeroCovid möchte die Pandemie allerdings nicht nur unter Kontrolle bringen, sondern beenden. Anstatt 200, 50 oder 25 Neuinfektionen, seien Null neue Corona-Fälle das Ziel - daher auch der Name der Kampagne. Der Plan, wie das zu erreichen sei, besteht aus fünf wesentlichen Punkten:
- Gemeinsam runter auf Null: Eine solidarische Pause von einigen Wochen und ein Shutdown, der konsequent umgesetzt wird. Das heißt: Kontakte auf ein Minimum einschränken - auch am Arbeitsplatz. Die gesellschaftlich nicht dringend erforderlichen Bereiche der Wirtschaft müssen für eine kurze Zeit stillgelegt und Fabriken, Büros, Betriebe, Baustellen, Schulen geschlossen sowie die Arbeitspflicht ausgesetzt werden. Diese Pause muss so lange dauern, bis die oben genannten Ziele (Null Neuinfektionen) erreicht sind.
- Niemand darf zurückgelassen werden: Menschen können nur zu Hause bleiben, wenn sie finanziell abgesichert sind. Deshalb ist ein umfassendes Rettungspaket für alle nötig. Kinder erhalten Unterricht online, notfalls in Kleingruppen.
- Ausbau der sozialen Gesundheitsinfrastruktur: Der gesamte Gesundheits- und Pflegebereich muss sofort und nachhaltig ausgebaut werden. Löhne und Personal müssen aufgestockt sowie die bisherigen Privatisierungen im Gesundheitssektor rückgängig gemacht werden.
- Impfstoffe sind globales Gemeingut: Eine globale Pandemie lässt sich nur global besiegen. Öffentliche und private Unternehmen müssen umgehend die erforderliche Produktion von Impfstoffen vorbereiten und durchführen. Impfstoffe sollten der privaten Profiterzielung entzogen werden. Sie sind ein Ergebnis der kreativen Zusammenarbeit vieler Menschen, sie müssen der gesamten Menschheit gehören.
- Solidarische Finanzierung: Die notwendigen Maßnahmen kosten viel Geld. Die Gesellschaften in Europa haben enormen Reichtum angehäuft, den sich allerdings einige wenige Vermögende angeeignet haben. Mit diesem Reichtum sind die umfassende Arbeitspause und alle solidarischen Maßnahmen problemlos finanzierbar. Darum verlangen wir die Einführung einer europaweiten Covid-Solidaritätsabgabe auf hohe Vermögen, Unternehmensgewinne, Finanztransaktionen und die höchsten Einkommen.
Radikaler Shutdown von ZeroCovid gefordert: Das sind die Reaktionen
Die Reaktionen auf den Appell der Initiative sind gespalten. So betiteln einige User in den sozialen Netzwerken die Vorschläge als naiv und utopisch. Andere befürchten, dass eine weitere Verschärfung der aktuellen Maßnahmen, wie sie von ZeroCovid gefordert wird, von der Gesellschaft nicht länger getragen wird und ein Aufstand droht. Eine Anspielung auf die Demonstrationen der Corona-Leugner der vergangenen Monate, zu denen die Idee von ZeroCovid ein echtes Kontrastprogramm und eine Gegenbewegung darstellt.
Andere wiederum befürworten die Idee und halten das Konzept für vernünftig und zielführend. Nicht zuletzt haben sich der Kampagne bereits einige bekannte Persönlichkeiten, wie die Klimaaktivistin Luisa Neubauer oder die Musiker Sookee und Ted Gaier angeschlossen. Wer den Plan ebenfalls gutheißt, kann auf der Webseite von ZeroCovid die Kampagne unterstützen und die Petition unterschreiben, die dann der Regierung vorgelegt werden soll. Aber was sagt die Wissenschaft dazu? Wäre ein solch radikaler Plan möglich - und würde er überhaupt zum Ziel führen?
Null Neuinfektionen als Ziel von ZeroCovid: Was die Wissenschaft dazu sagt
Zu der Initiative selbst hat sich noch kein Wissenschaftler konkret geäußert. Allerdings haben sich auch zahlreiche Ärzte, Politikwissenschaftler und Soziologen ZeroCovid angeschlossen. Und auch aus wissenschaftlichen Kreisen gab es erst kürzlich einen ähnlichen Vorschlag.
Die drei Pandemie-Experten Yaneer Bar-Yam, Stephen Duckett und Dr. Matthias F. Schneider fordern eine Exit-Strategie, wie sie bereits in Australien oder Neuseeland erfolgreich gewesen sei. Aufgrund harter und konsequenter Maßnahmen habe man dort nahezu das Ziel ZeroCovid erreicht. Ähnlich sahen allerdings auch die Pläne in China mit der „Zero-COVID Strategy“ aus - doch hier steigen die Zahlen aktuell wieder.