Astrazeneca: Plan für Zweitimpfung steht fest – doch WHO hat Einwände
Das Hin und Her um den Corona-Impfstoff von Astrazeneca reißt nicht ab. Zwar hatte die Ständige Impfkommission eine einfache Lösung vorgeschlagen, trifft damit aber auf Gegenwind.
Update, Dienstag (13. April), 22.51 Uhr: Dortmund – Menschen unter 60 Jahren, die bereits eine erste Dosis von Astrazeneca erhalten haben, sollen für die zweite Impfung ein anderes Vakzin verimpft bekommen. Darauf haben sich jetzt die Gesundheitsminister von Bund und Ländern in Abstimmung mit der Stiko einstimmig geeinigt.
„Die Lösung, die jetzt gefunden wurde, bietet einen guten Schutz für die Menschen“, sagte der Vorsitzende der Gesundheitsministerkonferenz, Klaus Holetschek, der Deutschen Presse-Agentur. Möglich seien demnach etwa Zweitimpfungen mit den Impfstoffen von Biontech/Pfizer oder Moderna.
Erstmeldung, Dienstag (13. April), 7.44 Uhr: Bislang ist es ein Drama in drei Akten. Akt eins: Astrazeneca darf nur an jüngere Menschen verimpft werden. Akt zwei: Impfstopp von Astrazeneca aufgrund gefährlicher Hirnvenenthrombosen. Akt drei: Der britische Impfstoff darf nur noch an unter 60-Jährige verabreicht werden. Doch der sprichwörtliche Vorhang ist noch nicht gefallen, denn weiterhin unklar ist, was mit den unter 60-Jährigen passieren soll, die bereits eine erste Dosis des umstrittenen Impfstoffs erhalten haben.
Unternehmen | Astrazeneca |
Impfstoff | Vaxzevria |
Gründung | 6. April 1999 |
Astrazeneca-Zweitimpfung: WHO spricht sich gegen Corona-Kreuzimpfungen aus
Die unkomplizierte Lösung der Ständigen Impfkommission (Stiko) hieß: Personen unter 60 Jahren, die die Erstimpfung mit Astrazeneca bekommen haben, sollen die Zweitimpfung mit einem der mRNA-Impfstoffe bekommen – also von Biontech/Pfizer oder Moderna. Immerhin meinte der Vorsitzende der Stiko, Thomas Mertens, gegenüber der Rheinischen Post, dass es bei einer Zweitimpfung mit einem anderen Impfstoff sogar eine bessere Schutzwirkung geben könne.
Doch das letzte Wort ist bisher noch nicht gesprochen und die Empfehlung der Stiko, bleibt zunächst nur eine Empfehlung. Denn es gibt auch Gegenstimmen. So spricht die Weltgesundheitsorganisation (WHO) laut Deutscher Presse-Agentur keine Empfehlung für die sogenannten Kreuzimpfungen gegen das Coronavirus aus.
Astrazeneca mit anderen Impfstoffen kombinieren – Virologe Streeck zeigt sich überrascht
Denn für dieses Vorgehen würden laut WHO noch keine ausreichenden Daten vorliegen. Wie die Sprecherin der WHO, Margaret Harris, gegenüber der dpa erklärt, ist es noch unklar, ob es mögliche Risiken gäbe, wenn nach einer ersten Dosis Astrazeneca eine zweite Dosis eines anderen Impfstoffs verabreicht wird. Harris bezog sich bei ihren Aussagen auf eine vorläufige Empfehlung eines WHO-Expertengremiums von Februar. Demnach solle vorläufig das gleiche Produkt für beide Teilimpfungen verabreicht werden.
Die Experten der WHO fordern zunächst weitere Forschungen, um die Mischung von Impfstoffen zu überprüfen. Mit der Ansicht steht die WHO nicht allein dar. Auch der bekannte NRW-Virologe Hendrik Streeck findet, es sei zu früh, die Vakzinen zu vermischen und zeigte sich überrascht über die Stiko-Empfehlung (mehr News zum Coronavirus in NRW bei RUHR24).
Astrazeneca: Länder-Gesundheitsminister und Jens Spahn wollen über weiteres Vorgehen beraten
„Da sind die klinischen Studien noch nicht gelaufen. Ich hielte es für notwendig, sich an die Regeln zu halten und abzuwarten, ob die Studien erfolgreich sind“, sagte der Virologe Hendrik Streeck der Fuldaer Zeitung*. Die Entscheidung allerdings, Astrazeneca nicht mehr an unter 60-Jährige zu verabreichen, halte er für „nachvollziehbar“ – auch wenn der Impfstoff an sich gut und sicher sei.

Das letzte Wort in der Posse um den Astrazeneca-Impfstoff ist allerdings noch nicht gesprochen. Denn die Gesundheitsminister der Bundesländer und der Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) haben auch noch ein Wörtchen mitzusprechen. Eigentlich wollten sie sich bereits in der vergangenen Woche zu dem weiteren Vorgehen beraten – doch die Entscheidung wurde zunächst vertagt.
Wie Deutschlandfunk berichtet, wollen sich die Gesundheitschefs unter Einbeziehung der Ständigen Impfkommission (Stiko) am Dienstag (13. April) erneut beraten. Denn der Druck steigt in Deutschland, laut Spahn haben bisher 2,2 Millionen Bürger unter 60 eine erste Impfung mit Astrazeneca erhalten. Ohne zweite Impfdosis sind sie nicht ausreichend vor dem Coronavirus geschützt – eine zweite Dosis ist notwendig. Fragt sich nur mit welchem Impfstoff. *Die Fuldaer Zeitung ist Teil des Redaktionsnetzwerks von IPPEN.MEDIA