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Aufschrei wegen Aktienrente: Rentnern droht revolutionäre Änderung

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Von: Sven Fekkers

Die Bundesregierung plant eine Renten-Revolution. Dabei soll auf eine Entlastung der Beitragszahler gesetzt werden. An dem Vorhaben gibt es Kritik.

Dortmund – Die gesetzliche Rentenversicherung liegt bereits seit längerem auf der Krankenstation. Deutschlands Altersvorsorge lechzt nach Veränderung; nach einer dringend benötigten und vitalisierenden Frischzellenkur. Daher plant die Bundesregierung jetzt einen Systemwechsel.

Renten-Revolution: Regierung will Altersvorsorge in Deutschland umkrempeln

„Schon heute reichen die Beiträge in der gesetzlichen Rentenversicherung nicht aus“, betont der stellvertretende FDP-Fraktionsvorsitzende Christian Dürr bereits 2021 in der Bundespressekonferenz. „Alleine 2021 müssen 106 Milliarden Euro aus dem Bundeshaushalt in die Rentenversicherung fließen“, führte der 45-Jährige fort.

Aktuell ist die gesetzliche Rentenversicherung umlagefinanziert. Während man arbeitet, zahlt man einen Beitrag in die Rentenkasse. Dieses Geld wird dann an die aktuellen Rentner ausgezahlt. Aktuell stößt dieses System an seine Grenzen. Stark vereinfacht ausgedrückt gibt es zu wenige einzahlende Arbeitnehmer für eine immer größer werdende Anzahl von Rentnern.

Renten-Revolution: Regierung setzt bei Altersvorsorge auf Entlastung – Aktien sollen helfen

Auf Dauer wird die gesetzliche Rentenversicherung somit unfinanzierbar. Die deutsche Altersvorsorge ist reformationsbedürftig. Daher setzt Bundesfinanzminister Christian Lindner (44, FDP) jetzt auf eine Renten-Revolution.

Zur Stabilisierung und Entlastung der Rente will die Bundesregierung zukünftig auf den Kapitalmarkt setzen. Genauer gesagt sollen hierzu jährlich 10 Milliarden Euro in Aktienfonds investiert werden. Beim Bundesvorsitzenden der FDP heißt das Vorhaben „Generationenkapital“.

Renten-Revolution: Regierung setzt Entlastung bei der Altersvorsorge um – Aktienrente soll kommen

Insgesamt soll demzufolge laut Lindners Plänen über einen Zeitraum von 15 Jahren ein dreistelliger Milliardenbetrag auf dem Kapitalmarkt angelegt werden. Im Koalitionsvertrag sei vereinbart worden, auf Rentenkürzungen und ein höheres Renteneintrittsalter zu verzichten. „Um diese Zusage generationengerecht abzusichern, werden wir zur langfristigen Stabilisierung von Rentenniveau und Rentenbeitragssatz in eine teilweise Kapitaldeckung der gesetzlichen Rentenversicherung einsteigen“, so der Bundesfinanzminister.

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Renten-Revolution: So soll die Aktienrente in Deutschland funktionieren

Bislang kennt man die sogenannte Aktienrente vor allem aus Schweden. Im skandinavischen Vorzeigemodell werden eigene Rentenversicherungsbeiträge in Aktienfonds investiert. Die bisherigen Pläne der Bundesregierung sehen jedoch nicht vor, dass die eigenen Rentenansprüche steigen.

Vielmehr sollen durch das „Generationenkapital“ mit Mitteln aus dem Finanzhaushalt Rücklagen geschaffen werden, die dafür sorgen, dass die Beiträge zur Rentenversicherung weniger schnell steigen. Wer für eine höhere eigene Rente im Alter sorgen will, sollte sich selbst mit dem Thema Aktien beschäftigen.

Renten-Revolution: Regierung erntet massive Kritik für Aktienrente (Generationenkapital)

Die geplanten Entlastungen des gesetzlichen Rentensystems stoßen jedoch auch auf Kritik, beispielsweise aus dem Sozialverband Deutschland (SoVD): „Der SoVD ist davon überzeugt, dass auf dem Aktienmarkt keine guten Rentenpolitik zu machen ist! Die Menschen brauchen für ihre Altersvorsorge Sicherheit“, entgegnet Vorstandsvorsitzende Michaela Engelmeier im Gespräch mit den Zeitungen der Funke Mediengruppe.

Christian Lindner.
Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) plant die Einführung eines sogenannten „Generationenkapitals“. © Uwe Koch/Eibner-Pressefoto/Imago

Während zunächst geplant ist, dass das „Generationenkapital“ aus dem Bundeshaushalt finanziert wird, denkt Bundesfinanzminister Lindner bereits weiter: „Wenn dereinst sich dieses Modell bewährt hat, was spricht dann dagegen, dass auch die Beitragszahler in die zukünftige Stabilität der Rente mit investieren?“, sagte der FDP-Politiker in der ARD-Sendung „Bericht aus Berlin“.

Auf dieses Vorhaben reagierte Anja Piel, Vorstandsmitglied vom Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB), entschieden: „Sollte der Finanzminister weiter davon träumen, für sein Projekt der Aktienrente mit dem Geld der Beitragszahler zu zocken, kann er sich warm anziehen. Lindner muss mit dem erbitterten Widerstand aller Gewerkschaften rechnen; Beiträge sind für die solide Finanzierung der Renten da und nicht für Spekulationen an Aktienmärkten“, stellte sie gegenüber der Neuen Osnabrücker Zeitung klar.

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