Energiewende
Gasheizungs-Verbot hat teure Folgen – 30 Millionen Haushalte sind betroffen
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Robert Habeck hat Öl- und Gas-Heizungen den Kampf angesagt. Doch Immobilien-Eigentümer, die nicht rechtzeitig auf Erneuerbare umsteigen, müssen beim Verkauf mit dicken Wertverlusten rechnen.
Berlin – Die heftigen Diskussionen über den Gesetzesentwurf aus dem Haus von Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) reißen nicht ab. Im Februar war durchgesickert, dass das Wirtschaftsministerium ab 2024 den Einbau neuer Öl- und Gasheizungen gänzlich verbieten will. Stattdessen müssen nach und nach alle Heizungen zu 65 Prozent Wärme aus Erneuerbaren Energien erzeugen. Ab 2045 soll dem Entwurf zufolge dann ein Betriebsverbot für reine Öl- oder Gasheizungen folgen, berichtet hna.de.
Verbot von Öl- und Gas-Heizungen: Wert von Immobilien droht drastisch zu fallen
Der Entwurf sorgt bei vielen Immobilienbesitzern für Unsicherheit. Die Kosten für den Einbau einer neuen Heizung sind enorm – und wenn jetzt die Nachfrage steigt, drohen sie nur noch weiter anzuziehen. Wer aber nicht mitmacht, muss ebenfalls Konsequenzen fürchten: Neben einem möglichen Bußgeld, verliert eine energieineffiziente Immobilie an Wert.
Wie Gesa Crockford, Geschäftsführerin bei Immoscout24, dem Handelsblatt sagte, sei beim Wertverlust nicht nur der Energieträger von Bedeutung. Vielmehr gehe es um die Energieklasse einer Immobilie. „Unabhängig von den Plänen zum Verbot von Gas- und Ölheizungen sehen wir schon jetzt, dass energieeffiziente Immobilien entgegen dem aktuellen Trend wertstabil sind und Gebäude mit einer schlechten Energieklasse im Wert sinken“, so Crockford.
Wert einer Immobilie wird auch durch Energieklasse bestimmt – großer Wertverlust droht
Es gibt neun Energieklassen, von A+ bis H. Entscheidend für die Einstufung ist der Energiebedarf der Immobilie. Dieser resultiert nicht nur aus der Heizungsanlage, sondern auch aus Faktoren wie der Dämmung, energetische Schwachstellen, sowie Größe und genutzten Potenziale einer Immobilie. Die Berechnung einer Energieklasse übernehmen Experten. Wichtig zu wissen ist aber, dass der Endenergiekennwert die entscheidende Größe ist. Der Energiekennwert besagt, wie viel Energie die Immobilie tatsächlich im Jahr verbraucht. Angegeben wird er in Kilowattstunden (kWh) pro Quadratmeter Nutzfläche (m2a).
Energieklasse | Endenergiewert |
---|---|
A+ | bis 30 kWh/m2a |
A | 30-50 kWh/m2a |
B | 50-75 kWh/m2a |
C | 75-100 kWh/m2a |
D | 100-130 kWh/m2a |
E | 130-160 kWh/m2a |
F | 160-200 kWh/m2a |
G | 200-250 kWh/m2a |
H | über 250 kWh/m2a |
In Deutschland haben aktuell rund ein Drittel aller Wohnungen eine Energieklasse von F, G oder H. Nur 13 Prozent der Immobilien haben eine Energieklasse von A+, A oder B. Bei den Neubauten sind es immerhin 71 Prozent, heißt es in einer Studie des Immobiliendienstleisters McMakler von 2021. Demnach haben die meisten Immobilien in Deutschland (75 Prozent) eine Energieklasse von D oder niedriger. Für die Eigentümer dieser Immobilien wird der größte Wertverlust prognostiziert, wenn keine Gebäudesanierung stattfindet.
Habecks Heizungspläne betrifft über 30 Millionen Haushalte
Nach Angaben des Bundesverbands der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) heizten im Jahr 2021 von den 43 Millionen Haushalten in Deutschland 49,5 Prozent mit Gas (inklusive Biomethan und Flüssiggas). Weitere 24,8 Prozent heizten mit Öl. Damit sind von den Plänen des Wirtschaftsministeriums fast 75 Prozent aller Haushalte betroffen, also gut 32 Millionen Haushalte.
Bei den Neubauten sahen die Zahlen im Bericht des BDEW aber schon etwas anders aus: In 26,2 Prozent der neuen Immobilien wurden Gasheizungen installiert. Die Hälfte (43,6 Prozent) setzte allerdings auf eine Wärmepumpe. 22,7 Prozent wurden von Fernwärme versorgt. Lediglich 0,3 Prozent aller Neubauten installierten eine Ölheizung.
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Die Pläne von Wirtschaftsminister Habeck werden voraussichtlich diejenigen besonders treffen, die erst kürzlich eine Gasheizung installiert haben. Die muss nämlich bis 2045 raus, auch wenn sie eigentlich noch einsatzbereit ist. Und solange die Gasheizung noch drin ist, wird die Immobilie immer mehr an Attraktivität und Wert verlieren. Nicht nur, weil sie laut Regierungsbeschluss rausmuss, sondern vor allem, weil das Betreiben einer Gasheizung künftig zu teuer wird. Beim Verkauf einer Immobilie mit Gasheizung wird das sicher künftig eine erhebliche Rolle spielen.
Rubriklistenbild: © Petr Svancara/CTKPhoto/Imago