Veganer Fisch im Test: Produkte von Rewe, Edeka und Aldi mit großer Schwachstelle
Was taugen fischfreie Fischprodukte? Dieser Frage ist jetzt die Verbraucherzentrale Hamburg auf den Grund gegangen. Ihr Fazit: Die Hersteller haben noch Luft nach oben.
Deutschland – Immer mehr Menschen ernähren sich heutzutage vegan. Diesen Ernährungstrend macht sich auch die Lebensmittelindustrie zunutze: Lebensmittel mit dem Vegan-Label sind ein riesiger Absatzmarkt. Neben veganen Würstchen, Burgern oder anderen Fleischprodukten sind mittlerweile auch Fischstäbchen (und weitere Fischerzeugnisse) ohne Fisch im Handel erhältlich. Aber wie gut sind solche Alternativen wirklich? Das hat die Verbraucherzentrale Hamburg nun herausgefunden (weitere Testberichte auf RUHR24).
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Vegan ohne Verzicht: „Falscher Fisch“ mit „echtem Fischgeschmack“ ist im Trend
Viele Veganer möchten trotz ihrer bewussten Entscheidung für diese Ernährungsweise auf möglichst „echten“ Fleisch- oder eben auch Fisch-Genuss nicht verzichten. Aktuell kommen daher neben Fleischersatz-Produkten auch immer mehr Fisch-Alternativen in den Handel. Was die Industrie freut, da sich hier ein ganz neuer Markt auftut, sehen einige Ernährungsexperten kritisch.
Der Grund: Zwar gilt der Verzicht auf Fleisch als sinnvoll, allerdings sind Fleisch-Alternativen oftmals viel zu stark verarbeitet. Daher werden Zusatz- oder sogar Schadstoffe immer wieder zum Problem. So hat Öko-Test beispielsweise entdeckt, dass veganes Hack häufig mit Mineralöl belastet ist. Auch Veggie-Würstchen waren im Test mit Mineralöl belastet.
Veggie-Fisch im Test: Produkte von Aldi, Rewe und Edeka auf dem Prüfstand
Für ihren Veggie-Fisch-Test hat die Verbraucherzentrale Hamburg insgesamt zwölf Produkte untersucht. Die Fisch-Alternativen stammen aus dem Biomarkt Denns sowie Aldi Nord, Rewe und Edeka (mehr News zu Aldi auf RUHR24).
Im Gegensatz zum stark boomenden Markt für Fleischalternativen ist das Angebot an „Pflanzen-Fisch“ in den Supermärkten und Discountern insgesamt noch überschaubar – aber es wird ständig mehr. Am häufigsten finden sich dort derzeit „Fischstäbchen“. Unter den getesteten Produkten sind daher acht pflanzliche Fischstäbchen-Alternativen, zwei lachsähnliche Produkte sowie zweimal Tunfisch-Ersatz. Wie 24vita berichtet, muss vegane Ernährung im Allgemeinen auch nicht teurer sein*.
Veganer Fisch im Test: Diese pflanzlichen „Fischerzeugnisse“ wurden geprüft
Das sind sechs der insgesamt zwölf getesteten Produkte:
- Vegane Fischstäbchen (Rewe): Vantastic Fish Fingers (Rodag Food GmbH)
- Vegane Fischstäbchen (Edeka): Vivera Vegane Knusprige Stäbchen Fisch-Art (Vivera B.V.)
- Vegane Fischstäbchen (Aldi Nord): Mein Veggie Tag Vegane Fischstäbchen (Ponnath GmbH)
- Vegane Fischstäbchen (Rewe): Green Cuisine Vegane „Fischstäbchen“ (Iglo GmbH)
- Veagner Lachs (Denns Biomarkt): Räucher Lax (RiCE UP onigiri GmbH)
- Veganer Tunfisch (Edeka): Tofu-Thuna (Lord of Tofu Dörte & Freddy Ulrich GbR)
Als Alternativen für den Fisch enthalten die Produkte insbesondere die folgenden pflanzlichen Zutaten:
- Schwarzwurzel,
- Jackfrucht,
- Möhren,
- Soja-Tofu
- oder Weizeneiweiß.
Verbraucherzentrale: Veggie-Fisch trägt zum Gleichgewicht der Meere bei
Zunächst die gute Nachricht: Viele der Hauptzutaten – mit Ausnahme von der Jackfrucht – kommen laut Verbraucherzentrale aus Deutschland oder Europa. Das sei – so die Tester – ein „klarer Pluspunkt“ gegenüber echtem Fisch. Denn dieser wird oftmals im entfernten Pazifik gefangen – und hat damit eine schlechtere Umweltbilanz.
Zugleich sind die Meere bekanntlich extrem überfischt. Wie der WWF berichtet, gelten weltweit 33 Prozent der kommerziell genutzten Fischbestände als überfischt und 60 Prozent als maximal genutzt (Stand 2018). Die Fischerei ändere damit das Gleichgewicht des natürlichen Öko-Systems und das sei eine Bedrohung für die Meere. Vegane Fisch-Alternativen könnten daher dazu beitragen, das Gleichgewicht der Meere wieder herzustellen, meint die Verbraucherzentrale Hamburg.
Zu wenig Eiweiß: Nährstoffgehalt von veganem Fisch überzeugt nicht
Leider fällt die Nährstoff-Bilanz weniger gut aus. Ein Problem bei veganen Alternativen: Sie enthalten zumeist deutlich weniger Eiweiß als echter Fisch. Und das, obwohl auf den Packungen zumeist mit Adjektiven wie „eiweißreich“ bzw. „proteinreich“ geworben wird.
Produkte auf Basis von Weizen- oder Sojaprotein enthalten insgesamt mehr Eiweiß. Allerdings wird Weizenprotein (Gluten) auch von vielen Verbrauchern bewusst vermieden.
Veggie-Fischstäbchen nicht gesünder: Wertvolle Omega-3-Fettsäuren fehlen
Ein weiterer Schwachpunkt von fischfreiem Fisch: Die in echten Fischerzeugnissen so geschätzten Omega-3-Fettsäuren kommen zu kurz. Etwas besser schneiden in diesem Zusammenhang Produkte mit Leinöl oder Rapsöl ab – beides Öle, die viel davon enthalten.
Andererseits ist der Salzgehalt bei vielen Produkten zu hoch. Letzteres ist auch bei veganem Fleischersatz immer wieder ein Problem.
Fazit: Besser frisch kochen – Veggie-Fisch sollte nur hin und wieder auf dem Teller landen
Erfreulich: An den Zusatzstoffen und Aromen, die den Fisch-Alternativen ihren fischigen Geschmack verleihen, haben die Verbraucherschützer im Test nichts auszusetzen. Dennoch raten sie Verbrauchern grundsätzlich beim Kauf von Fisch-Ersatz immer zuerst auf die Inhaltsliste zu schauen.
Um die Lust auf Fisch zu stillen, so das Fazit, seien die Produkte durchaus ab und an eine umweltfreundliche Alternative. Grundsätzlich teilen die Verbraucherschützer aber die Meinung vieler Ernährungsexperten: Statt auf stark verarbeitete Veggie-Produkte zu setzen, sollte man besser aus frischen Zutaten selber (vegan) kochen.
Viel zu teurer: Preise für pflanzlichen Fischersatz verärgern Verbraucher
Der größte Minus-Punkt von Veggie-Fisch ist aber ganz eindeutig der Preis. So sind die acht getesteten „Vischstäbchen“ im Schnitt 50 Prozent teurer als die entsprechenden Fischerzeugnisse. Ein Produkt ist sogar um 118 Prozent teurer als sein nicht-veganes Pendant.
Diese Preispolitik kritisieren die Verbraucherschützer aufs Schärfste. Es sei „nicht nachvollziehbar“, so die Kritik, dass Verbraucher trotz preiswerter Inhaltsstoffe für Veggie-Produkte mehr zahlen. Um den Klima- und Umweltschutz voranzubringen, dürften pflanzliche Lebensmittel nicht grundsätzlich teurer sein als tierische Produkte.