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Große EU-Änderung beim Führerschein – mit Folgen für Millionen Rentner

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Von: Vivian Werg

Neue Führerscheinrichtlinien sollen Europas Straßen sicherer machen. Für Rentnerinnen und Rentner sind strengere Regeln geplant.

Kassel/Dortmund – Laut der amtlichen Statistik zum „Fahrerlaubnisbestand“ des Kraftfahrt-Bundesamts (KBA) haben rund 48 Millionen Menschen in Deutschland einen Führerschein (Stand: 2023). Bislang gilt die Regel: Wer in Deutschland einen Pkw- oder Motorradführerschein besitzt, kann auf Lebenszeit damit fahren. Nun soll sich die lebenslange Fahrerlaubnis aber ändern.

Neue Führerschein-Regel: EU will das Autofahren für Rentner verschärfen

Die Europäische Union plant eine umfassende Reform und will neue Führerscheinrichtlinien, vor allem für Seniorinnen und Senioren ab 70 Jahren, verabschieden. Der Gesetzesentwurf der EU sieht auch eine Änderung für ältere Verkehrsteilnehmer und ihre Fahrtüchtigkeit vor.

Für viele Menschen bedeutet Autofahren Freiheit und Flexibilität. Gerade Seniorinnen und Senioren sind heute wesentlich mobiler als früher. Dabei ist ihnen ihre Unabhängigkeit sehr wichtig und sie wollen auch im Alter nicht auf ihre Mobilität verzichten.

Laut KBA-Statistik besitzen in Deutschland über 12 Millionen Frauen und Männer, die der Generation 65 Jahre und älter angehören, einen Führerschein. Viele von ihnen nutzen ihr Auto bis ins hohe Alter.

Große Führerschein-Änderung in der EU – mit Folgen für Rentner über 70 Jahre

Älteren Menschen eilt jedoch der Ruf voraus, im Straßenverkehr unsichere Autofahrer und häufiger in Verkehrsunfälle verwickelt zu sein. Auch wenn Statistiken gegenteiliges aufzeigen, nimmt doch das Reaktionsvermögen und die Beweglichkeit im Alter ab, berichtet hna.de.

Dem Statistischen Bundesamt zufolge haben Seniorinnen und Senioren im Vergleich zu ihrem Bevölkerungsanteil zwar eine unterproportionale Unfallbeteiligung. Dennoch wird immer häufiger diskutiert, ob ältere Autofahrerinnen und Autofahrer ab einem bestimmten Alter überhaupt noch fahren oder ihren Führerschein lieber abgeben sollten. Hierzulande mehrt sich zudem die Forderung nach einer regelmäßigen Überprüfung der Fahrtauglichkeit der Älteren.

Laut Gesetzesentwurf der EU soll sich die Laufzeiten der Führerscheine verändern. Künftig sollen Seniorinnen und Senioren über 70 nur noch Führerscheine erhalten, die für fünf Jahre gültig sind – anstatt einer 15-jährigen Gültigkeit für alle anderen. Damit soll es möglich sein, die regelmäßige Fahrtauglichkeit der Seniorinnen und Senioren zu überprüfen.

Neue Führerschein-Regel für Seniorinnen und Senioren: In einigen EU-Ländern ist es bereits Praxis

Den Mitgliedsstaaten bleibt es überlassen, ob sie dies umsetzen wollen und ob die Verkehrstauglichkeitsprüfungen verpflichtend oder freiwillig sind. Wie der SWR berichtete, sind regelmäßige Gesundheitschecks für ältere Autofahrerinnen und Autofahrer in vielen europäischen Nachbarländern gesetzlich vorgeschrieben. Dort gelten bereits folgende Regeln:

Ein alter und ein neuer Führerschein
Rentner müssen laut den neuen EU-Plänen für Führerscheine ihre Fahrtauglichkeit nachweisen – der ADAC nennt zwei Probleme (Symbolfoto). © Fotostand/K. Schmitt/Imago

Neue Führerschein-Regel: Geplante Maßnahme für Seniorinnen und Senioren stößt auf Kritik

Ob sich die neue Führerschein-Regel für Seniorinnen und Senioren umsetzen lässt, ist noch ungewiss. Der Allgemeine Deutsche Automobil-Club (ADAC) sieht die geplante Maßnahme für Seniorinnen und Senioren kritisch. Demnach kann der Anlass für eine Eignungsuntersuchung aus seiner Sicht nicht allein das Alter sein. „Der EU-Vorschlag zu Fahreignungstests ab dem 70. Lebensjahr geht an der Realität vorbei und kann so nicht bleiben“, so ADAC-Verkehrspräsident Gerhard Hillebrand.

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Laut dem Automobil-Club seien Seniorinnen und Senioren per se keine schlechteren Autofahrer und das Unfallrisiko nicht bedeutend hoch. Daher lehne der ADAC die geplante Maßnahme, die sich auf ein bestimmtes Alter beziehen, entschieden ab. Nicht das Alter sollte über die Fahrtauglichkeit entschieden, sondern die Gesundheit.

Dabei sollten alle Personen (aller Altersgruppen), die im Straßenverkehr teilnehmen, ihre Fahrtauglichkeit regelmäßig überprüfen und kritisch hinterfragen. Für Jens-Peter Kruse, stellvertretender Vorsitzender der Bundesarbeitsgemeinschaft der Seniorenorganisationen, sind verpflichtende Fahrtauglichkeitsprüfungen für Menschen ab 70 Jahren sogar eine „Diskriminierung auf Verdacht“, wie er dem dpd Driver´s Radio sagte.

Bundesverkehrsminister Volker Wissing hatte sich bereits dagegen ausgesprochen: „Von der Idee, dass sich Senioren ab einem bestimmten Alter ohne weiteren Anlass regelmäßig einem Tauglichkeitstest unterziehen müssen, halte ich gar nichts“, sagte er in einer Medienrunde. Auch der Deutsche Verkehrssicherheitsrat hat eine mögliche verpflichtende Überprüfung der Fahrtauglichkeit von Senioren abgelehnt.

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