Energiekrise
EU setzt Gaspreisdeckel in Kraft – Unterschied zur deutschen Gaspreisbremse
Der EU-Gaspreisdeckel ist in Kraft getreten. Doch was bringt die Gaspreisbremse für Verbraucher? Sinken die Gaspreise jetzt? Eine Übersicht.
Brüssel/Dortmund – Am Mittwoch (15. Februar) ist der EU-Gaspreisdeckel in Kraft getreten. Damit soll verhindert werden, dass die Preise für Erdgas in der EU zu sehr abweichen von den Preisen am Weltmarkt. Genau diese Situation war nämlich mit dem Ukraine-Krieg eingetreten: Nach Angaben der Europäischen Kommission lagen die europäischen Gaspreise plötzlich bis zu 1000 Prozent über dem Durchschnitt – mit verheerenden Folgen für Verbraucher und Wirtschaft.
Gaspreisdeckel der EU: Was bedeutet der EU-Deckel für Verbraucher?
Die EU wird künftig bestimmte Gashandelsgeschäfte verbieten, wenn ihr Preis ein vorab festgelegtes Niveau erreicht und der Preisanstieg nicht einem ähnlichen Preisanstieg auf regionaler Ebene oder auf dem Weltmarkt entspricht.
Ausgelöst wird der Korrekturmechanismus, wenn der Preis der Produkte drei Arbeitstage lang 180 Euro pro Megawattstunde übersteigt und gleichzeitig 35 Euro über einem internationalen Durchschnittspreis für flüssiges Erdgas (LNG) liegt, berichtet Merkur.de.
Aktuell liegt der europäische Gaspreis zwischen 50 und 60 Euro pro Megawattstunde und ist damit weit entfernt von dem EU-Grenzwert. Als die Diskussion um den EU-Preisdeckel im August begann, lag der Preis bei 300 Euro – ein Rekordstand. Nach Angaben der Deutschen Presseagentur (DPA) bewegten sich die Gaspreise in Europa sonst zwischen 5 und 35 Euro pro Megawattstunde.
EU-Gaspreisdeckel beschlossen – hat er Folgen für die Verbraucher in Deutschland
Für Endverbraucher wird der Gaspreisdeckel im Februar keinerlei Auswirkung haben. Zum einen, weil der Gaspreisdeckel aktuell nicht greifen muss, da die Großhandelspreise unter dem Grenzwert liegen. Wie die Kreiszeitung Ende Januar berichtete, spielen die Preise auf den Kurzfristmärkten für Verbraucher sowieso eine eher ungeordnete Rolle.
Lokale Versorger und Stadtwerke kaufen ihr Gas in der Regel längere Zeit im Voraus – was sie vor großen Preisschwankungen schützt. „Die Kunden haben vergangenes Jahr von dieser langfristigen Beschaffung profitiert“, sagt die Vorsitzende der Hauptgeschäftsführung des Bundesverbands der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW), Kerstin Andreae.
Diese Strategie bedeutet aber auch, dass sich die Entwicklungen am Gasmarkt erst mit der Zeit auf die Endkunden auswirken, und zwar in beiden Richtungen: Wenn die Preise steigen, kommt das erst später auf die Endverbraucher zu. Wenn sie sinken, dauert es aber auch länger, bis sie davon profitieren (mehr Spartipps bei RUHR24).
Gaspreisdeckel und Gaspreisbremse: Was ist der Unterschied?
Die im März startende deutsche Gaspreisbremse betrifft direkt die Endverbraucher und soll die Folgen der rasant gestiegenen Energiepreise abfedern. Haushalte sowie kleine und mittlere Unternehmen bekommen für 80 Prozent ihres bisherigen Verbrauchs einen Gas-Bruttopreis von 12 Cent pro Kilowattstunde garantiert.
Für die restlichen 20 Prozent soll der ganz normale Vertragspreis gelten – so soll ein Sparanreiz erhalten bleiben. Im Vergleich zum EU-Gaspreisdeckel werden die Endverbraucher also viel mehr von der Preisbremse spüren.
Gaspreise 2023: Wie sieht die Prognose für dieses Jahr aus?
Nach Einschätzung von Gasmarktexperten dürfte laut DPA die Preisentwicklung in erster Linie vom Wetter im Rest der Heizsaison abhängen. Wenn es die Temperaturen zulassen, dass größere Gasreserven in den Speichern übrig bleiben, könnte es ein Sommerloch bei den Preisen geben.
Nach Analyse der EU-Kommission stiegen die Preise im Sommer 2022 vor allem deshalb, weil Russland seine Gaslieferungen als Waffe einsetzte und durch vorsätzliche Unterbrechungen den Markt manipulierte. Im August war dann das Verhältnis zwischen Angebot und Nachfrage besonders angespannt, weil zu einer Verringerung der Pipelineflüsse das Bestreben der EU-Staaten kam, vor dem Winter die Speicher zu füllen.
Zudem spielte der Analyse zufolge die Angst vor weiteren Lieferunterbrechungen und Marktmanipulationen durch Russland eine Rolle - und auch der Preisbildungsmechanismus, der nicht auf solche extremen Nachfrage- und Angebotsveränderungen ausgerichtet war.
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