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DHL zwingt zur App – Service für Kunden fällt sonst weg

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Von: Victoria Maiwald

DHL zwingt Kunden zur App – das zumindest wirft ein Verein dem Logistikunternehmen vor und verleiht ihm einen zweifelhaften Preis. Es gibt noch weitere Kritik.

Dortmund – Haben Verbraucher den DHL-Boten verpasst, oder hat der Lieferant eventuell sogar gar nicht erst geklingelt, gibt es dennoch Möglichkeiten, an das Paket zu kommen. Entweder wird es bei einem freundlichen Nachbarn oder in einem DHL-Shop hinterlegt. Oder aber in einer Packstation. Doch hier werden einige Verbraucher ausgeschlossen.

DHL erhält Anti-Preis: Durch Digitalzwang an der Packstation werden Menschen ausgeschlossen

Denn bei den sogenannten „Lean“-Packstationen können ausschließlich Menschen ihre Pakte hinterlegen lassen, die auch die App der Deutschen Post DHL Group benutzen. Und genau das kritisiert aktuell der Verein Digitalcourage und vergibt den Anti-Preis „Big Brother Award“ an DHL (mehr digitale Themen bei RUHR24).

Kern der Kritik: DHL will Kunden „durch die Umstellung (der Funktionsweise) ihrer Packstationen dazu zwingen, ein Smartphone und ihre Post & DHL-App zu nutzen“. Zusätzlich würde die App ungefragt Daten der Kunden an Tracking-Firmen senden.

DHL-App sendet Daten – Kunden bemerken nichts davon

Der Verein Digitalcourage hat den IT-Experten Mike Kuketz beauftragt, die App Post & DHL einmal unter die Lupe zu nehmen. Er hat herausgefunden, dass die Smartphone-Anwendung Verbindungen zu unter anderem Google Firebase oder auch Adobe Inc. herstellt.

Das alles passiert allerdings unbemerkt. Nutzer bemerken nichts davon, dass ihre Daten getrackt werden. Auch wenn mit der App weiter interagiert wird und nur die nötigsten Cookies zugelassen werden, wird weiterhin eine Verbindung zu Adobe hergestellt.

DHL: Datenschutzgrundverordnungen werden „sträflich missachtet“

Rechtsanwalt Peter Hense kommt gegenüber Digitalcourage zu dem Schluss: „Sowohl die europäische Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) wie auch das TTDSG (Telekommunikation-Telemedien-Datenschutzgesetz) werden sträflich missachtet.“ Schon vor der Cookie-Abfrage werden die Daten Richtung USA gesendet.

Neben den Datenschutzverstößen kritisieren die Macher vom „Big Brother Award“, dass mit dem „Digitalzwang“ Bürger von einer wichtigen Grundversorgung ausgeschlossen werden.

Ein Mann steht vor einer DHL-Packstation.
DHL erhält einen Anti-Preis für „Digitalzwang“ an der Packstation. © Action Pictures/Imago

DHL sieht kein Problem mit der App-Voraussetzung: Kunden sind mit Smartphones ausgestattet

Denn wer kein Smartphone hat oder die App nicht nutzen will, kann sich keine Pakete an die Packstation liefern lassen. Das Unternehmen selbst sieht darin allerdings kein Problem.

Gegenüber dem MDR gab DHL an, dass die Mehrheit der Kundschaft ohnehin mit einem Smartphone ausgestattet sei – dazu würden auch ältere Bürger zählen. Unternehmenssprechern Mattias Persson teilt dem MDR mit, dass der Service der Packstationen bequemer sei und „dass die meisten Kunden die App nutzen“.

DHL-Packstationen sind laut Unternehmen nur ein Service: Nicht jeder muss sie nutzen können

Auf einen Tweet antwortet das Unternehmen, dass es sich bei den Packstationen zudem lediglich um einen Service handelt:

Eine Verpflichtung, diese allen Menschen zugänglich zu machen, bestünde demnach nicht. Das zeigt sich laut Digitalcourage allerdings auch darin, dass die Packstationen nicht barrierefrei seien. Menschen, die beispielsweise im Rollstuhl sitzen würden, hätten erhebliche Probleme damit, die Stationen zu nutzen.

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