Leopoldina-Studie: Das sind die wichtigsten Empfehlungen für einen Coronavirus-Exit-Plan
Die Wissenschafts-Akademie Leopoldina hat Empfehlungen zum weiteren Vorgehen in der Coronavirus-Pandemie veröffentlicht. Das sind die wichtigsten Tipps.
- Die Wissenschafts-Akademie Leopoldina hat einen Bericht zur durch Coronavirus hervorgerufenen Krise veröffentlicht.
- Darin spricht sie sich für Lockerungen der Coronavirus-Maßnahmen aus.
- Experten der Akademie, so die Empfehlung, möchten Apps zur freiwilligen Datenerhebung nutzen.
Halle - Seit Wochen ist das Coronavirus nun in Deutschland. Seitdem wurden immer mehr Maßnahmen gegen den Virus eingeführt. Nun hat die Nationale Akademie der Wissenschaften - Leopoldina - eine Stellungnahme mit Empfehlungen zum weiteren Vorgehen in der Coronavirus-Pandemie veröffentlicht.
Coronavirus: Leopoldina veröffentlicht neue Stellungnahme mit Empfehlungen
Im dritten Ad-Hoc-Bericht der Leopoldina geht es um die nachhaltige Überwindung der Coronavirus-Krise. Sie empfiehlt verschiedene Maßnahmen, um langsam wieder in die Normalität zurückzufinden.
Die Leopoldina hat in ihrem Bericht versucht, alle Seiten zu betrachten. So sind die Empfehlungen der Stellungnahme medizinisch, ökonomisch, verfassungsrechtlich und psychologisch fundiert. Die Priorität liegt darin, dass die Infektionen auf einem niedrigen Niveau stabilisiert werden müssten.
Coronavirus: Hygienestandards sind laut der Leopoldina Akademie das A und O
Lockerungen der Coronavirus-Maßnahmen könnten nur kommen, wenn die bekannten Hygieneregeln streng eingehalten werden würden. "Eine zweite Infektionswelle müssen wir um jeden Preis vermeiden", sagte der Leopoldina-Präsident Gerald Haug dem Spiegel.
Die Empfehlungen der Leopoldina-Studie auf einen Blick:
- teilweise Öffnung von Grundschulen und der Sekundarstufe I
- Maskenpflicht in Bus und Bahn
- Nach und nach mehr öffentliche Veranstaltungen unter Hygienestandards
- Lockerungen im Einzelhandel, Gastrogewerbe und in Behörden unter Hygienestandards
- Nutzung von freiwillig zur Verfügung gestellten GPS-Daten der Bürger
Leopoldina zum Coronavirus: Könnten Kitas und Schulen bald wieder öffnen?
Als erste Maßnahmen, um zur alten Normalität zurückzukehren, sollten zuerst die Grundschulen wieder öffnen, rät die Leopoldina. Schrittweise könnte dann die Sekundarstufe I dazu kommen. Das würde besonders Eltern entlasten, für die es in der Coronavirus-Krise ein Balanceakt zwischen Homeschooling und Homeoffice ist.
Der Grund: Mit zunehmenden Alter funktioniere der Fernunterricht besser, so die Experten. Für ältere Schüler wäre es also weniger schlimm, noch ein paar Tage länger von daheim zu lernen, als junge Schüler.
Grundschulen sollten außerdem einen Schwerpunkt auf die Fächer Mathematik und Deutsch legen, sodass die Versetzung auf die weiterführende Schule nicht gefährdet sei.
Kitas sollten laut den Empfehlungen nur sehr eingeschränkt wieder geöffnet werden. Ein Grund dafür ist, dass kleinere Kinder die Distanz nicht so wahren könnten, wie es ältere Kinder schon schafften. Da kleine Kinder aber häufig unbemerkt Überträger des Coronavirus seien, sollten Kitas laut der Leopoldina bis zu den Sommerferien nur im Notbetrieb öffnen.
Leopoldina-Akademie empfiehlt in Coronavirus-Bericht eine Maskenpflicht für Bus und Bahn
Für den öffentlichen Nahverkehr empfehlen die Experten eine Maskenpflicht. Wobei weiterhin die Personengruppen so klein wie möglich gehalten werden sollten, um eine Coronavirus-Infektion zu vermeiden.
"Grundregel muss auch weiterhin bleiben, die gelernten Abstands- und Hygienemaßnahmen weiter einzuhalten", sagte Haug. Wenn der Mindestabstand von zwei Metern also nicht eingehalten werden könnte, sollten Masken eine Pflicht sein.
Leopoldina: Coronavirus-Apps helfen bei der Bekämpfung
Wissenschaftler der Leopoldina empfehlen in der Stellungnahme außerdem die Nutzung von digitalen Daten. Mit freiwillig von Bürgern zur Verfügung gestellten GPS-Daten könnten Wissenschaftler den Status der Infektionen und die Ausbreitung des Coronavirus in der Bevölkerung besser erheben.
Diese Methode wird in Südkorea bereits erfolgreich genutzt. Wer mit dem Coronavirus infiziert ist, kann dies in der App anonym melden. Weitere App-Nutzer, die dieser Person nahegekommen sind, würden dann aufgrund der GPS-Daten eine Nachricht erhalten - und könnten sich dann im Zweifel testen lassen.

Leopoldina Akademie: So wichtig ist der Bericht zum Coronavirus für die Politik
Für Angela Merkel sei der Bericht der Leopoldina sehr wichtig, sagte sie auf einer Pressekonferenz. Am kommenden Mittwoch (15. April) spricht die Bundesregierung erneut mit den Ministerpräsidenten aller Bundesländer über die Maßnahmen nach dem 19. April. Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke sagte der ARD, dass der Bericht bei dem Gespräch eine "zentrale Rolle" spielen würde.
Die Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina berät die Politik unabhängig von eigenem Interesse zu aktuellen Themen. Derzeit hat die Leopoldina mehr als 1500 Mitglieder aus verschiedenen Wissenschaftsbereichen. Frühere Mitglieder waren Marie Curie, Albert Einstein und Max Planck.
Casi/ Mit dpa-Material
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