Angst vor Coronavirus? Großeinkäufe führen nicht zu Lebensmittelknappheit
Leere Regale in NRW wegen des Coronavirus - muss ich jetzt Hamsterkäufe tätigen? Experten sagen nein, aber...
- Viele Menschen überlegen derzeit, wegen des Coronavirus zu hamstern.
- Die Vorräte sollen im Notfall Versorgung für mehrere Tage sicherstellen.
- Muss das sein und könnte es Lebensmittelknappheit in Deutschland geben?
Ob Konserven, Nudeln oder Klopapier: Aus Angst vor den Folgen des neuartigen Coronavirus decken sich einige Menschen mit Vorräten ein. In den sozialen Netzwerken kursieren jede Menge Bilder von leeren Supermarktregalen. Mitunter entsteht der Eindruck, es herrsche Produktknappheit. Stimmt das? Das sind Bewertungen und Fakten zu bestimmten Behauptungen über das Hamstern in Zeiten der Corona-Krise in einer Aufstellung der Deutschen Presse-Agentur:
Coronavirus: Verursachen Hamsterkäufe Lebensmittelknappheit?
Behauptung: Durch Hamsterkäufe werden in Deutschland zurzeit Lebensmittel und Hygieneartikel knapp.
Bewertung: Von einem Lebensmittelengpass kann Experten zufolge keine Rede sein. Hygieneartikel sind derzeit in einigen Läden zwar ausverkauft, können aber nachbestellt werden.
Fakten: Fotos von leeren Regalen zeigen laut Bundesverband des Deutschen Lebensmittelhandels (BVLH) Ausnahmen - nicht die Regel. "Die Versorgung der Bevölkerung mit Lebensmitteln ist gesichert", sagt BVLH-Sprecher Christian Böttcher.
Hamsterkäufe: Lebensmittelknappheit wegen Coronavirus?
Deutlich gestiegen ist laut Böttcher unter anderem die Nachfrage nach haltbaren Lebensmitteln wie Nudeln, Reis, Mehl und Zucker. Viele Märkte können darauf aber recht schnell reagieren: In Rewe- und Penny-Märkten etwa könne man dank des digitalen Systems "quasi in Echtzeit" sehen, was gekauft wird - und Bestellungen dementsprechend anpassen, erklärt der zuständige Sprecher Andreas Krämer.
Auch andere Behauptungen, die im Internet kursieren, führen zu Panik und spannen die Situation weiter an. Dass Lebensmittelgeschäfte bald schließen werden oder kuriose Hausmittel gegen das Coronavirus gefunden wurden, sind Fake News.
Heißt: Wird ein Produkt verstärkt von Kunden gekauft, wird es in größerer Anzahl oder öfter aus den Lagern geliefert. Mittlerweile haben auch Lieferdienste auf die Auswirkungen des Coronavirus reagiert. Und auch Paketdienste reagieren auf die aktuelle Lage, wobei das Coronavirus nicht lange auf Paketen überlebt.

Bei Hygieneartikeln wie Klopapier - das Kunden derzeit besonders gerne vorrätig kaufen - funktioniert die Logistikkette laut Böttcher etwas anders als bei Lebensmitteln: "Sie werden in der Regel seltener nachbestellt, weil sie normalerweise weniger nachgefragt werden."
Zuletzt aber sei die Nachfrage nach Hygieneprodukten "sprunghaft angestiegen", heißt es etwa von der Drogeriemarktkette dm. "Aufgrund des abrupten Anstiegs sind temporär Produkte an manchen Standorten nicht erhältlich", erklärt Geschäftsführer Sebastian Bayer. Es seien bei dm und Rossmann jedoch Maßnahmen ergriffen worden, um die Versorgung wieder zu gewährleisten.
Einen sprunghaften Anstieg dürften bald auch die Apotheken verzeichnen. Die WHO hat Corona-Infizierten inzwischen von Ibuprofen abgeraten, stattdessen sollten Covid-19-Erkrankte auf Paracetamol setzen. Die Nachfrage nach Paracetamol ist bereist angestiegen.
Es hänge von verschiedenen Faktoren ab, ob ein ausverkauftes Produkt direkt am nächsten Tag wieder im Regal steht oder ob es ein wenig länger dauert, sagt Böttcher: unter anderem von der Größe, vom Standort und vom Technisierungsgrad des Marktes.
Coronavirus: Keine Versorgungsengpässe wegen Hamsterkäufen
Das Coronavirus schafft große Verunsicherung, das erklärt die Hamsterkäufe. Aber dennoch sollten die Menschen besonnen bleiben. Derzeit sind keine Versorgungsengpässe zu erwarten und das Coronavirus hat sogar ein paar positive Nebeneffekte wie neu gewonnene Nachbarschaftshilfe oder eine Verschnaufpause für das Klima. Zudem haben wir momentan viel Zeit Filme und Serien zu streamen. Aufgrund der vermehrten Nutzung hat Netflix in der Corona-Krise angekündigt, die Video-Qualität zu senken.
Laut Böttcher ist nicht mit Lebensmittel-Engpässen zu rechnen: "Grundsätzlich aber gilt: Es gibt keine Versorgungsengpässe. Alle Geschäfte werden mit den nötigen Produkten versorgt – sofern die Hersteller sie liefern können natürlich." Bislang sei ihm von keinem Produkt berichtet worden, das gar nicht mehr lieferbar sei. Mit dpa-Material