Kritik an Politik

Verbot von Öl- und Gasheizungen: Die Auftragsbücher in NRW sind voll

Bei Verbrauchern sorgt das drohende Verbot von Öl- und Gasheizungen für Verunsicherung. Die Auftragsbücher der Handwerker platzen. Es gibt Kritik an der Politik.

Hamm – Der vermeintliche Verbot von Öl- und Gasheizungen sorgt weiter für verunsicherte Verbraucher. Zwar warnt Ramona Mittag von der Verbraucherzentrale NRW von „unnötiger Panik“, wie wa.de berichtet. Die Nachfrage nach Heizungen steigt trotzdem rapide. Längst sind es nicht mehr nur die Wärmepumpen-Anfragen, die die Auftragsbücher der Handwerker in Nordrhein-Westfalen bis zum Anschlag füllen. Wer nun handeln will, muss lange warten.

Mögliches Verbot von Öl- und Gasheizungen: Auftragsbücher von Heizungsbauern in NRW sind voll

„Die Auftragsbücher von Heizungsbauern in NRW sind bis zu 20 Wochen im Voraus gefüllt“, erklärt Natascha Daams, Pressesprecherin des Fachverbands Sanitär Heizung Klima NRW (SHK NRW), auf Nachfrage von wa.de und ergänzt: „Die Kunden müssen sich leider gedulden.“ Nach Informationen von wa.de ist die Nachfrage nicht mehr längst nur nach Wärmepumpen riesig, die Diskussionen rund um ein Verbot von Öl- und Gasheizungen hat auch auf diese konventionellen Heizsysteme einen regelrechten Run ausgelöst.

SHK-NRW-Sprecherin Daams sieht das Handwerk hierbei allerdings gut aufgestellt. „Generell ist das Sanitär-, Heizungs- und Klima-Handwerk gut vorbereitet. Die Betriebe setzen sich schon länger mit der gestiegenen Nachfrage auseinander“, sagt sie. Doch gerade in diesem Bereich macht sich der Fachkräftemangel, dem manche Unternehmen mit einer Vier-Tage-Woche begegnen, bemerkbar.

Planung von Wärmepumpen nimmt oft noch mehr Zeit in Anspruch

„Jede Heiztechnologie erfordert spezifisches Know-how, so beispielsweise auch die Auslegung und Installation von Wärmepumpen. Jede ernst gemeinte Kundenanfrage für den Wechsel hin zur Wärmepumpentechnologie benötigt deutlich mehr Zeit als die Planung eines fossilen Kesseltauschs: Zeit für eine genaue Betrachtung der jeweiligen Gegebenheiten vor Ort, des Gebäudes, des Einsparpotenzials und des Investitionsbudgets“, meint Daams.

Alternativen zu den konventionellen Heizsystemen könnten neben den von der Bundesregierung favorisierten Wärmepumpen folgende sein:

  • Holz- und Pellet-Öfen
  • Solarthermie
  • Infrarotheizung
  • Fernwärme (sofern möglich)

Dabei sollten Haus- und Wohnungsbesitzer vorab unbedingt checken, was sich für sie am meisten lohnt. „Man sollte sich die Frage stellen: Was kann ich jetzt tun, um rechtzeitig fit zu werden für die Energiewende? Wir dürfen nicht danach gehen, was es kostet, sondern was es spart“, sagt Verbraucherschützerin Ramona Mittag im Gespräch mit wa.de. Das Handwerk hält dafür ein breit gefächertes Angebot bereit.

Öl- oder Gasheizung – oder etwas anderes? Handwerk will Verbrauchern Entscheidung überlassen

„Heizungsfachbetriebe installieren alle am Markt erhältlichen Technologien und werden ihr Portfolio der Nachfrage und den politischen Vorgaben entsprechend anpassen“, sagt Fachverband-Sprecherin Daams. Auch dem Handwerk sei es wichtig, dass die Verbraucher die für sich beste Lösung finden. „Aus unserer Sicht sind kurzfristig erlassene Verbote schlicht nicht der richtige Weg, die Immobilienbesitzer mitzunehmen, die die Zeche letztlich auch zahlen müssen. Die Fachbetriebe sind die Ansprechpartner der Kunden und berichten uns von allerhand Ängsten und Unsicherheiten, die diese Meldung bei ihren Kunden ausgelöst hat“, meint Daams.

Was am Ende verbaut wird, sollte also den Wohnungs- und Hausbesitzern selbst überlassen werden. „Deutschland muss sich kontinuierlich und mit Sinn und Verstand der CO₂-Thematik nähern. Das Handwerk steht für einen technologieoffenen Ansatz. Aktuell werden Heizungsfachbetriebe zerrieben zwischen dem Anspruch der Politik und der Realität in Bezug auf die Gebäudephysik und das Kundenbudget“, meint der Fachverband mit Bezug auf die Diskussion zum vermeintlichen Verbot von Öl- und Gasheizungen.

Orientierung bei der Entscheidungsfindung bietet daher die Verbraucherzentrale. „Der Preis steigt auf Dauer: Gasheizungen werden auf lange Sicht sehr teuer. Gerade kann man sie günstig kaufen. Aber davon kann ich nur abraten, weil es auf Dauer sehr unattraktiv wird. Das Gas wird teuer und die CO₂-Abgabe auch“, meint Ramona Mittag. Verbraucher sollten sich also nach Alternativen umsehen. Mit Blick auf die vollen Auftragsbücher der Monteure sollten sie sich aber schnell entscheiden – dann dauert es noch immer lange genug.

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