Energieversorgung

Kohlekraftwerk in NRW wieder eingeschaltet – „bitter, aber unumgänglich“

Das Steinkohlekraftwerk Heyden ist ab sofort wieder in Betrieb. Um mehr Erdgas einsparen zu können, soll es die Energieversorgung sichern.

NRW – Eigentlich sollte das Steinkohlekraftwerk in Petershagen im Nordosten von NRW abgeschaltet sein. Doch aufgrund der Gasknappheit im Zuge des russischen Krieges in der Ukraine setzt Deutschland nun wieder auf Kohlestrom. Für den Umweltverband Greenpeace bedeutet die Wiederinbetriebnahme einen herben Rückschlag für den Klimaschutz, weiß RUHR24.

KraftwerkSteinkohlekraftwerk Heyden
OrtPetershagen (im Nordosten von NRW)
Wiederinbetriebnahmeseit Montag (29. August)

Steinkohlekraftwerk in NRW wieder in Betrieb genommen – Maßnahme soll Gas einsparen

Das Kraftwerk Heyden gilt als eines der leistungsstärksten Kohlekraftwerke in Deutschland, teilte der Sprecher des Betreibers Uniper mit. Seit 1987 hat es Strom erzeugt und war zuletzt in der Netzreserve. Es hat demnach nur noch zeitweise Strom für die Netzstabilität produziert. Seit Montag (29. August) um 5.30 Uhr ist das Kraftwerk nun wieder in Betrieb. Nach jetzigen Angaben soll es bis Ende April 2023 am Netz bleiben.

Mit einer Leistung von 875 Megawatt soll es die Energieversorgung durch Erdgas entlasten. So können größere Mengen Gas eingespart und durch Kohlestrom kompensiert werden. Der Energiekonzern Uniper verliert aufgrund der Gaskrise rund 60 Millionen Euro pro Tag.

Steinkohlekraftwerk in NRW wird aufgrund Gaskrise wieder hochgefahren – „bitter, aber unumgänglich“

Eigentlich wollte sich Deutschland von der Stromerzeugung durch Kohlekraftwerke verabschieden. Der klimaschädliche CO2-Ausstoß ist durch die Verbrennung von Kohle extrem hoch. Eine seit dem 14. Juli geltende Verordnung erlaubt es jedoch, Steinkohlekraftwerke wieder in Betrieb zu nehmen, die bisher in der Netzreserve liefen. Ziel der Regelung sei es, dadurch Gas einsparen zu können.

Im Zuge der Gaskrise geht ein Steinkohlekraftwerk in NRW wieder ans Netz.

Wie das statistische Landesamt von NRW mitteilte, haben die Energieversorger in Nordrhein-Westfalen in der ersten Jahreshälfte bereits deutlich mehr Strom aus Kohle produziert als im Vorjahr, berichtet die DPA (mehr News aus NRW bei RUHR24).

Den erheblichen CO2-Ausstoß von Kohlekraftwerken bemängelt auch der Umweltverband Greenpeace immer wieder. Doch in diesem Fall zeigen sich die Umweltschützer verständnisvoll. Karsten Smid, Klima- und Energieexperte bei Greenpeace, sagte dazu am Montag: „Um sich aus der politisch verschuldeten Abhängigkeit von Putins Gaslieferungen zu befreien, müssen Steinkohlekraftwerke kurzzeitig in die Bresche springen“. Es sei daher „bitter, aber unumgänglich“.

NRW setzt bei Gassparmaßnahmen auf Kohlekraft – erneuerbare Energien spielen keine Rolle

Bei den bisherigen Maßnahmen zur Einsparung von Erdgas werden erneuerbare Energien in NRW wenig berücksichtigt. Dabei stehe dem bevölkerungsreichsten Bundesland laut einer Studie genug Flächen zur Verfügung, um die Kapazität für die Windstrom-Erzeugung um mehr als auf das Doppelte auszubauen.

Auch Greenpeace mahnt, keinen Rückschritt im Klimaschutz zu machen. Sie lehnen eine Inbetriebnahme von Braunkohlekraftwerken strikt ab. Der Energie-Experte des Umweltverbands spricht sich ebenfalls für die Nutzung von erneuerbaren Energien aus. Die steigenden Preise für Gas und Strom „machen Wind- und Sonnenstrom konkurrenzlos günstig“, so Smid.

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