Corona-Selbsttests: Widerstand an Schulen in NRW – Drosten äußert sich
In NRW sorgen die Corona-Selbsttests an Schulen für Unruhe. Von „enormem Widerstand“ ist die Rede. Virologe Drosten hat dazu eine klare Meinung.
Update: 16. April, 20.19 Uhr. Wie die Landesregierung am Freitagabend (16. April) mitteilte, wird der geplante Präsenzunterricht an den Schulen in 13 Kreisen in NRW ab Montag (19. April) doch nicht eingeführt. Grund ist die zu hohe Inzidenz von über 200 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner in sieben Tagen. Damit setzt die NRW-Regierung bereits vor Beschluss des Bundes-Lockdowns die darin enthaltene Bestimmung zu Schulen um. In den Bildungseinrichtungen können sich Schüler auf das Coronavirus testen lassen. Ein Schüler an einem Gymnasium in Paderborn brach bei einem Corona-Selbsttest zusammen*, die Schule gab jedoch schnell Entwarnung.
Corona-Selbsttests: Widerstand an Schulen in NRW
Update: 15. April, 10.15 Uhr. Der Streit um die Corona-Selbsttests an Schulen hat eine neue Stufe erreicht. Gegen die Corona-Testpflicht an Schulen in NRW klagen mehrere Schüler am OVG Münster, vertreten werden die Kinder und Jugendlichen von ihren Eltern. Unter den Klägern befinden sich einige Mädchen und Jungen aus Ostwestfalen*, beispielsweise aus Herford und Paderborn*. Gleichzeitig nehmen die Infektionszahlen in der Bundesrepublik deutlich zu: Knapp 30.000 Corona-Fälle in Deutschland zählte das Robert Koch-Institut (RKI) am Donnerstag.
Bundesland | NRW |
Einwohner | 17.95 Millionen (31. Dezember 2019) |
Hauptstadt | Düsseldorf |
Kritik an Corona-Selbsttests an Schulen in NRW reißt nicht ab
Erstmeldung: 14. April. Die Corona-Selbsttests an Schulen, mit denen sich Kinder und Jugendliche auf das Coronavirus* testen lassen können, sorgen in Nordrhein-Westfalen (NRW) für viel Aufregung. Kritik gibt es in Sachen Handhabung und Datenschutz. Außerdem geht es um Angst vor Bloßstellung, sollte ein Kind vor anderen Mitschülern ein positives Ergebnis erhalten. Von „enormem Widerstand“ berichtete die Landeselternkonferenz (LEK) am Dienstag (13. April). An einer Grundschule in Bielefeld rief eine Mutter zu einer Demo gegen die Corona-Testpflicht auf*, die am Montag (16. April stattfinden soll.
Die Kritik an den Corona-Selbsttests an Schulen in NRW* scheint nicht abzureißen. Die vom Schulministerium zugesagte Ausnahme, dass sich Schüler mit besonderem Förderbedarf daheim unter Aufsicht ihrer Eltern testen lassen dürfen, scheint von einigen Förderschulen nicht akzeptiert zu werden, berichten die Ruhr Nachrichten. In diesem Zusammenhang äußerte sich die LEK-Vorsitzende Anke Staar: „Das ist nicht zumutbar, dass Eltern dann zweimal die Woche mit ihren behinderten Kindern in die öffentlichen Testzentren gehen sollen.“
Nach den Osterferien mussten die Schüler in NRW zurück in den Distanzunterricht, da die Corona-Zahlen in nahezu allen Städten und Kreisen rasant anstiegen. Bis auf eine Ausnahme befinden sich seit Montag (12. April) alle Kinder und Jugendlichen im Homeschooling. Lediglich Abschlussklassen besuchen die Schulen. Für Kinder bis zur sechsten Klasse gibt es meist eine Notbetreuung.
Wie viele Corona-Selbsttests müssen Schüler in NRW machen?
Das NRW-Innenministerium hat nach eigenen Angaben bis Ende April 18,6 Millionen Corona-Selbsttests für die Schulen in Nordrhein-Westfalen bestellt. Bei niedrigen Inzidenzen soll der Schulunterricht im Präsenzbetrieb stattfinden. Dafür müssen die Schülerinnen und Schüler jedoch zweimal in der Woche einen Antigen-Schnelltest durchführen. Der SPD-Fraktionsvize Jochen Ott hält die Tests für „höchst unpraktikabel“ und für Lehrkräfte sehr zeitaufwendig. Auch Unternehmen müssten zukünftig Coronatests anbieten, wie Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) am Dienstag (13. April) verkündete.
Des Weiteren hat sich das Bundeskabinett in Berlin auf eine Änderung des Infektionsschutzgesetzes geeinigt. Die Bundes-Notbremse wirkt sich auf die Corona-Regeln in NRW aus und soll in jedem Kreis und in jeder Stadt in Kraft treten, sobald die 7-Tages-Inzidenz an drei Tagen hintereinander über 100 liegt. Der Bund möchte so einheitliche Corona-Regeln* schaffen. Virologe Christian Drosten glaubt nicht, dass die verbindliche Notbremse reicht, um die dritte Corona-Welle zu brechen: "Ich erwarte nicht, dass man damit die Situation in der Intensivmedizin kontrollieren kann", so der 48-Jährige. Drosten forderte zuletzt strengere Regeln* im Kampf gegen die Pandemie, wie merkur.de* berichtet. In einem Podcast äußerte er sich auch zu den Antigen-Schnelltests.

NRW: Das sagt Virologe Drosten zu Antigen-Schnelltests an Schulen
Christian Drosten wies die Zuhörer in der neuen Folge des NDR-Podcasts "Coronavirus-Update" daraufhin, dass die Antigen-Schnelltests die ersten Tage einer Infektion wohl noch weniger zuverlässig erkennen können als gedacht. Beispielsweise bei Einlasskontrollen im Theater würden sie daher nur eine trügerische Sicherheit bieten. In den Schulen sei der Einsatz von Antigen-Schnelltests aus wissenschaftlicher Sicht hingegen trotzdem gerechtfertigt.
Von Nutzen sei die Teststrategie jedoch nur, wenn die Schülerinnen und Schüler mindestens zweimal in der Woche getestet würden, stellte der Virologe klar. "Selbst wenn bei einer Testung nicht alle Infektionen entdeckt werden, bei der nächsten Testung nach zwei oder drei Tagen werden die Infektionen dann nachgewiesen. In Clustern ist solch ein geringer zeitverzögerter Effekt kein Problem", so Drosten weiter. Es sei nur wichtig, Corona-Infektionen in einem Cluster aufzuspüren, um so die Kontrolle in den Schulen während der Pandemie zu behalten. (*msl24 und merkur.de sind Angebote von IPPEN.MEDIA.)