Riesige Weltkriegsbombe zwischen Hamm und Bönen entschärft
Zwischen Hamm und Bönen ist am Mittwoch eine ungewöhnlich große Weltkriegsbombe entschärft worden. Auch die A2 und eine Bahnstrecke wurden dafür zeitweise gesperrt. Das Ergebnis war ein Verkehrschaos.
Hamm/Bönen - Weil am Mittwoch, 22. März, in der Nähe der A2 ein Blindgänger entschärft wurde, musste die Autobahn zwischen den Anschlussstellen Bönen und Hamm in beiden Richtungen von 14.43 bis 15.29 Uhr voll gesperrt werden. Gleiches galt für die Bahnstrecke Unna-Hamm im Bereich des Sperr-Radius‘ sowie unter anderem für die Weetfelder Straße und den Luftraum in der Region (siehe Karte unten im Artikel).
Der von der Sperrung betroffene Bereich der A2 lag im zu evakuierenden Bereich rund um den Kampfmittelfund, erklärte die Autobahn Westfalen GmbH. Direkt nach dem Abschluss der Entschärfung wurde die Autobahn wieder freigegeben, ebenso alle anderen zwischenzeitlich gesperrten Straßen.

Bombenfund nahe der A2: Verkehrschaos in der Region
Verkehrsteilnehmer auf der A2 in Richtung Hannover wurden ab Bönen umgeleitet. Wer in Richtung Oberhausen unterwegs war, konnte ab Hamm der ausgeschilderten Bedarfsumleitung folgen.
Schon um die Mittagszeit waren die Straßen weit um die aktuelle Bomben-Szenerie überfüllt; Bernhard Fohrmann von der Hammer Feuerwehr berichtete von einem „Verkehrschaos“. Das verdichtete sich während der Zeit der Vollsperrung noch einmal enorm.

Bombenfund nahe der A2: besonders großer Evakuierungs-Radius
Gefunden worden war der Blindgänger infolge von Luftbildauswertungen und Sondierungsmaßnahmen auf einer landwirtschaftlich genutzten Fläche in der Nähe der Provinzialstraße. Es handelte sich um eine 1000-Kilogramm-Sprengbombe mit Doppelzünder mit der Fachbezeichung „GP 2000 lit“, die in knapp sieben Meter Tiefe verbuddelt war. Sie wird nun in einen Zerlegebetrieb gebracht und dort binnen weniger Tage unschädlich gemacht.
Aufgrund der Größe der Bombe wurde ein Evakuierungsradius von 1000 Metern bestimmt - das ist ungewöhnlich groß und seit mindestens sieben Jahren in Hamm nicht mehr nötig gewesen: In der Regel beträgt der Radius entweder 250 oder 500 Meter. Die Hammer Feuerwehr überwachte den Bereich mit ihrer Drohne.
Bombenfund nahe der A2: Große Unternehmen betroffen
Betroffen von der Evakuierung waren rund 80 Privatpersonen in Hamm und Bönen (40 Adressen) sowie bis zu 2500 Mitarbeiter, die in den Gewerbegebieten in Hamm und Bönen beschäftigt sind - unter anderem im DPD-Zentrallager und bei Welser Profile.
Die Evakuierung begann um 13 Uhr, die Entschärfung des Kampfmittels startete um 14.43 Uhr. Verantwortlich war Horst Schöwe vom Kampfmittelbeseitigungsdienst (KBD) der Bezirksregierung Arnsberg mit seinen Helfern Uwe Pawloski und Patricia Heyne. Die Vorgabe von einer Dreiviertelstunde hielten sie präzise ein.
Für Betroffene war eine Betreuungsstelle im Marie-Curie-Gymnasium (Billy-Montigny-Platz 5 in Bönen) eingerichtet. Sie wurde aber kaum genutzt.

Bombenfund nahe der A2: Auswirkungen auf DPD-Lieferungen
Der DPD-Niederlassungsleiter Heinz-Peter Gerwin hatte im Vorfeld erklärt, dass Kunden voraussichtlich keine schwerwiegenden Probleme bei der Zustellung von Paketen bekämen. „Wir haben glücklicherweise im betreffendem Zeitraum Schichtwechsel. Die Spätschicht beginnt dann eben erst, wenn die Entschärfung durchgeführt worden ist“, so Gerwin.
Sicher komme es zu Verzögerung bei der Abwicklung von Paketlieferungen. „Die dürften aber nicht groß sein. Wir haben die Spätschicht entsprechend aufgestockt, um die verlorene Zeit aufzuholen.“
Unternehmen passen Schichten leicht an
Beim Altholz-Verwerter Reiling ging Betriebsleiterin Amela Keranovic davon aus, dass die Zwangpause den Recycler nicht groß aus dem Tritt bringen werde. Dank der prompten Unterrichtung durch die Gemeinde habe sie am Tag zuvor alle Vorbereitungen für den Standort mit 22 Beschäftigen insgesamt treffen können.
Homeoffice-Pflicht hieß es bei Welser-Profile, wie Saskia Schwarz-Stöffges für das Unternehmen mit 600 bis 700 Beschäftigten am Standort berichtete. Wer seinen Job daheim erledigen konnte, blieb eben dort, in der Produktion machte die Frühschicht um 13.30 Uhr eine halbe Stunde eher Feierabend, damit das Werk zu 14 Uhr geräumt und dies kontrolliert werden konnte.

Dank der rechtzeitigen Information seien alle Beteiligten im Haus instruiert gewesen und darauf vorbereitet, mit der avisierten Entwarnung bis 16 Uhr die Produktion wieder aufzunehmen.
Ähnlich schilderte Pressesprecher Sebastian Heindrichs die Situation für das Werk von Becker Stahl mit gut 500 Beschäftigten in Bönen und Drei-Schicht-Betrieb. Die Produktionsunterbrechung zu Mittagszeit sei im Vorfeld organisiert und problemlos umgesetzt worden.
Bombenfund nahe der A2 - unsere vorherige Berichterstattung:
Die Gemeinde Bönen hatte am Dienstag erstmals über die bevorstehende Bombenräumung informiert. Die vermutete Fundstelle des Kampfmittels befinde sich auf dem Gebiet der Stadt Hamm, und zwar nördlich des Bönener Gewerbe- und Industriegebietes. Durch den notwendigen Evakuierungsradius ist voraussichtlich auch das Industriegebiet in Bönen im nördlichen Teil betroffen.
Gesperrt werden am Mittwoch (22. März) während der Entschärfung voraussichtlich (!) folgende Straßen:
- nördliche Weetfelder Straße (Sperrung ab Kreuzung Edisonstraße)
- nördliche Poilstraße (Sperrung ab Kreisverkehr Edisonstraße)
- zusätzlich ist möglicherweise eine Sperrung der Autobahn A2 zwischen den Anschlussstellen Hamm-Rhynern und Bönen nötig
Nach Informationen des Kampfmittelräumdienstes sei mit einer Entschärfung erst im Laufe des Mittwochs zu rechnen, heißt weiter. Genauere Zeiten für die Vorgänge sind noch nicht bekannt.
Bombe zwischen Hamm und Bönen: Vieles noch ungeklärt
Nach Angaben von Lukas Huster aus der Pressestelle der Stadt Hamm ist der Evakuierungsradius - zuvor mit 750 Metern angeben - noch nicht festgelegt. Es müssten zunächst umfangreiche Grabungsarbeiten zur Freilegung durchgeführt werden, die erst am Mittwoch abgeschlossen würden. Erst dann sei die Größe der Bombe ersichtlich, sodass der Evakuierungsradius festgelegt werden könne.
Ob die Autobahn tatsächlich - wie von der Gemeinde Bönen zunächst gemeldet - gesperrt werden muss, entscheidet sich laut Huster ebenfalls entsprechend erst am Mittwoch – ebenso wie die zum Beispiel auch notwendigen Straßensperrungen. (WA.de wird aktuell berichten.) Die Autobahn GmbH sei über eine mögliche Sperrung der Autobahn informiert.
Bombe zwischen Hamm und Bönen: Betriebe bereits informiert
Die Evakuierung der betroffenen Industrie- und Gewerbebetriebe sowie die Sperrung der genannten Straßen erfolge nach Rücksprache mit dem Kampfmittelräumdienst. Alle betroffenen Betriebe seien bereits durch die Gemeindeverwaltung über die bevorstehende Räumung informiert, heißt es aus Bönen.
Für betroffene Mitarbeiter, die dann nicht anderweitig unterkommen, steht die Aula des Marie-Curie-Gymnasiums als Aufenthaltsraum bereit. Alle weiteren Stellen wie Polizei, Feuerwehr, DRK sowie der Rettungsdienst seien ebenfalls informiert und in die Planung einbezogen.
In der Region fand die jüngste große Aktion dieser Art in Hamm im Projektgebiet des „Erlebensraums Lippeaue“ statt. Die dort gefundene Bombe musste kurz vor Weihachten 2022 sogar gesprengt werden.