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TV-Sender wird nach 30 Jahren eingestellt – Mitarbeiter schreiben Brandbrief

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Von: Lisa Siegle

Der deutsche Auslandssender „Deutsche Welle“ muss Kosten sparen. Das hat Auswirkungen auf das TV-Programm und hunderte Stellen.

Update, Mittwoch (17. Mai), 20.44 Uhr: Bonn – Die Mitarbeiter des deutschen TV-Senders „Deutsche Welle“ haben sich knapp zwei Monate nachdem bekannt wurde, dass der Sender bis 2024 in Deutschland abgeschaltet werden soll, in einem flammenden Brandbrief an die Öffentlichkeit gewandt.

Wie Deutschlandfunk berichtet, seien die Mitarbeiter der Meinung, dass es ein Unding sei, dass „ein von deutschen Steuerzahlern finanziertes Unternehmen Journalisten entlasse, um im Ausland billigere Arbeitskräfte zu finanzieren, die dort in der jeweiligen Landessprache berichteten und keinerlei Kenntnisse von deutscher Politik und Kultur hätten“.

In dem offnen Brief appellieren die DW-Mitarbeiter an Politik und Rundfunkrat, die deutschsprachigen Programme zu unterstützen. „Eine Deutsche Welle ohne Deutsch können wir uns nicht vorstellen und erachten sie auch nicht für sinnvoll.“

Der Intendant der „Deutschen Welle“, Peter Limbourg, hat indes erst vor wenigen Tagen die Sparpläne des Senders, die mit der Abschaffung des deutschen TV-Angebots einhergehen, verteidigt. „Das ist ein Prozess, der ist schmerzlich, gerade für die Betroffenen. Wir müssen es aber tun, damit unser Haus stabil seine Aufgaben weiter machen kann“, sagte der Intendant der Deutschen Presse-Agentur.

Erstmeldung, Mittwoch (22. März), 13.05 Uhr: Seit dem 1. April 1992 sendet der Auslandssender „Deutsche Welle“ (DW) sein TV-Programm in die ganze Welt. Das Programm wird derzeit in 32 Sprachen weltweit im TV, Radio und Online angeboten und soll „Deutschland als europäisch gewachsene Kulturnation und freiheitlich verfassten demokratischen Rechtsstaat vermitteln“. Für das Jahr 2024 wurde jetzt ein folgenschwerer Sparkurs angekündigt.

Deutscher TV-Sender von „Deutsche Welle“ nach 30 Jahren vor dem Aus – Programm wird eingestellt

„Wir müssen davon ausgehen, dass wir im nächsten Jahr eine erhebliche Summe einsparen müssen. Aus diesem Grund werden wir Angebote reduzieren. Obwohl der Bundeshaushalt für das Jahr 2024 noch nicht beschlossen ist, muss die DW präventive Schritte einleiten“, erklärte Intendant Peter Limbourg am Freitag (17. März) vor dem Rundfunkrat. Zuerst berichtete DWDL.

Konkret will der deutsche Auslandssender 2024 bis zu 20 Millionen Euro einsparen. Das hat auch Auswirkungen auf das TV-Programm. So soll unter anderem das linear ausgespielte TV-Programm reduziert und der Fokus auf die digitalen Angebote gelegt werden. Etwa 10 der insgesamt 20 Millionen Euro will der Sender bis 2024 allein am Programm einsparen (mehr TV-News auf RUHR24 lesen).

Wie DWDL berichtet, sollen nach aktuellem Stand am meisten der Sport-Bereich sowie die deutschsprachigen Angebote von den Budget-Kürzungen betroffen sein. Doch damit nicht genug: „Im Zuge dessen wird auch der deutschsprachige TV-Kanal der DW eingestellt“, schreibt DWDL. Auch ein TV-Sender von Prosieben und Sat.1 wurde vor kurzem eingestellt.

Die „Deutsche Welle“ hat ihren Sitz in Bonn und sendet in 32 Sprachen weltweit.
Die „Deutsche Welle“ hat ihren Sitz in Bonn und sendet in 32 Sprachen weltweit. © IMAGO/MARC JOHN

TV-Sender „Deutsche Welle“ will das deutsche TV-Programm bis 2024 komplett beenden

Dass das deutsche TV-Programm der „Deutschen Welle“ eingestampft werden soll, ist nicht überraschend. „Das deutsche TV-Programm ist für uns nicht mehr von großer Relevanz, weil es keine nennenswerte Reichweite mehr erzielt“, rechtfertigte auch DW-Intendant Peter Limbourg den Schritt. Das Unternehmen „High View“ hat indes seit März 2023 drei neue TV-Sender ins Leben gerufen.

Derzeit werde das deutsche Programm der DW laut Limbourg nur von rund 250.000 TV-Zuschauern regelmäßig genutzt. Zum Vergleich: Die „Tagesschau“ wird täglich von etwa elf Millionen Menschen verfolgt. „Damit steht die Nutzung in keinem Verhältnis zu dem erheblichen Aufwand, den wir für den Kanal betreiben müssen“, wird der Intendant zitiert.

„Deutsche Welle“ kündigt Sparpaket an – auch 200 Mitarbeiter betroffen

Betroffen sind von den Sparmaßnahmen auch rund 100 Vollzeitstellen und 200 Mitarbeiter, sowie Investitionen in Technik und Ausstrahlungskosten. Der Deutsche Journalisten-Verband kritisiert die Stellenstreichungen hart. Und auch die Gewerkschaft Ver.di forderte in einer Mitteilung, „die eingeleiteten Maßnahmen sofort zu stoppen“. DW-Intendant Limbourg will indes „alles versuchen, um den betroffenen Mitarbeitenden andere Positionen im Haus anzubieten.“

Eine Ausnahme gibt es aber trotz Sparkurs: Das TV-Angebot, das derzeit auf deutsch gesendet wird, soll weiterhin als multimediales Angebot bleiben und künftig über Social Media verbreitet werden. Deutsch soll zudem weiterhin Sendersprache bleiben und alle Magazinformate und Dokumentationen sollen weiterhin auf deutsch produziert werden.

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