NRW ändert Unterrichtskonzept – 700.000 Schüler müssen sich umstellen
Auf rund 700.000 Grundschüler in NRW kommt im Schuljahr 2023/2024 eine Neuerung zu. Es geht um dreimal 20 Minuten der gesamten Unterrichtszeit.
Dortmund – Jeder vierte Viertklässler an Grundschulen in Deutschland kann nicht richtig lesen und droht deswegen abgehängt zu werden. Das Land NRW will schon zum neuen Schuljahr gegensteuern und führt eine Neuerung für alle rund 700.000 Grundschüler ein.
700.000 Grundschüler in NRW von Neuerung im Schuljahr 2023/2024 betroffen
Wie das NRW-Ministerium für Schule und Bildung am Dienstag (16. Mai) mitteilte, sollen alle Grundschülerinnen und Grundschüler ab kommendem Schuljahr in jeder Woche verbindliche Lesezeit bekommen. Diese Lesezeit – insgesamt dreimal 20 Minuten – soll im Stundenplan verankert werden.
Noch vor den Sommerferien will das Schulministerium dazu eine Digitalkonferenz mit Schulleitungen der Grundschulen, Fachberatungen sowie den Schulaufsichten führen. Dabei sollen dann die Details der neuen Lese-Offensive besprochen werden. Wie der neue Leser-Unterricht konkret aussehen könnte, dazu machte das Ministerium noch keine Angaben.
Alarmierende Studie legt Lese-Schwächen auch bei Grundschülern in NRW offen
Hintergrund der Neuerung sind alarmierende Zahlen der internationalen Grundschul-Lese-Untersuchung (Iglu) über die Lesekompetenz der Grundschüler in Deutschland.
25 Prozent erreichen demnach nicht das Mindestniveau, das nötig wäre für die Anforderungen im weiteren Verlauf der Schulzeit. International liegen die Grundschüler in Deutschland bei der Lesekompetenz nur im Mittelfeld.
NRW-Grundschüler fallen durch geringe Lesezeit auf – „Müssen hier dringend etwas tun“
Die IGLU-Studie hatte auch herausgefunden, dass an deutschen Grundschulen im Schnitt 141 Minuten pro Woche gelesen wird. Die übrigen EU-Länder lesen im Schnitt 194 Minuten die Woche. „Wir müssen hier also dringend etwas tun“, sagt NRW-Bildungsministerin Feller (CDU). Denn Lesen sei „die zentrale Schlüsselkompetenz für einen erfolgreichen Bildungsweg“, daher setze das Land hier nun die „erste Priorität“. (Hier weitere NRW-News bei RUHR24 lesen)

Rund 3200 NRW-Grundschulen sind von der Änderung im Stundenplan betroffen, auch jene, an denen die Lese-Leistung der Schülerinnen und Schüler überdurchschnittlich gut ist. In NRW fallen insbesondere Kinder mit schwachen sozioökonomischen Verhältnissen und mit Zuwanderungshintergrund mit Leseschwächen auf, heißt es aus dem Bildungsministerium. Corona habe diesen Trend verstärkt.
Lehrerinnen und Lehrer in NRW sollen Unterstützung durch Alltagshelfer bekommen
Um die vom NRW-Fachkräftemangel gebeutelten Lehrerinnen und Lehrer bei der Lese-Offensive zu unterstützen, sollen auch die sogenannten Alltagshelferinnen und Alltagshelfer Hilfe leisten. Diese Hilfskräfte unterstützen die Lehrenden zusätzlich bei Alltagsaufgaben, etwa bei der Vorbereitung des Klassenzimmers, der Beaufsichtigung oder auch der Unterstützung einzelner Schülerinnen und Schüler.