Schulen in NRW öffnen am Montag wieder – Corona-Maßnahmen sorgen für Ärger bei Lehrern
In vielen Bundesländern gehen die Schulen am 22. Februar wieder los. Die Länder werden selber entscheiden, welche Maßnahmen sie treffen. Das sorgt für Ärger.
NRW – Endlich gehen die Schulen wieder los. Zunächst starten nur die Grundschul- sowie die Abschlussklassen in einem Wechselmodell. Die Schutzmaßnahmen gegen das Coronavirus sollen dabei in den Schulen erweitert werden. Wie das genau umgesetzt wird, kann jedes Bundesland selber definieren. Dieses weiterhin geteilte Vorgehen sorgt bei Schüler- und Lehrerverbänden für Unverständnis.
Ministerium für Schule und Bildung des Landes Nordrhein-Westfalen | oberste Landesbehörde |
Hauptsitz | Düsseldorf |
Behördenleitung | Yvonne Gebauer (54, FDP) |
Corona-Maßnahmen an Schulen: Kritik am geteilten Vorgehen wird lauter
Noch dürfen nur einige NRW-Klassen im Februar in die Schulen – und das auch lediglich im Wechselmodell. Bei den derzeit weiter sinkenden Inzidenzen könnten aber weitere Klassen bald nachziehen. Geplant ist, dass ab einer Inzidenz von unter 50 wieder Präsenzunterricht stattfindet – in NRW liegt sie aktuell bei 54.
Dass jedes Land bei den Schulöffnungen wieder seine eigenen Regeln erstellt, verärgert viele. Mehrere Lehrer- und Schülerverbände haben bereits ihr Unverständnis geäußert.
Schulöffnungen nach dem Corona-Lockdown – Schüler und Lehrer fordern mehr Einheit
So kritisierte der Generalsekretär der Bundesschülerkonferenz, Dario Schramm gegenüber dem RND, dass ein einheitliches Vorgehen nicht nur wünschenswert, „sondern essenziell“ gewesen wäre. Auch Marlis Tepe, die Vorsitzende der Gewerkschaft für Bildung und Erziehung, mahnt an, den Ländern in der Pandemie bei den Schulöffnungen freie Hand zu geben sei ein „Eigentor“.
Weiter kritisiert die GEW-Vorsitzende: „Der Bund hat beim Thema Schulen und Kitas vor den Ländern kapituliert.“ Ein gemeinsames Vorgehen der Länder ist nach Ansicht der GEW entscheidend, um die Akzeptanz aller Beteiligten zu erhöhen.
GEW mit scharfer Kritik: Gesundheitsschutz nur „Nebenrolle“?
Besonders harte Kritik übt die GEW beim Thema Gesundheitsschutz. Das Vorgehen der Bundesländer „nach dem Motto ‚Hauptsache öffnen‘, zeige, dass der Gesundheits- und Infektionsschutz von Lehrern, Schülern sowie deren Eltern „nur eine Nebenrolle“ spiele, so GEW-Vorsitzende Marlis Tepe. Nach Ansicht der GEW muss ein viel stärkerer Ausgleich geschaffen werden zwischen dem Recht auf Bildung und dem Gesundheitsschutz. Die nötigen Voraussetzungen dafür würden nach wie vor fehlen.
Ähnlich äußerte sich auch der Vorsitzende des Deutschen Lehrerverbandes Heinz-Peter Meidinger. Der Deutsche Lehrerverband fordert bereits seit Langem einen bundesweiten Hygienestufenplan, der an konkrete Inzidenzen gekoppelt ist. Dazu gehörten beispielsweise „flächendeckende regelmäßige“ Selbsttests für Schüler und Lehrer oder mobile Luftfilter.
Corona: Erste einheitliche Pläne für mehr Schutz an Schulen liegen vor
Erste einheitliche Pläne für Hygienekonzepte liegen eigentlich bereits vor. Denn um die Schulöffnungen nicht zu gefährden, wurden vorab sowohl von der Kultusministerkonferenz (KMK) als auch in den gemeinsamen Beschlüssen von Bund und Ländern vom 10. Februar mehr Schutzmaßnahmen für Lehrer und Schüler definiert. Neben den schnelleren Impfungen für Lehrer zählen dazu mehr Schnelltests an Schulen.
So heißt es beispielsweise im Beschluss der KMK, man wolle die in Schulen Beschäftigten „mit umfangreichen Schnelltestungen“ und eine „verbindlichen Teststrategie“ regelmäßig testen. Und auch in den Beschlüssen von Bund und Ländern vom 10. Februar wird festgehalten: „Vermehrt sollen auch Schnelltests die Infektionsrisiken minimieren.“
Corona-Schutz an Schulen – Maßnahmen in NRW sind überschaubar
Dass solche Pläne von jedem Bundesland anders verstanden werden, zeigen die neuen Corona-Regelungen an Schulen in NRW, die insbesondere die Präsenzzeiten regeln. „Die zusätzlichen Schutzmaßnahmen zum Schutz der Beschäftigten in den Schulen“, die das Land NRW definiert hat, sind dabei überschaubar.
Lehrkräfte und weitere in Schulen Beschäftigte sollen ab sofort täglich zwei FFP2-Masken zur Verfügung gestellt bekommen. Außerdem sollen sie die Möglichkeit bekommen, sich zweimal wöchentlich beim niedergelassenen Arzt testen zu lassen. Von Verbindlichkeit ist dabei keine Rede. Auch Schnelltests für Schüler, wie von Lehrerverbänden gefordert, wird es in NRW wohl nicht geben (alle Infos zum Coronavirus in NRW auf RUHR24.de).
„Kapazitäts- und Finazgrenzen: Keine Corona-Tests für Schüler an NRW-Schulen
Wie WDR und RTL berichten, habe NRW-Bildungsministerin Yvonne Gebauer (54, FDP) auf Nachfrage gesagt, allgemeine Tests für Schüler seien nicht vorgesehen. Fragen wirft dabei die Begründung auf. So habe die Bildungsministerin die Entscheidung mit dem „vergleichsweise geringen Erkrankungsrisiko bei den Null- bis Zehnjährigen und Kapazitäts- und Finanzgrenzen“ begründet.
Unter Medizinern herrscht hingegen mittlerweile nahezu Einigkeit, dass Kinder ebenso ansteckend sind wie Erwachsene – nur die Krankheitsverläufe sind meistens milder. Immer wieder gab es in letzter Zeit Meldungen von Mutationen in Kitas – aktuell sogar in zwei Dortmunder Einrichtungen, in denen jetzt Großtestungen anstehen. Auch wenn es mit den derzeitigen Schnelltests praktisch sicher eine Herausforderung ist, Kinder regelmäßig zu testen, ist die Erklärung in dieser Form zweifelhaft.

Schnelltests an Schulen – erste Bundesländer planen Maßnahmen
Denn dass beim Gesundheitsschutz von Kindern von „Finanzgrenzen“ gesprochen wird, wird sicher noch für Aufregung sorgen. Zumindest Sachsen, Thüringen und Baden-Württemberg sind Schnelltests für Schüler nicht zu teuer – hier startet man mit Testungen. Im Januar hatte Bremen bereits freiwillige Tests angeboten.
Das Ergebnis: Es wurden mehr Fälle als erwartet gemeldet. Bleibt also zu hoffen, dass die aktuellen Maßnahmen in NRW ausreichen, um eine dritte Welle zu verhindern. Denn erneute Schulschließungen wären für alle Beteiligten „fatal“, warnt auch der Deutsche Lehrerverband.