Koma und Hirnverletzung
Nach Zugunglück in Recklinghausen: Vater will Zaun an Gleisen
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Nach dem Zugunglück in Recklinghausen fordert der Vater des verletzten Amir mehr Zäune an Gleisen. Die Deutsche Bahn will auf einen anderen Weg setzen.
NRW – Am 2. Februar wurden zwei Jungen in Recklinghausen von einem Güterzug erfasst. Einer der beiden starb noch am Unfallort. Der andere liegt seitdem im Koma. Schwere Kopfverletzungen lassen nicht klar sagen, ob der kleine Amir (9 Jahre alt) nochmal ganz gesund wird. Sein Vater richtet sich mit einem emotionalen Statement an die Öffentlichkeit.
Vater von schwerverletztem Jungen fordert mehr Zäune nach Bahnunglück in Recklinghausen
„Mein Sohn ist mein Herz, ist meine Lunge, (...) ist alles für mich“, so beginnt Fadi El Jadduoh die Botschaft zu dem Unfall seines Sohnes. Sat.1 hat ihn zu dem tragischen Unglück interviewt. „Unser Lachen, unsere Freude ist weg“, fährt der Vater von Amir fort. Die Familie wohnt nahe der Schienen in Recklinghausen.
Hier sucht El Jaddouh nach Spuren. Bisher ist nicht sicher, wo die beiden Jungs in NRW auf die Gleise getreten sind. Amirs Vater macht der Deutschen Bahn im Interview mit Sat.1 Vorwürfe. Kinder hätten es viel zu leicht, Zugang zu den Schienen zu bekommen. Er fordert mehr Zäune, um Kinder in Zukunft vor Unfällen zu schützen.
In den Kommentaren auf Facebook fühlen viele User mit den Angehörigen der beiden Jungen. „Das ist so traurig. Kinder kannst du nicht anbinden, sie versuchen alles aus ohne zu überlegen und denken nicht über die Gefahr nach. Man kann keinem einen Vorwurf machen“, heißt es zum Beispiel von einer Userin (mehr News aus NRW bei RUHR24).
„Gleise sind kein Spielplatz“ – User sind in der Mehrzahl für Mitgefühl nach Bahnunglück in Recklinghausen
Einige sehen das anders und kommentieren etwa: „Gleise sind kein Spielplatz! Anstatt die Schuld bei anderen zu suchen, sollte er mal darüber nachdenken, was in der Erziehung falsch gelaufen ist“, darauf hagelt es viel Kritik von anderen Facebook-Nutzern.
„Wie kann man so empathielos sein und den Eltern hier Vorwürfe machen? Da haben 2 Familien schreckliches erlebt, ein Kind lebt nicht mehr und Amir kämpft um sein Leben! Vorwürfe bringen da gar nichts“, heißt es zum Beispiel in einem Kommentar.
Wie der WDR berichtet, seien viele Stellen an den Schienen in der Hillerheide, wo Amirs Familie wohnt, nicht richtig gesichert. Zäune seien Mangelware, Graffitis an alten Betriebsgebäuden der Bahn würden die Kinder sogar anlocken, findet der Vater laut dem WDR. Viele würden den Weg über die Gleise auch als Abkürzung zum Fußballplatz nutzen, trotz Warnung der Eltern.
Deutsche Bahn setzt nach Zugunglück in Recklinghausen weiter auf Prävention
Die Deutsche Bahn antwortet auf eine Anfrage des WDR zu mehr Zäunen an Bahnstrecken: „Die Bahnanlagen wären dann deutlich schwerer zugänglich, zum Beispiel bei Rettungseinsätzen von Polizei und Feuerwehr“. Wo schon Zäune stehen, würden sie oft Opfer von Vandalismus werden. Deshalb wolle man auch in Zukunft eher auf Aufklärungsarbeit setzen.
Für Amir und seinen toten Freund kommt diese zu spät. Für einen schweren Eingriff am Gehirn des verletzten Jungen ist die Familie auf der Suche nach einem Spezialisten.
Derweil laufen die Planungen für ein neues Gleis von Dortmund nach Münster.
Rubriklistenbild: © Gottfried Czepluch/Imago