Hunderte Morde in NRW kurz vor Aufklärung – Experten reisen in „Zeitkapsel“
Mehr als 1000 ungeklärte Kriminalfälle gibt es in Nordrhein-Westfalen. Nun will ein Experten-Team Hunderte von ihnen lösen.
Dortmund – Nordrhein-Westfalen (NRW) nimmt die Lupe in die Hand und schaut genau hin. Ungeklärte Kriminalfälle beschäftigen seit Jahren die Ermittler an Rhein und Ruhr. Einige davon sind nun kurz vor der Aufklärung.
Cold Cases in Nordrhein-Westfalen – 403 ungeklärte Kriminalfälle stehen vor der Auflösung
Seit November 2021 ermitteln 23 ehemalige Polizistinnen und Polizisten in ungeklärten Mord- und Tötungsdelikten aus den vergangenen 50 Jahren. Das Landeskriminalamt (LKA) richtete dazu extra eine „Besondere Aufbauorganisation“ (BAO) ein. Diese sei zwar jetzt abgelaufen, allerdings könnten nun die Polizeibeamten in NRW mit den Ergebnissen weiter ermitteln.
In 403 Fällen sehen die Polizisten sogar gute Chancen, dass die Täter nach erneuten Ermittlungen gefasst werden können, teilt das Land NRW mit.
Wie kam es also zu den plötzlichen Ermittlungsdurchbrüchen? Ungeklärte Mordfälle aus der Vergangenheit werden mit moderner Technik von heute untersucht. Neue Ermittlungsmethoden und Hinweise aus der Bevölkerung konnten den Ermittlern weitere Informationen geben. Zuletzt rollte auch die Duisburger Polizei einen Cold Case neu auf.
Ungeklärte Mordfälle in Nordrhein-Westfalen – Aktenzeichen XY hilft Ermittlern
NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) erklärt das Vorgehen anschaulich: „Unsere Ermittler reisen in einer Zeitkapsel – bewaffnet mit kriminaltechnischem Besteck von 2023 – zurück in das Jahr der Tat.“ Auch Sendungen wie „Aktenzeichen XY - Ungelöst“, die unter anderem auch Fälle aus NRW ausstrahlen, können ihren Beitrag zur Aufklärung leisten.
„Zwar ist das Projekt beendet, die Arbeit nimmt aber jetzt erst richtig Fahrt auf. Phase Zwei hat nun begonnen. In dieser Phase wird das Erfolgsmodell der BAO fortgesetzt, indem den Kriminalhauptstellen ebenfalls pensionierte Expertinnen und Experten, sogenannten Senior Experts, zur Verfügung stehen werden“, berichtet Reul weiter.

NRW untersucht ungeklärte Mordfälle – Senior Experts nehmen Lupe zur Hand
Das durchschnittliche Alter der „Senior Experts“ liegt bei 62 bis 65 Jahren. Alle Ermittler und Ermittlerinnen haben als Ehemalige unterschiedliche Hintergründe:
- Todesermittler
- Kommissariatsleiter
- Vermisstensachbearbeiter
- Experte der Kriminaltechnik.
Sobald sich neue Ermittlungsansätze ergeben haben, übernimmt die örtliche zuständige Kriminalpolizei die weitere Arbeit. Schlussendlich entscheidet die zuständige Staatsanwaltschaft über die weiteren Ermittlungen. Ein Erfolg: Sechs Fälle konnten bereits aufgeklärt werden. Von Sara Lewe