Rüstungsindustrie

Waffen, Panzer, Drohnen: In diesen NRW-Städten wird Kriegsgerät hergestellt

Der russische Krieg in der Ukraine kurbelt auch die Rüstungsindustrie in NRW an. Doch wo sitzen die Unternehmen eigentlich? Und was stellen sie her?

Dortmund – Seit Beginn des russischen Krieges in der Ukraine liefert Deutschland Rüstungsgüter in das Land. Zuerst waren es Helme, dann Luftabwehrsysteme und Leopard-Panzer. Ein Teil dieser Waffen wurde und wird auch in Nordrhein-Westfalen produziert. Bei den großen und kleinen Herstellern gibt es einige Besonderheiten.

Rüstungsindustrie in NRW: Hier werden Munition, Panzer und Waffen hergestellt

Beim Fokus auf den Strukturwandel im Ruhrgebiet vergisst man leicht: Ein Großteil der Waren, die in NRW produziert und exportiert werden, sind neben chemischen Erzeugnissen (16 Prozent) vor allem Maschinen (16 Prozent) und Metalle (10 Prozent).

Weil der russische Krieg in der Ukraine andauert, fahren auch die Rüstungskonzerne in NRW ihre Produktion hoch. Die Aufträge sind da, wie die Zahlen aus 2022 zeigen: Fast jedes der hier ansässigen großen Rüstungsunternehmen konnte einen zweistelligen Umsatzsprung verzeichnen.

Bemerkenswert ist dabei, dass ein Großteil der Hersteller im Rheinland, im Bergischen Land und im Raum Bonn sitzen. Die Karte zeigt eine Auswahl von Unternehmen, die vor allem Kriegsgerät herstellen und damit offen werben. Hinzu kämen noch dutzende IT-Dienstleister und andere Unternehmen, die ebenfalls mit der Rüstungsbranche zusammenarbeiten.

Große Rüstungsunternehmen aus NRW sitzen im Ruhrgebiet, Rheinland und dem Bergischen Land

Bei der Produktion von Rüstungsgütern wie Stahl, Munition sowie Panzern und Kampfjets stechen einige große Unternehmen mit Hauptsitz oder einem Standort in NRW heraus:

Unternehmen (Land)SitzGesamtumsatz (2022)
Lockheed Martin (US)Rheinbach62,4 Mrd. Euro (- 2 Prozent)
Thyssenkrupp (D)Essen41,1 Mrd. Euro (+ 20 Prozent)
Thales Group (F)Siegburg17,5 Mrd. Euro (+ 9,4 Prozent)
Rheinmetall (D)Düsseldorf6,4 Mrd. Euro (+ 13 Prozent)
Elettronica (IT)Meckenheim360 Mio. Euro (+ 20 Prozent)

Das mit Abstand größte Unternehmen aus NRW mit einer Rüstungssparte ist dabei Thyssenkrupp mit Hauptsitz in Essen. Das Stahlunternehmen produzierte bereits im Ersten und Zweiten Weltkrieg Waffen. Heute erwirtschaftet Thyssenkrupp mit der Sparte „Marine Systems“ aber nur noch rund 10 Prozent seines Umsatzes (4,2 Mrd. Euro) mit der Produktion von Kriegsgerät. Hergestellt wurden zuletzt unter anderem U-Boote für Singapur sowie Kriegsschiffe.

Rüstungsfirmen in NRW machen Milliardenumsatz mit der Produktion von Kriegsgerät

Der nächste große Player in der nordrhein-westfälischen Rüstungsindustrie ist Rheinmetall. Das Unternehmen aus Düsseldorf produzierte bereits im 19. Jahrhundert Munition für das Deutsche Reich. Heute ist es eines der weltweit größten Rüstungsunternehmen. Neben einer Automobil-Sparte produziert es noch immer großkalibrige Geschosse sowie den Kampfpanzer Leopard 2. Bei der Auftragssumme legte Rheinmetall 2022 um 13 Prozent auf 6,4 Mrd. Euro zu.

Dabei arbeitet das Unternehmen mit einer anderen bekannten Marke zusammen: Lockheed Martin. Das US-Unternehmen produziert Kampfflugzeuge wie den Tarnkappenjet F-35, von denen auch Deutschland im Jahr 2022 einige Dutzend bestellt hat. In Rheinbach bei Bonn fertigt Lockheed Martin jedoch vor allem Kommunikations- und Informationssysteme, die auch in Kriegsgebieten eingesetzt werden können.

Auch Frankreichs größtes Rüstungsunternehmen, die Thales Group, produziert in NRW. Sie stellt Sicherungstechnik für die Bahn, aber auch IT-Systeme für Fregatten her. Rund die Hälfte seines Umsatzes (17,5 Mrd. Euro) soll das Unternehmen mit der Rüstungssparte machen. Erst Anfang 2023 kündigte der Konzern an, weltweit 12.000 neue Mitarbeiter einstellen zu wollen.

Kleinere Rüstungsfirmen in NRW produzieren Panzerfaust, Drohnen und Störsender

Auch ein größeres Unternehmen aus Italien sitzt in NRW: Elettronica stellt in Meckenheim bei Bonn vor allem Geräte zur elektronischen Kriegsführung her. Dazu gehören etwa Störsender und Sensoren.

Hinzu kommen in NRW einige kleinere Unternehmen. Die Dynamit Nobel Defence in Wasserscheide (bei Siegen) produziert etwa schultergestützte Flugabwehrraketen oder die „Panzerfaust 3“. Sie ist nach Alfred Nobel benannt, der in Dortmund das Dynamit erfand.

Der Kampfpanzer „Leopard 2“ wird von Rheinmetall aus NRW hergestellt.

Auch in der Nähe des Ruhrgebiets werden Kriegsgüter hergestellt. Airrobot aus Arnsberg hat sich etwa auf militärische Drohnen spezialisiert. Mittlerweile gehört es zu „Nordicunmanned“ aus Norwegen, das ebenfalls für Lockheed Martin produziert.

Doch das ist nicht alles. Im nahegelegenen Neheim werden etwa Sicherheitsgurte für Militärfahrzeuge und Hubschrauber hergestellt. Bei Remscheid bauen mehrere Unternehmen etwa Ketten und Stoßdämpfer für Panzerfahrzeuge.

In Köln werden zudem Uniformen für die Bundeswehr genäht. Unternehmen aus dem Bergischen Land liefern unter anderem Sprengzünder, Keramik-Schutz und IT-Technik für Kriegsgeräte.

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Ukraine-Krieg sorgt in der Rüstungsindustrie von NRW für mehr Arbeitsplätze und mehr Umsatz

Zusammengenommen ließe sich allein mit dem Zubehör aus NRW-Produktion eine kleine Armee bereits ganz gut mit Kleidung, Waffen, Munition und Elektronik ausstatten. Dabei fällt auf, dass große wie kleine Hersteller zusammenarbeiten. Innerhalb von NRW hat sich so eine ganze Wirtschaftssparte von Rüstungszulieferern entwickelt.

Geografisch zeigt sich dabei besonders das Nord-Süd-Gefälle. Denn in Ostwestfalen oder dem Münsterland gibt es fast keine nennenswerte Rüstungsindustrie. Im Ruhrgebiet, dem Rheinland und dem Bergischen Land sitzen hingegen zahlreiche Firmen aus der Branche, die dort für Arbeitsplätze und Umsatz sorgen. Beide Zahlen werden wohl vorerst steigen – mindestens, solange der Krieg in der Ukraine anhält.

Rubriklistenbild: © Christian Charisius/DPA, Karte und Collage: Florian Forth/RUHR24

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