„Haben ein Pedelec-Problem“
NRW-Verkehrsbericht: Zwei Zahlen aus 2022 bereiten Sorge
Die Zahl der Verkehrstoten in NRW liegt wieder auf dem Niveau wie vor Corona. Zwei Zahlen dürften dabei besonders schockieren.
Dortmund – Durchschnittlich stirbt in Nordrhein-Westfalen jeden Tag ein Mensch bei einem Verkehrsunfall. Nicht nur Autofahrer überleben den Crash häufig nicht oder werden schwer verletzt. Die aktuelle Verkehrsstatistik des Innenministeriums zeigt auch: Vor allem in zwei Gruppen hat die Zahl der Toten erheblich zugenommen.
2022 sind 451 Menschen im Straßenverkehr in NRW ums Leben gekommen
Insgesamt sind im Jahr 2022 in NRW 451 Menschen im Verkehr getötet worden. Damit liegt der Wert in etwa auf dem Niveau wie vor der Corona-Pandemie (2019: 458 Tote). Das war zu erwarten, ist aber dennoch erstaunlich. Denn im vergangenen Jahr hatte es deutlich weniger Unfälle gegeben (-11 Prozent), als vor der Pandemie.
Innenminister Herbert Reul (CDU) ist trotzdem zufrieden: „Klammert man die zwei Ausnahmejahre der Pandemie aus, ist das der niedrigste Gesamtwert sowohl bei den Verkehrsunfällen als auch bei den Verkehrstoten seit Beginn der Unfallaufzeichnungen vor 69 Jahren“, sagte er am Mittwoch (1. März) bei der Vorstellung der Unfallstatistik in Düsseldorf.
Unfälle unter Drogen und mit Pedelecs haben in NRW 2022 massiv zugenommen
In einzelnen Bereichen zeigt sich jedoch, dass die Unfallzahlen nicht überall sinken. In 2022 haben demnach etwa die Unfälle unter Drogeneinfluss deutlich zugenommen. Bei 3300 Unfällen kamen insgesamt 29 Menschen ums Leben.
Noch stärker ist die Zahl der Unfälle mit Pedelecs angestiegen. Die elektrischen Fahrräder werden immer beliebter, bergen jedoch wegen ihres Gewichts und der deutlich höheren Geschwindigkeiten besondere Gefahren für ungeübte Radfahrer. 2022 starben in NRW bei 1800 Pedelec-Unfällen insgesamt 48 Menschen.
Unfall mit | Anzahl | Zunahme | Tote |
Pedelec | 6700 | +43 Prozent | 48 (+16) |
Drogeneinfluss | 3300 | +29 Prozent | 29 (+18) |
E-Scooter | 1800 | +157 Prozent | 3 (+3) |
Fast zwei Drittel der tödlich verunglückten E-Bike-Fahrer waren älter als 65 Jahre. Herbert Reul sprach von einem „generellen Pedelec-Problem“ und riet dazu, ein Fahrtraining zu machen.
Erstmals Tote nach Unfällen mit E-Scootern in NRW
Erstmals sind in NRW auch drei Tote nach Unfällen mit E-Scootern in die Statistik eingegangen. Kein Wunder, hatte die Zahl der Unfälle 2022 in NRW doch erheblich zugenommen. Insgesamt nahmen die Behörden 1800 Vorfälle mit den elektrischen Tretrollern auf, es gab dutzende Schwerverletzte. Vor allem junge Menschen verunglücken mit E-Scootern.
Auch Raser und illegale Rennen sorgten in NRW erneut für Tote. 12 Menschen kamen 2022 bei entsprechenden Unfällen ums Leben. Das ist ebenfalls ein neuer Höchstwert. Die Polizei schrieb insgesamt rund 2000 Anzeigen.
Herbert Reul verurteilte diese verbotenen Autorennen: „Die Straße ist keine Rennstrecke. Diese wild gewordenen Raser lassen sich an Verantwortungslosigkeit, an Leichtsinn und auch an Kaltschnäuzigkeit nicht übertreffen.“ Auch in Dortmund sorgen Raser immer wieder für Unfälle.
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