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NRW: Säureanschlag auf Manager – Angeklagter hält Druck durch Richter stand

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Von: Kathrin Ostroga

Bernhard Günther
Energie-Manager Bernhard Günther erlitt durch den Säure-Anschlag schwere Verletzungen. © Rolf Vennenbernd/dpa/Archiv

Ein 42-Jähriger aus Belgien steht in Wuppertal vor Gericht, weil er einem Energiemanager Säure über den Kopf geschüttet haben soll.

NRW: Prozess um Säureattentat in Wuppertal gestartet – Täter schweigt

Der Wuppertaler Prozess um den Säureanschlag auf einen Energiemanager Bernhard hat mit Appellen für ein Geständnis des Angeklagten begonnen. Der Vorsitzende Richter Holger Jung sagte am Freitag am Landgericht, die Aktenlage spreche „mit hoher Wahrscheinlichkeit für einen Schuldspruch.“ 

Es gebe fünf tatrelevante DNA-Treffer in einem am Tatort sichergestellten Handschuh. Zudem habe der 42 Jahre alte Angeklagte eine Verletzung, die von der Tat stammen könnte. Er empfehle dem Angeklagten dringend, sein Schweigen zum Tatvorwurf zu überdenken. Ein Geständnis könne ihm einige Jahre Haft ersparen (mehr News aus NRW bei RUHR24).

NRW: RWE-Manager wird Opfer von Attentat – Prozess gestartet

Das Opfer war damals Finanzvorstand der RWE-Tochter Innogy. Der Manager wurde am Sonntagmorgen des 4. März 2018 von zwei maskierten Gestalten ungefähr 200 Meter vor seiner Haustür in einer Grünanlage abgepasst und von hinten angegriffen. Sie schütteten ihm hochkonzentrierte Schwefelsäure über den Kopf. Günther wurde mit schweren Verätzungen in eine Spezialklinik gebracht, er schwebte zeitweise in Lebensgefahr.

Bislang hat der 42-Jährige die Vorwürfe bei seiner Festnahme in Belgien bestritten und danach beharrlich geschwiegen. Dem Angeklagten drohen im Fall einer Verurteilung zwischen drei und 15 Jahren Haft wegen absichtlicher schwerer Körperverletzung.

Mit eine Plakat wird in Düsseldorf nach neuen Hinweisen zum Säureangriff auf den Manager Bernhard Günther gesucht. Foto: David Young/dpa
Mit eine Plakat wurde in Düsseldorf nach neuen Hinweisen zum Säureangriff auf den Manager Bernhard Günther gesucht. Foto: David Young/dpa © David Young

NRW: Opfer von Säureanschlag wünscht sich Gerechtigkeit

„Das ist ein wichtiger Tag für meine Familie und für mich, allerdings auch kein einfacher Tag“, sagt das Opfer vor Prozessbeginn. Er hoffe auf Gerechtigkeit, auf die Aufklärung des Falles. Das Attentat habe äußerlich und innerlich viele Spuren hinterlassen. „Der Körper fühlt sich fremd an“, sagte der 55-Jährige. Seine Augenlider seien vernarbt. „Das spüre ich jeden Morgen beim Aufwachen, dass die Welt nicht mehr so ist, wie sie vor dem Anschlag war.“

Der Angeklagte, ein 42-Jähriger aus Belgien, erzählte, er habe vier Geschwister. Nach dem Schulabschluss habe er als Automechaniker gearbeitet, auch schwarz Autos repariert und mehrfach Unternehmen gegründet. Er sei häufiger in Deutschland gewesen, oft für Bordellbesuche. Die Staatsanwaltschaft deutete an, dass er in einem der Etablissements Mittäter des Anschlags kennengelernt haben dürfte.

Als Vorstrafen listete der Richter eine Reihe Verkehrsdelikte aus dem belgischen Strafregister auf. Der Mann war im vergangenen Dezember in der belgischen Provinz Limburg festgenommen worden.

NRW: Säureattacke war schon zweite Attacke auf Energiemanager

Schon zwei Jahre vor dem Säureanschlag war das Opfer von Unbekannten überfallen und zusammengeschlagen worden. Er vermutet den Auftraggeber für beide Überfälle in seinem beruflichen Umfeld. Den Namen hat er bislang nicht genannt. 

Man habe eine Reihe von Hindernissen überwinden müssen, um den mutmaßlichen Täter vor Gericht zu bringen, erklärten Opfer und Anwalt. Die Ermittlungen waren schon eingestellt worden, als der Manager Privatermittler beauftragte. Das Unternehmen Innogy hatte zudem 100 000 Euro Belohnung für Hinweise zur Aufklärung des Falls ausgesetzt. „Mein Mandant wird nicht ruhen wird, bis die Mittelsmänner und der eigentliche Auftraggeber eines Tages selbst vor Gericht stehen“, kündigte der Anwalt an. 

Der Säureanschlag auf den Manager hatte für internationales Aufsehen gesorgt. Wenige Tage nach dem Überfall war bekannt geworden, dass die RWE-Tochter Innogy zerschlagen und Teile vom Konkurrenten Eon übernommen werden sollten.

Dieser Text wurde mit Material der Deutschen Presseagentur erstellt.

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