NRW-Radfahrer erwarten „schärfere Konflikte“: Probleme in Dortmund und Bochum
Hunderte Radfahrer haben am Sonntag in Düsseldorf für eine schnellere Verkehrswende demonstriert. Beispiele aus Dortmund und Bochum zeigen, wo es hapert.
Dortmund/Bochum – Rund 3.000 Fahrradfahrer aus NRW sind am Sonntag (7. Mai) nach Düsseldorf geradelt. Dort haben sie für einen schnelleren Ausbau der Radwege protestiert und einen klimaverträglicheren Verkehr gefordert. Beispiele aus Dortmund und Bochum zeigen jedoch: Die Städte haben noch einen weiten Weg vor sich.
Verkehrswende in NRW stockt: Radfahrer protestieren vor Landtag in Düsseldorf
Mehr Platz für Radfahrer, weniger für Autofahrer: Dass dieser Wandel ohne Reibereien vonstattengehen wird, erwartet der Allgemeine Deutsche Fahrradclub (ADFC) indes nicht. Im Gegenteil: „Das wird noch eine härtere Auseinandersetzung als bei Atomenergie und Kohle“, befürchtet Axel Fell, Vorsitzender des ADFC in NRW (alle News zum Verkehr in NRW auf RUHR24 lesen).
Doch ohne Tempolimits, autofreie Zonen und „radikale Parkraumbewirtschaftung“ werde es nicht gehen, sagte er am Sonntag in Düsseldorf. Auch mit Blick auf den Klimawandel: „Wir haben eine Lösung für das Problem. Doch, wenn wir schnell die Menschen auf das Fahrrad holen wollen, brauchen wir eine sichere und einladende Fahrradinfrastruktur“, so Fell.

Fahrradklimatest NRW 2022: Viele Städte und Gemeinden sind nicht fahrradfreundlich
Viele Städte sind davon derzeit noch weit entfernt. Das zeigte zuletzt der Fahrrad-Klimatest des Vereins. An der Umfrage, die vom Bundesverkehrsministerium unterstützt wird, hatten rund 245.000 Radfahrer aus mehr als 1.100 Städten und Gemeinden teilgenommen.
Das Ergebnis ist laut ADFC ernüchternd: Die Fahrradfreundlichkeit vieler Städte in NRW hat weiter leicht abgenommen, ist im Durchschnitt nur ausreichend.
- Diese Punkte wurden in NRW 2022 am besten bewertet:
- Erreichbarkeit des Stadtzentrums: Note 2,7
- In Gegenrichtung geöffnete Einbahnstraßen: Note 2,7
- Zügiges Radfahren: Note 3,1
- Diese Punkte wurden 2022 am schlechtesten bewertet:
- Breite der Wege für Radfahrende: Note 4,7
- Falschparkkontrolle auf Radwegen: Note 4,7
- Führung an Baustellen: Note 4,7
Schmale Radwege und wenig Kontrollen in Dortmund: Stadt bekommt nur Note 4,3
Das macht sich auch in Dortmund bemerkbar. Seit Jahren warten die Radfahrer etwa darauf, dass der versprochene Radschnellweg Ruhr (RS1) fertig wird. Bislang ist lediglich ein kleines Stück im Kreuzviertel offiziell eröffnet.
Auch die Schließung des Messewegs an der Westfalenhalle hatte zuletzt für Ärger gesorgt. Gelobt werden hingegen öffentliche Fahrräder und geöffnete Einbahnstraßen.
- Diese Punkte wurden in Dortmund 2022 am besten bewertet:
- Öffentliche Fahrräder: 2,7
- Geöffnete Einbahnstraßen in Gegenrichtung: 2,8
- Erreichbarkeit Stadtzentrum: 3,5
- Diese Punkte wurden 2022 am schlechtesten bewertet:
- Breite der Radwege: 5,2
- Führung an Baustellen: 5,2
- Falschparkerkontrolle auf Radwegen: 5,1
Zu eng, zu gefährlich, zugeparkt: Das bemängeln die Radfahrer am Verkehr in Dortmund am meisten. Auch Konflikte mit Autofahrern scheinen häufig zu sein, glaubt man der Umfrage. Dabei steuert die Stadt bereits gegen.
Es werden immer neue Kreuzungen mit knallroten Radwegen bemalt, Poller aufgestellt und die Radwege am Wall umgebaut. Ob das künftig einen Effekt auf die Zufriedenheit haben wird, bleibt abzuwarten.
Radfahren in Bochum: schmale Radwege, gefährliche Baustellen und Falschparker
Andere Stadt, gleiches Bild: Auch Bochum steht in der Gunst der Fahrradfahrer nicht gerade an oberster Stelle – und wird ebenfalls mit der Note 4,3 abgewatscht. Gelobt werden ebenfalls öffentliche Fahrräder sowie die Wegweisung. Die Probleme sind ähnliche wie in Dortmund. Zuletzt sorgten Schwellen auf dem Springorum-Radweg für Hohn.
- Diese Punkte wurden in Bochum 2022 am besten bewertet:
- Öffentliche Fahrräder: 2,7
- Geöffnete Einbahnstraßen in Gegenrichtung: 3,2
- Wegweisung für Radfahrer: 3,3
- Diese Punkte wurden 2022 am schlechtesten bewertet:
- Falschparkerkontrolle auf Radwegen: 5,2
- Führung an Baustellen: 5,1
- Breite der Radwege: 5,0
Doch auch Bochum hat einige Ideen in der Schublade, wie man das mit den Radwegen in den Griff bekommen könnte. Unter anderem soll eine Allee mit 46 Bäumen in der City abgeholzt werden, um Platz zu schaffen. Auch in Bochum soll der Autoverkehr ausgebremst werden – zugunsten der Radfahrer.