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An NRW-Grenze: Holland-Firma bietet Rindfleisch, ohne Tiere zu töten

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Von: Julia Bremken

„Echtes Fleisch“ genießen, ohne dass ein Tier zu Schaden kommt. Das ist die Mission von dem niederländischen Unternehmen „Mosa Meat“.

NRW – Kein Fleisch ist so klimaschädlich wie das vom Rind, erklärt das Zentrum der Gesundheit. Es hat eine viermal so hohe CO₂-Bilanz wie Schweine- oder Geflügelfleisch. Doch Burger und Rinderfilet schmecken zu gut, dass Fleischliebhaber auf diesen Klimakiller verzichten würde. Aber Verzicht ist gar nicht nötig - das Unternehmen „Mosa Meat“ produziert kurz vor der Grenze zu NRW echtes Fleisch, ohne dabei eine Kuh zu töten.

Kultivierte Fleischproduktion direkt an NRW-Grenze

Am 8. Mai eröffnete das niederländische Unternehmen „Mosa Meat“ eine neue Scale-Up-Anlage in Maastricht, nur wenige Kilometer von NRW entfernt (mehr News aus NRW bei RUHR24).

Hier sollen auf knapp 3000 Quadratmeter dann „Zehntausende kultivierte Hamburger pro Jahr“ hergestellt werden. Bei steigender Nachfrage könne die Produktion auf mehrere hunderttausend Stück ausgeweitet werden.

Echtes Rindfleisch aus der Petrischale: So entsteht kultiviertes Fleisch

Kultiviertes Fleisch oder umgangssprachlich auch „Laborfleisch“ genannt, wird aus Stammzellen gewonnen. Dazu wird dem Tier Muskelgewebe entnommen. So gelangt „Mosa Meat“ dann an die Stammzellen des Rinds. Aus 0,5-Gramm-Probe, die unter Narkose dem Tier entnommen werden, könne das Unternehmen ganze 80.000 Burger herstellen.

Der Vorteil: „Die Kühe können frei über die Felder streifen, sobald wir eine Zellprobe in der Größe eines Pfefferkorns gesammelt haben“, erklärt das niederländische Unternehmen.

„Eingelegt in ein Gel, das zu 99 % aus Wasser besteht, wachsen Fasern aus einer Probe zu 800 Millionen Gewebesträngen.“ Das Muskelgewebe wird anschließend mit Fettgewebe kombiniert, erklärt „Mosa Meat“ auf seiner eigenen Website. Danach sei das Fleisch auch schon „fast fertig für den Grill“.

Holländischer Sterne-Koch entwickelt „Laborfleisch“ mit und ist „überwältigt“ vom Geschmack

Das im Labor hergestellte Fleisch sei laut „Mosa Meat“ nicht von dem Fleisch einer Kuh zu unterscheiden. „Es brutzelt, ist saftig und essfertig.“ Gleichzeit wurde bei der Herstellung weder Tier noch Klima geschadet.

Während der Eröffnung in Maastricht gab das Unternehmen bekannt, dass „der mit zwei Michelin-Sternen ausgezeichnete Chefkoch Hans van Wolde offiziell dem Team für Produktentwicklung, sensorische Bewertung und Rezepturformulierung von Mosa Meat beigetreten ist“.

Er selbst sei überzeugt von dem Geschmack des im Labor hergestellten Rindfleischs. Als er zum ersten Mal einen Mosa Burger probierte, sei er „überwältigt vom kräftigen Geschmack und dem erstaunlichen Mundgefühl des Rinderfetts“ gewesen.

Fleisch wird in einem Labor in Petrischalen gezüchtet
Symbolbild: Ein niederländisches Unternehmen produziert direkt an der Grenze zu NRW Rindfleisch im Labor. © ITAR-TASS / Imago

Mosa-Rindfleisch aus Holland: Kommt das klimafreundliche Fleisch auch nach NRW?

Fleischalternativen werden immer gefragter. Ein Restaurant in Dortmund bietet seit kurzem Steak aus dem 3D-Drucker an. Auch das Land NRW will in Kantinen einen „Veggie-Monat“ einführen und junge Menschen dazu bewegen, weniger Fleisch und Fisch zu essen.

Die Bereitschaft zum Wohl der Tiere und des Planeten auf Fleisch zu verzichten oder auf Alternativen umzusteigen, ist in NRW scheinbar da. Doch gibt es da noch eine Sache zu beachten, bis das Mosa-Rindfleisch auch auf unsere Teller kommen könnte.

Aus gezüchteten Zellkulturen hergestelltes Fleisch gilt als „neuartiges Lebensmittel und benötigt in der Europäischen Union (EU) eine Zulassung“, vermerkt die Verbraucherzentrale. Rindfleisch von „Mosa Meat“ könnte allerdings bald schon außerhalb der EU serviert werden.

Dr. Mark Post, Mitgründer und CSO von Mosa Meat, ist Stolz nach fast 10 Jahren endlich ein „ein richtiges Verbraucherprodukt“ herstellen zu können. Sobald die behördlichen Genehmigung erteilt wird, wolle das Unternehmen aus den Niederlanden ihr Rindfleisch „den Verbrauchern in Singapur servieren“, erklärt Post. Dort habe nämlich ein Vertragshersteller des Unternehmens seinen Sitz.

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