Firmen verzweifelt
NRW-Handwerk leidet unter dem Energiepreis-Horror und fürchtet viele Insolvenzen
Die Energiekrise lässt Haushalte verzweifeln. Aber auch Betriebe aus dem Handwerk kämpfen hart. Es drohen zahlreiche Insolvenzen in NRW.
Ruhrgebiet - Die Handwerkskammer Dortmund warnt aktuell vor einer Insolvenz vieler Betriebe in der Region. Auch die Zahlen des Statistischen Bundesamts sprechen Bände: Im Juni und August habe es demnach im Vergleich zu vorangegangenen Monaten einen Anstieg an Insolvenzen um 6,6 Prozent gegeben.
Handwerkskammer | Dortmund |
Adresse | Ardeystraße 93 44139 Dortmund |
Telefon | 0231 5493-0 |
Die Energiekrise trifft viele Unternehmen im Ruhrgebiet besonders hart
Die aktuelle Situation ist für Unternehmen so belastend, weil sie die Preiserhöhungen der Energiekrise nicht eins zu eins an die Kundschaft weitertragen können. Hinzu kommen gestörte Lieferketten.
Somit hat die Energiekrise existenzbedrohende Auswirkungen auf zahlreiche Betriebe im Ruhrgebiet. Weil Rohstoffe und Energie so teuer sind, lohnen sich viele Aufträge nicht mehr. Viele Handwerksbetriebe im Ruhrgebiet befürchten jetzt eine Insolvenz.
Das Bauunternehmen Hugo Schneider aus Hamm klagt zum Beispiel über enorme Materialknappheit. Der Prokurist des Betriebes, Carsten Nierhaus, befürchtet sogar Total-Ausfälle im Winter.
Eine Ressource sei besonders knapp: „Besonders bei erdölbasierenden Baumaterialien sind die Preise explodiert. Dies hat zu massiven Preisproblemen bei bestehenden Aufträgen geführt.“
Energie und Ressourcen sind sehr knapp und vielen Betrieben im Handwerk droht das Aus
Auch die Stadtbäckerei Kamp GmbH in Hagen ist von der aktuellen Krise betroffen. Die Inhaberin Stefanie Kamp spricht von einer sehr schwierigen Situation. Um ihren Betrieb langfristig vor der Insolvenz zu schützen, müsste sie die Preise sehr stark anheben. Das möchte sie ihrer einkommensschwächeren Kundschaft nicht antun.
Sie sagt aber auch: „Jedoch machen uns nicht nur die explodierten, völlig unkalkulierbaren Rohstoffpreise den Alltag schwer. Eine Verdoppelung der Energiekosten, von der wir mindestens ausgehen, ist besorgniserregend, bei all unseren Kühl- und Backflächen, Öfen, beheizten Fachgeschäften und Cafés, Spülmaschinen und beleuchteten Schaufenstern.“ Zudem sei neben der Anhebung des Mindestlohns auch bürokratischer Aufwand wie die Energiepauschale eine Hürde für das Unternehmen.
Die explodierenden Preise können selten an die Kundschaft im Handwerk weitergegeben werden
So gibt es zahlreiche Beispiele dafür, wie hart die Energiekrise Unternehmen trifft. Heinz Jürgen Gaedigk ist der Geschäftsführer von Gaedigk Feinmechanik & Systemtechnik GmbH in Bochum. Er leidet unter dem Problem, dass Preissteigerungen nicht an die Kundschaft weitergegeben werden können. Denn im Sondermaschinenbau würden die Aufträge langfristig verhandelt.
Hinzu komme: „Unabhängig von den Kosten kämpfen wir mit den langen und auch unkalkulierbaren Lieferzeiten für Material. Dadurch sind unsere Lieferzusagen und die davon abhängigen Zahlungseingänge der Kunden zunehmend unsicherer“. Es ist zwar geplant, dass das Handwerk und Land NRW während der Energiekrise enger zusammen arbeiten, aber die Rettung sieht das Handwerk eher in Hilfen des Bundes.
Hilfen der Bundesregierung sind die große Hoffnung für die Betriebe aus dem Handwerk
Handelskammer-Präsident Berthold Schröder: „Um das Handwerk vor Ort als Rückgrat der deutschen Wirtschaft zu erhalten, braucht es jetzt direkte Hilfen.“ Zeitverzögerte Maßnahmen reichten nicht mehr aus. Die Betriebe bräuchten schnelle Hilfen, zu denen sie möglichst unbürokratisch Zugang erhalten könnten. (Mehr News aus dem Ruhrgebiet bei RUHR24).
Rubriklistenbild: © HWK Dortmund / Marcel Kusch