Zahl der Badetoten in NRW steigt – viele Migranten betroffen
Der Sommer 2022 war heiß und trocken. Viele Menschen suchten Abkühlung am Wasser. Mehr als sonst kamen nicht wieder zurück und ertranken.
NRW – Fakten können knallhart sein, wie diese Zahl hier: 289 Menschen sind dieses Jahr in Deutschland bereits ertrunken. Das sind etwa so viele, wie in ein Flugzeug passen. Das sind nicht nur viele Badetote, sondern auch deutlich mehr als zum gleichen Zeitpunkt im Vorjahr.
Thema | Badetote in Deutschland |
Verein | Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) |
Gründe | Hitze, Leichtsinn, Alkohol, geschlossene Bäder |
Traurige Bilanz der DLRG: Im August ertranken fast doppelt so viele Menschen wie vor einem Jahr
Wie die DLRG in einer Mitteilung schreibt, sind bis einschließlich August 44 Menschen mehr in Deutschland ertrunken, als 2021 in diesem Zeitraum. Unterm Strich sind damit bis jetzt schon fast so viele Menschen in diesem Jahr ertrunken, wie im gesamten Jahr 2021. Hier waren es insgesamt 299 Todesfälle.
Dabei könnte es im September durchaus nochmal warm werden. „Bereits der sehr warme Mai hatte seine Schatten vorausgeworfen: Im heißen August suchten viele Menschen noch einmal Abkühlung im Wasser und kamen leider allzu oft nicht mehr zurück“, so DLRG-Präsidentin Ute Vogt. Im August gab es 72 Todesfälle – fast doppelt so viele wie letztes Jahr in dem Monat.
Im Trend ergibt sich allerdings noch ein ganz anderes Bild. Denn auch in früheren Jahren waren schon deutlich mehr Menschen ertrunken (siehe Grafik). 2018 waren es im gesamten Jahr sogar 504 Badetote. Die Zahlen zeigen allerdings auch, dass die Todeszahlen seitdem immer weiter zurück gingen und nun voraussichtlich erstmals wieder steigen.
Ertrunkene in Deutschland: Flüsse bergen laut DLRG besondere Risiken
Die Zahlen belegen, dass besonders an heißen Tagen viele Menschen im Wasser sterben. Der August ging nämlich als einer der heißesten und trockensten in die Geschichtsbücher ein. Schuld ist der Klimawandel. Die Wasserverbände machen konkrete Vorschläge, wie das Mikroklima in Zukunft angenehm gehalten werden kann. Dazu gehört auch das Projekt „Schwammstädte.“
Eine besondere Gefahr bergen Flüsse, wie die DLRG weiß. In diesem Jahr waren viele Pegelstände sehr niedrig. Das lockte viele Menschen ins scheinbar harmlose Wasser. Das Problem: Bei Niedrigwasser sind Flüsse oft sogar gefährlicher, weil die Fließgeschwindigkeit in der Mitte zunimmt. Allein in Seen und Flüssen ertranken dieses Jahr schon 212 Menschen in Deutschland.
Gründe dafür, dass so viele Menschen in Binnengewässern sterben, sind laut DLRG: Übermut, Alkoholkonsum und keine Badeaufsicht. „Wir können nur immer wieder dazu aufrufen, nicht an unbewachten Badestellen oder in Flüssen schwimmen zu gehen. Die Gefahr, dort zu ertrinken, ist um ein Vielfaches höher“, sagt Vogt. Zum Vergleich: In Nord- und Ostsee sind in diesem Jahr zusammen „nur“ 13 Menschen ertrunken
Trauriger Platz 2: In NRW ertranken im August mehr als doppelt so viele Menschen
NRW belegt bei den Badetoten nach Bayern einen traurigen zweiten Platz: Es waren in diesem Jahr 44 Ertrunkene – 26 mehr als im letzten Jahr und damit mehr als doppelt so viele.

Ein weiteres Problem ist, dass Schwimmbäder wegen Energiekrise und Personalmangel geschlossen werden. So wird Kindern die Chance genommen, früh schwimmen zu lernen. Und die DLRG bekommt Probleme, ihre Rettungsschwimmer auszubilden. „Wir appellieren daher an die Politik, die Schwimmbäder so lange wie möglich offenzuhalten“, sagt die DLRG-Sprecherin.
Doppelt so viele Badetote in Deutschland – Wassersport wie Stand-up-Paddling nicht ungefährlich
Aber auch der Trend auf Flüssen und Seen Wassersport zu treiben ist laut DLRG nicht ungefährlich. Wer sich beim Stand-up-Paddeln oder Surfen aufheizt und dann ins Wasser fällt, läuft Gefahr einen Kreislaufkollaps zu erleiden. Hilfreich kann eine Schwimmweste, aber auch eine Notleine mit Panikverschluss am Board sein (mehr News aus NRW bei RUHR24).

Paul Kemper, Pressesprecher beim DLRG Westfalen, sagt dazu auf Nachfrage von RUHR24: „Grundsätzlich ist gar nichts dagegen zu sagen. Wir freuen uns über jeden, der Wassersport beschreibt. Ein großes Problem ist es, wenn die Leute nicht schwimmen können. Sei es mit einem SUP oder einer Luftmatratze.“
DLRG-Sprecher aus NRW: „Viele Menschen mit Migrationshintergrund können nicht schwimmen“
Grundsätzlich sei die Zahl der Menschen, die nicht schwimmen können, deutlich gestiegen. Davon seien auch viele Menschen mit Migrationshintergrund betroffen: „Weil viele schlicht und ergreifend in den Heimatländern nicht schwimmen lernen“, so Paul Kemper im Gespräch mit RUHR24.
Er selbst macht viel Wasserrettungsdienst an Baldeneysee, Kemnader See und Harkortsee. Da wird es im Sommer durchaus voll: „Wir sitzen an der Wache und machen Streifenfahrten. Dabei behalten wir natürlich die Wasserfläche im Auge. Sobald jemand fällt oder umkippt, ist er ein Wasserrettungsfall, um den wir uns kümmern“. Leider ist nicht jeder davon zu retten.