Holland will nahe NRW Atomkraftwerke bauen
Die Niederlande plant mehrere Kernkraftwerke im Kleinformat zu bauen. Stehen sollen diese nur wenige Kilometer vor der Grenze zu NRW.
Dortmund – Während Deutschland seine letzten drei Atomkraftwerke am Samstag (15.04) abgeschaltet hat, planen die Niederlande in Sachen Atomkraft aufzurüsten. Gleich mehrere Mini-AKW sollen in Limburg, nur wenige Kilometer vor NRW, entstehen. Was für die Niederlande die optimale Lösung für eine klimafreundliche Stromversorgung zu sein scheint, sorgt bei deutschen Fachleuten für enorme Sicherheitsbedenken.
Mini-Kernkraftwerke an der Grenze zu NRW geplant: Das ist der Unterschied zu herkömmlichen AKW
Die Mini-AKW oder auch „Small Modular Reactors“ (SMR) genannt, sind deutlich schwächer in ihrer Leistung als herkömmliche Atomkraftwerke. Während die Reaktoren in den Mini-AKW eine Leistung von maximal 300 Megawatt haben, schaffen die Reaktoren der großen Kraftwerke über 1000 Megawatt, erklärt das Bundesamt für Sicherheit und nukleare Entsorgung (BASE).
Die SMR-Anlagen haben außerdem den Vorteil, dass sie in Serie vorproduziert werden können. Die einzelnen Bauteile müssen dann nur noch vor Ort montiert werden, heißt es auf tagesschau.de. Das bringt in der Regel eine kürzere Bauzeit und geringere Kosten mit sich (mehr News aus NRW bei RUHR24).
Doch auch bei den kleinen AKW gibt es radioaktive Abfälle. Wo die Niederlande diese dann endlagern wollen, ist bisher noch nicht bekannt. Laut der WAZ sei das zentrale Zwischenlager in der Provinz Zeeland im Gespräch. Hier werde auch der Müll des aktuell in den Niederlanden einzigen aktiven AKW – Brossele – gelagert.
Die neuen Mini-Kraftwerke in den Niederlanden wären aber nicht die ersten Atomkraftwerke in der Nähe von NRW. In Belgien soll bald schon ein Atomkraftwerk neu gestartet werden – und das nur wenige Kilometer von NRW entfernt.
Mini-AKW in Limburg: Niederlande konkretisiert Pläne für Kernkraftwerke an der Grenze zu NRW
Geplant wird der Bau mehrerer Mini-AKW in Limburg. Diese sollen frühstens im Jahr 2030 in Betrieb genommen werden. Doch bevor der Beschluss dafür fällt, sollen die Bürger der Provinz dazu befragt werden.
Der Regionalpolitiker Maarten van Gaans-Gijbels gehe davon aus, dass noch vor Ende des Jahres abgestimmt wird, sagte er gegenüber der NRZ in Maastricht. Aufgrund der Ergebnisse der Landtagswahlen sei er aber zuversichtlich, dass die Bürger für den Bau der neuen AKWs stimmen werden. Denn „unter den gewählten Parteien lässt sich eine große Mehrheit für Kernenergie bilden“.
Niederländische Politiker rechnen mit Zustimmung der Bevölkerung für AKW nahe NRW
Allerdings zeigen sich die niederländischen Politiker gegenüber Deutschland laut der WAZ kooperativ. „Wir müssen die Sicherheitsbedenken der Menschen sehr ernst nehmen und werden lediglich einen Beschluss fassen, wenn die Sicherheit gegeben ist“, sagt Maarten van Gaans-Gijbels.
Nach Deutschlands Atomausstieg vor wenigen Tagen sind die Pläne der Niederlande hierzulande dennoch vielen ein Dorn im Auge. Auch deutsche Fachleute haben enorme Sicherheitsbedenken in Bezug auf die neuen Mini-AKW unmittelbar vor der deutschen Grenze.
Mini-AKW nahe NRW: Bringen die Kernkraftwerke im Kleinformat ein zu großes Risiko mit sich?
Zu Beginn dieses Jahres veröffentlichte das BASE ein aktuelles Gutachten über „Small Modular Reactors“. Dabei wurden insgesamt 31 SMR-Konzepte genaustens untersucht. Einige Anlagen weisen demnach reduzierte Sicherheitskonzepte auf.
Auch die Wirtschaftlichkeit stellen die Experten infrage. Erst ab dreitausend Anlagen würden sich die SMR-Anlagen lohnen. Mehr Anlagen stellen auch folglich mehr Ziele für kriegerische Angriffe dar, erklärt das BASE. Denn „durch die hohe Anzahl an Reaktoren zur Bereitstellung signifikanter Mengen elektrischer Leistung und ihre geplante weltweite Nutzung würden Risiken sogar um ein Vielfaches erhöht sein“, heißt es beim Institut.
Deutsche Umwelthilfe und NRW-Wirtschaftsministerin kritisieren Pläne für Mini-AKW im Nachbarland
Auch die Deutsche Umwelthilfe (DUH) kritisiert das Bekenntnis niederländischer Kommunalpolitiker zu den Atomkraftwerken stark. Denn jeder Reaktor benötige große Mengen Kühlwasser, was wiederum die weltweit immer geringer werdenden Wasservorräte verknappen würden.
Wie die DUH sieht auch NRW-Wirtschaftsministerin Mona Neubauer die Investitionen in erneuerbare Energien als zukünftig sinnvollsten Weg für die Energieversorgung. „So stellen wir eine günstige, widerstandsfähige Energieversorgung für die Verbraucherinnen und Verbraucher und die Industrie sicher. Die Errichtung neuer Reaktoren lehne ich daher ab“, erklärte sie gegenüber der WAZ.