Umstrittene Neuerung in Holland-Supermärkten – Tausende NRW-Touristen betroffen
Die Niederlande führen zum 1. Januar 2024 eine Neuerung in ihren Supermärkten ein. Die Änderung ist umstritten, zeigen Erfahrungen aus Deutschland.
Dortmund / Den Haag – Wer ab dem 1. Januar 2024 in einem Supermarkt in den Niederlanden einkaufen geht, soll bei der Auswahl der Lebensmittel künftig eine bessere Übersicht haben. Das NRW-Nachbarland führt zum neuen Jahr den sogenannten Nutri-Score ein.
Niederlande führen am 1. Januar 2024 den Nutri-Score in Supermärkten ein
Die Niederlande wollen dadurch gewährleisten, dass Verbraucher bei der Auswahl von Lebensmittel das jeweils gesündeste einer Produktkategorie aussuchen. Eine Skala von „A“ (sehr gesund) bis „E“ (ungesund) sollen Produkte gleicher Kategorie künftig besser miteinander vergleichbar machen.
Obacht für die Holland-Party-Touristen: Da Bier oder Wein ungesunden Alkohol enthalten, werden sie per se nicht durch den Nutri-Score abgebildet. Ausnahme sind alkoholfreie Biere, die in Deutschland mit „D“ bewertet werden, also mit dem zweitschlechtesten Nutri-Score-Wert.

In Deutschland gibt es das Label bereits seit November 2020. Hersteller von Lebensmittel können es freiwillig auf ihre Verpackungen drucken. Doch der Nutri-Score ist nicht unumstritten. Die Verbraucherzentrale kritisiert etwa die zu milde Bewertung des Zuckergehaltes und zu niedrige Anforderungen an den Ballaststoffgehalt.
Nutri-Score-Label in den Niederlanden bleibt wie in Deutschland freiwillig
Auch ungünstig: Da das Label freiwillig ist, ist es nicht auf jedem Produkt abgedruckt. Somit können Verbraucher nicht alle Produkte miteinander vergleichen. Grundsätzlich hält die Verbraucherzentrale den Nutri-Score aber für ein „verbraucherfreundliches Hilfsmittel zur schnellen Beurteilung des Nährwertes eines Lebensmittels.“
Auch in den Niederlanden soll der Nutri-Score freiwillig sein. Aber: Die Niederlande ließen die Berechnung des Nutri-Scores wissenschaftlich überprüfen und erwirkten eine Verbesserung. So unterscheiden sich nun zum Beispiel das gesunde Vollkornbrot („A“) und das eher ungesunde Weißbrot (meist „C“) nun deutlicher voneinander. Tiefkühlpizzen erreichen mit dem überarbeiteten Algorithmus in der Regel nicht mehr als ein „C“. (Hier weitere News aus den Niederlanden bei RUHR24 lesen)
Niederlande halten Nutri-Score für noch nicht perfekt
Doch der niederländische Gesundheitsrat hält das Logo für noch nicht perfekt und will es weiter verbessern. Wer Lebensmittel einkaufe, solle das Logo als Zusatzservice sehen. Die gesündeste Methode, sich zu ernähren, sei nach wie vor die Beachtung des „Wheel of Five“. Es gibt die fünf wichtigsten Lebensmittelgruppen für die tägliche Ernährung vor:
- Sehr viel Obst und Gemüse
- Vorwiegend Vollkornprodukte (Brot, Nudeln, Couscous, brauner Reis)
- In Maßen Milchprodukte, Hülsenfrüchte/Nüsse (ungesalzen), Fisch, Fleisch (besser: pflanzenbasierte Produkte) und Eier
- Wenige weiche oder flüssige Streichfette und Speisefette
- Ausreichende Mengen an Flüssigkeit, wie Leitungswasser, Tee und Kaffee
Laut Branchenexperten schätzen die großen, niederländischen Handelsverbände, dass Supermärkte und Hersteller bis Mitte 2024 brauchen, um das Nutri-Score Logo auf ihren Produkten anzubringen.
Mit dem Nutri-Score führen die Niederlande innerhalb kurzer Zeit die zweite große Supermarkt-Neuerung ein. Erst seit April 2023 gibt es in den Supermärkten der Niederlande Pfand auf Getränke-Dosen.