Maskenpflicht an Schulen: Ärzte verlangen drastischen Änderung für Lehrer
NRW hat die Maskenpflicht für Schüler im Unterricht aufgehoben. Kinderärzte fordern nun aber eine weitere Maßnahme, die die Lehrer betrifft.
- Kinderärzte sprechen sich für eine Maskenpflicht für Lehrer im Unterricht aus.
- Der Grund: Ausbrüche an Schulen seien immer von Lehrkräften in die Klassenzimmer getragen worden.
- Ihnen wird ein Superspreader-Effekt zugeschrieben.
NRW - Die generelle Maskenpflicht für Schüler an weiterführenden Schulen wurde aufgehoben. Im Unterricht dürfen die Masken nun also abgelegt werden, wenngleich sie auf Fluren oder dem Schulhof weiter getragen werden müssen. Eine Erleichterung für die Schüler (mehr Nachrichten aus NRW auf RUHR24.de).
Doch wie sollen Lehrer und Schüler nun in beengten Klassenräumen vor gegenseitiger Ansteckung geschützt werden? Thomas Fischbach, Präsident des Berufsverbands der Kinder- und Jugendärzte, fordert eine erneute Maskenpflicht - allerdings diesmal für Lehrer.
Verband | Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte |
Präsident | Dr. med. Thomas Fischbach |
Mitglieder | ca. 12.000 Kinder- und Jugendärzte |
NRW kippt Maskenpflicht für Schüler - kommt jetzt die Maskenpflicht für Lehrer?
Im Gespräch mit welt.de findet der Präsident deutliche Worte: Lehrer können zu "Superspreadern" werden. Als "Superspreader" werden jene Menschen bezeichnet, die infiziert sind und eine besonders hohe Anzahl anderer Menschen anstecken.
Dabei liegt es in der Regel nicht an den Menschen selbst, dass sie so viele andere anstecken, sondern an den Umständen, unter denen eine Ansteckung erfolgt. Umstände wie zum Beispiel der Frontalunterricht in einem kleinen, schlecht belüfteten Klassenzimmer von einem infizierten Lehrer.
Frontalunterricht und Coronavirus: Infektionsrisiko wie bei Singen
Der Kinderarzt vergleicht die Situation mit jener in einem Chor. Singen gilt als besonders gefährlich, was das Infektionsrisiko mit dem Coronavirus angeht.
Beim Gesang können sich die Viren, die durch Aerosole verbreitet und die besonders beim Singen ausgestoßen würden, besonders leicht verbreiten. Lautes Sprechen wie es der Lehrer im Frontalunterricht tut, könnte offenbar ähnliches bewirken.

Thomas Fischbachs Sorge ist dabei nicht unbegründet. So führt er an, dass es auffällig sei, dass es "bei den letzten Ausbrüchen an Schulen immer Lehrer waren, die das Virus von außen hereingetragen hatten."
Lehrkräfte müssten auch deswegen absolut sensibel für Symptome sein, die mit einer Coronavirus-Infektion einhergehen könnten. Bei geringsten Anzeichen sollten sie sich schnell und frühzeitig testen lassen.
Mit Coronavirus infizierte Lehrerin in NRW: ganze Schulklassen in Quarantäne
Tatsächlich häuften sich nach Ende der Sommerferien die Meldungen, bei denen ganze Schulklassen in Quarantäne geschickt wurden, weil sie Kontakt mit einer infizierten Lehrkraft hatten. So blieb in Bochum beispielsweise eine ganze Gesamtschule am Montag (24. August) geschlossen, weil eine Lehrerin positiv auf das Coronavirus getestet worden war.
Der Präsident des Berufsverbands für Kinderärzte hält eine Maskenpflicht für das Lehrpersonal deshalb für durchaus sinnvoll. Und auch das Argument, dass sinnvoller Unterricht mit Maske nicht möglich sei, weil dann die Mimik des Lehrers nicht mehr erkennbar sei, will er so nicht gelten lassen.
Er kenne als Arzt die Problematik und habe auch manchmal Schwierigkeiten mit Patienten zu kommunizieren. Dennoch plädiere er für Verhältnismäßigkeit. Im Interview mit Welt betont er: "Wir wissen, dass Infektionen in der Regel vom Lehrpersonal oder von Erziehern ausgehen. Es ist deswegen sinnvoll, diese Personengruppe auch zum Maskentragen zu verpflichten."