Messer-Attacken an NRW-Schulen: Land empfiehlt „Notfallordner“
Verbale, psychische aber auch körperliche Gewalt an Schulen nehmen immer mehr zu. „Hinsehen und Handeln“ lautet die Devise der Notfallordner.
Dortmund – Die Schule sollte eigentlich ein Ort des Lernens und des gemeinsamen Miteinanders sein. Doch die Zahl der Straftaten, die sich in der Schule oder auf dem Pausenhof ereignen, nimmt immer weiter zu. Die Polizei hat an den Schulen in NRW im vergangenen Jahr 193 Attacken mit Messern oder anderen Stichwaffen registriert. „‚Hinsehen und Handeln“ sei jetzt gefragt - und das will das Schulministerium mit sogenannten „Notfallordnern“.
Schockierender Trend in NRW: Messerattacken an Schulen erreichen Höchststand
Nicht nur fehlende Schulplätze wie in Dortmund sind ein Problem in NRW. Auch die Gewalt an Schulen hat laut dem NRW Innenministerium zugenommen – vor allem die Gewalttaten in Verbindung mit Messern. Im Jahr 2022 kam es laut der Polizei zu 193 Attacken mit Stichwaffen an Schulen im bevölkerungsreichsten Bundesland. Das ist der höchste Stand seit 2019 mit 182 Vorfällen der Art.
Während der Corona-Pandemie kam, es in den Jahren 2020 und 2021 zwar zu weniger Messerattacken an den Schulen, doch dafür bot die Pandemie einen „Nährboden für Cyberkriminalität“, wie das NRW-Innenministerium erklärt. Hass und Hetze im Internet sollen daher in Zukunft härter bestraft werden.
NRW will „Hinsehen und Handeln“: Neue Notfallordner sollen Schutz für Schüler erhöhen
„Unsere Schulen müssen sichere Orte sein“, fordert Schul- und Bildungsministerin Dorothee Feller (CDU). Deshalb hat das Schulministerium die „Notfallordner zur schulischen Gewaltprävention und Krisenintervention aktualisiert“.
„‚Hinsehen und Handeln“ lautet der Apell an alle Schulen. Denn ein frühes Erkennen der Gewaltproblematik an Schulen in NRW, „ist das beste Mittel, um Gewalt zu verhindern“, erklärt Feller (mehr News aus NRW bei RUHR24).
Notfallordern gegen Gewalt an NRW-Schulen sollen Basiswissen an Lehrer vermitteln
Die sogenannten „Notfallordner“ bestehen aus zwei Teilen. Zum einen aus einem Ablaufplan für verschiedene Krisenfälle, auch „Interventionsteil“ genannte. Dieser ist nur für die Schulleitungen bestimmt, die Öffentlichkeit hat hier keine Einsicht.
Der zweite Teil dient zur Vorsorge, um Gewalt an Schulen erst gar nicht entstehen zu lassen. Der sogenannte „Krisenpräventionsteil“. Lehrer, Schulpsychologen aber auch Beratungsstellen für Kinder und Jugendliche sollen in Form eines Handbuches ein Basiswissen vermittelt bekommen.

„Schülern zur Seite stehen zu können, Verantwortung zu übernehmen, aber auch die Grenzen der eigenen Profession zu erkennen“ - darin sollen die Lehrer durch das neue Handbuch geschult werden. Damit könnten die Lehrer auch nicht nur ihre Schüler, sondern auch sich selbst schützen. Denn die Gewalt gegen Lehrer nimmt ebenfalls immer weiter zu.
NRW geht neue Wege: Gewalt gegen Lehrkräfte auf einem „besorgniserregenden Niveau“
„Gewalt gegen Lehrkräfte und Schulleitungen ist an der Tagesordnung und wird seit dem Beginn der Coronapandemie zu einem immer größeren Problem in den Schulen“, fasst Udo Beckmann, Bundesvorsitzender des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE) zusammen.
Der VBE ließ im vergangenen Herbst eine Studie zu Gewalt gegen Lehrkräfte durchführen - mit bundesweitem Fokus. Zwei Drittel der Befragten wurden in den letzten fünf Jahren Opfer psychischer Gewalt durch Beleidigungen oder Drohungen.

Besonders erschreckend: In einem Drittel der Schulen kam es in den letzten fünf Jahren zu gewalttätigen, körperlichen Angriffen auf Lehrkräfte oder Schulleitungen. Die Fälle von Gewalt gegen Lehrer konnten auch nur „zum Teil oder gar nicht aufgefangen werden“. In den meisten Fällen lag es daran, dass Eltern und Schüler nicht kooperationswillig und/oder nicht einsichtig waren.
Mehr Schulpsychologen und Schulsozialarbeiter für NRW gegen Gewalt an Schulen
Um effektiv gegen die steigende Gewalt an Schulen in NRW vorzugehen, sollen vermehrt Schulpsychologen und Schulsozialarbeiter im Einsatz sein. Neben 1.600 landeseigenen Stellen, sollen „den Kommunen darüber hinaus jährlich 57,7 Millionen Euro vom Land zur Anstellung von qualifizierten Fachkräften an Schulen zur Verfügung gestellt“ werden.
„Die Stärkung der psychischen Gesundheit aller schulischen Akteure“ sei besonders wichtig, erklärt Gabriele Pappai, Geschäftsführerin der Unfallkasse NRW. Denn Krisen und Störungen belasten das Lernen und Arbeiten massiv.
Die Kombination aus theoretischem Wissen aus den Notfallordern und der praktischen Unterstützung durch Psychologen und Sozialarbeitern soll dabei helfen, die Gewalt an Schulen zu minimieren. Sowohl bei den Schülern untereinander als auch die Gewalt gegen das Lehrpersonal.