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Thyssenkrupp will in Duisburg bis 2026 einzigartiges Werk bauen

Das Ruhrgebiet steht mit seiner Schwerindustrie nicht gerade für Klimafreundlichkeit. Wasserstoff könnte in der Stahlindustrie jetzt die Wende bringen.

NRW – Thyssenkrupp ist im Ruhrgebiet bekannt für Stahl, Hochöfen und klimaschädliche Treibhausgase. Natürlich sind die Zeiten der schwarzen Wäscheleinen längst vorbei. Doch weil im Ruhrgebiet immer noch viele Firmen ihre Produktionsstätten haben, gilt es hier Technologien zu entwickeln, die Umweltschutz und Wirtschaft vereinen.

UnternehmenThyssenkrupp
Gründung1999
HauptsitzEssen

Thyssenkrupp in NRW: Alternative für Hochöfen könnte in der Klimakrise helfen

Der Stahlriese legt mit einer besonderen Innovation vor, die klassische Hochöfen ablösen soll. Die sogenannte Direktreduktion könnte die Stahlproduktion klimaneutral und damit fit für die Zukunft machen. Das Land NRW hat nun zugesagt, die deutschlandweit erste und größte Direktreduktionsanlage mit innovativem Einschmelzer in Duisburg fördern zu wollen.

Um aus Erz Stahl zu gewinnen, brauchte es bisher Kohle und Hochöfen. Unter der großen Hitze schmilzt das Erz und gibt vereinfacht gesagt Roheisen frei. Mithilfe von Sauerstoffzufuhr in einem nächsten Schritt, kann so Stahl produziert werden. Dabei wird jedoch viel klimaschädliches CO₂ ausgestoßen. Umso wichtiger deshalb die Frage: Wie funktioniert die neue Technik?

Wasserstoff könnte die Stahlproduktion im Ruhrgebiet fit für die Zukunft machen

Die Direktreduktion ist etwas komplizierter. Man braucht dafür zuerst einmal grünen Wasserstoff. Es gibt neben dem grünen Wasserstoff auch noch grauen, blauen und türkisen. Diese Arten werden unter anderem aus fossilen Brennstoffen gewonnen und sind nicht klimafreundlich.

Um an den wichtigen grünen Wasserstoff zu kommen, muss er erst einmal mithilfe von Strom aus Wasser hergestellt werden. Damit die sogenannte Elektrolyse umweltfreundlich ist, braucht es Ökostrom. Vereinfacht gesagt, wird bei der Elektrolyse das Wassermolekül mithilfe von Strom in seine Einzelzeile – Wasserstoff und Sauerstoff – zerlegt. Der Wasserstoff kann dann wiederum benutzt werden, um zum Beispiel einen Motor anzutreiben. Am Ende bleibt wieder Wasser übrig. Auch deshalb gilt Wasserstoff als umweltfreundlich.

Grüner Wasserstoff kann in Zukunft dabei helfen, die Industrie umweltfreundlicher zu gestalten.

Allerdings gibt es auch kritische Stimmen. Denn, um Wasserstoff herzustellen, wird wiederum viel Energie gebraucht, die man auch direkt verwenden könnte. Allerdings ist Wasserstoff ergiebiger und könnte deshalb in Zukunft besonders bei großen Transportmitteln und schwerer Industrie, wie der Stahlproduktion, eingesetzt werden.

Klimaneutraler Stahl – Thyssenkrupp und das Land NRW entwickeln Alternative zum Hochofen

Für das neue Verfahren der Direktreduktion zur Stahlproduktion braucht es aber mehr als nur Wasserstoff. Mit Wasserstoff und Gas kann eine spezielle Direktreduktionsanlage betrieben werden. Diese ersetzt den Hochofen. Mithilfe von weiteren Schritten entsteht so im Optimalfall klimaneutraler Stahl.

In Duisburg soll in Zukunft klimaneutraler Stahl entstehen.

Bis dahin ist es allerdings ein weiter Weg. Der Start der neuen Anlage in Duisburg ist für 2026 geplant. Die Landesregierung ist dennoch optimistisch gestimmt (mehr News aus NRW bei RUHR24). Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) äußert sich zu der neuen Anlage so:

„Die gemeinsame Absichtserklärung der Landesregierung und Thyssenkrupp Steel zum Vorhaben ‚tkH2Steel‘ ist ein wichtiger Schritt für die Transformation der Industrie in unserem Land. (...) Dies ist ein großer Schritt auf dem Weg, den Klimaschutz und die Industrie mit ihren attraktiven Arbeitsplätzen miteinander zu versöhnen.“

Wasserstoffanlage könnte Thyssenkrupp für die Zukunft absichern – Land NRW unterstützt

Auch Wirtschafts- und Klimaschutzministerin Mona Neubaur (Grüne) ist von dem Vorhaben überzeugt: „Die Entscheidung von Thyssenkrupp Steel, die deutschlandweit größte Anlage zur Produktion von CO₂-armem Stahl in Duisburg zu errichten, ist eine gute Nachricht für den Zukunftsstandort NRW.“

Thyssenkrupp forscht seit Jahren an einer Stahlproduktion mithilfe von Wasserstoff.

Thyssenkrupp forscht schon seit Jahren an Produktionsmöglichkeiten für grünen Stahl. Das ist auch notwendig, um den Klimawandel zu verlangsamen und gleichzeitig die Wirtschaft fit zu halten. Bei der Stahlproduktion wird bisher sehr viel Kohle verbrannt. Nicht nur, dass es sich dabei um einen erschöpflichen Rohstoff handelt, beim Verbrennen wird auch sehr viel CO₂ ausgestoßen.

Klimawandel schreitet weiter voran: Hochofen-Alternative senkt CO2-Ausstoß in NRW

Das Treibhausgas CO₂ sorgt dafür, dass der Klimawandel immer weiter voranschreitet. Bemerkbar macht sich dieser schon jetzt, durch heiße und trockene Sommer etwa. Der August 2022 zum Beispiel ging als seit langem trockenster und heißester Monat in vielen Orten in die Aufzeichnungen ein.

Um den Klimawandel zu verlangsamen braucht es Innovationen wie eben Alternativen für die Schwerindustrie, die deutlich weniger Treibhausgase ausstoßen. Auch könnten die neuen Technologien Deutschland unabhängiger von Kohlelieferungen oder russischem Gas machen.

Rubriklistenbild: © Rupert Oberhäuser/Imago

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