Häusliche Gewalt in NRW nimmt zu: Zahnärzte sollen helfen
Laut dem Land NRW nehmen die Fälle häuslicher Gewalt seit Jahren stetig zu. Die Hilfe von Zahnärzten wirkt zunächst kurios – dann aber logisch.
Dortmund – 34.000 Fälle häuslicher Gewalt im Jahr 2022: Das sind die Zahlen, die im Februar 2023 in einer Pressemitteilung des Landes NRW veröffentlicht wurden. Die Gewaltfälle steigen stetig seit 6 Jahren und waren auch eine Nebenwirkung der Corona-Pandemie. Inwiefern können Zahnärzte jetzt helfen?
NRW-Innenminister: „Zahlen sind ein Arbeitsauftrag für gesamte Gesellschaft“
„Die Zahlen sind ein Arbeitsauftrag, für die Polizei, aber genauso für uns als gesamte Gesellschaft“, sagte NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) bei der Vorstellung der Polizeilichen Kriminalstatistik im Februar 2023. Zwei Monate später erklärt das Land NRW, wie ausgerechnet Zahnärzte helfen sollen (mehr News aus NRW bei RUHR24).
„Gemeinsam gegen häusliche Gewalt“, lautet der Name des Projekts unter der Führung von NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU). Dabei geht es unter anderem um Betroffene, die Hilfe von Zahnärzten erhalten. Die Mediziner seien oft die erste Anlaufstelle für Fälle häuslicher Gewalt.
Häusliche Gewalt in NRW: „Abgebrochener Zahn oder Kieferbruch heilt nicht von allein“
„Ein abgebrochener Zahn oder ein Bruch des Kiefers heilen nicht von allein“, heißt es in der Pressemitteilung zum Projekt. Deshalb wären Zahnmediziner wichtige Anlaufstellen für Fälle häuslicher Gewalt. „Manchmal sind sie auch die Einzigen, die von Betroffenen konsultiert werden“, schreibt das Land NRW.
Laut Pressemitteilung des Landes NRW werde noch immer jede vierte Frau im Verlaufe ihres Lebens mindestens einmal Opfer häuslicher Gewalt. 60 Prozent der Verletzungen befänden sich dabei im Bereich des Gesichts. Zahnärzte sollen Betroffene unter anderem durch Dokumentation unterstützen.
Zahnärzte in NRW erstellen forensischen Befund für strafrechtliche Verfolgung
Die Zahnmediziner sollen Betroffenen in NRW helfen, indem sie einen forensischen Befundbogen erstellen, der die Verletzungen dokumentiert. „Diese rechtssichere Dokumentation ist wichtig, für die strafrechtliche Verfolgung und für den Weg aus der Gewaltspirale“, heißt es in der Mitteilung.
NRW-Gesundheitsminister Laumann fügt hinzu: „Der Befundbogen kann einen wichtigen Teil zur Aufklärung beitragen und vielleicht auch weitere Opfer verhindern.“ Neben der Dokumentation könnten die Ärzte den Geschädigten auch Anlaufstellen vermitteln oder bei Kindesmissbrauch direkt das Jugendamt informieren.
Zahnärztekammer NRW: „Es ist wichtig, dass Betroffene sich uns Zahnärzten anvertrauen können“
Trotz des kurios wirkenden Zusammenhangs könnten Zahnmediziner für eine weitere Aufhellung der Dunkelziffer im Bereich der häuslichen Gewalt sorgen. Auch Zahnärztekammer Präsident Dr. Ralf Hausweiler findet: „Opfer von Gewalt haben große Angst, deshalb ist es wichtig, dass sie sich uns Zahnärztinnen und Zahnärzten anvertrauen können.“