NRW-Fleischer machen Kunden bittere Preis-Ankündigung
Die Preise für Fleischware bei Fleischereien in NRW könnten bald schon deutlich ansteigen. Daran sind nicht nur die explodierenden Energiepreise Schuld.
NRW – Vieles wird momentan teurer: Nicht nur für Strom und Gas, sondern auch für einzelne Lebensmittel müssen Verbraucherinnen und Verbraucher tiefer in die Tasche greifen. Jetzt schlägt auch die Fleischer-Innung Westfalen Mitte in einer Pressemitteilung Alarm. Schon zeitnah werden auch Fleischgenießer aus Dortmund wohl mehr für Steaks, Frikadellen oder Aufschnitt bezahlen müssen.
Fleischer-Innung Westfalen Mitte | Freiwilliger Zusammenschluss von Fleischereibetrieben in der Region |
Mitgliederzahl | 15 |
Obermeister | Dirk Klusmeier |
Hohe Einkaufs- und Energiepreise machen der Fleischindustrie zu schaffen
Bei der Erzeugung von Fleischprodukten Energie zu sparen, ist schwer. Mit Gas beheizte Kessel, beispielsweise für die Herstellung von Brühwurst, sind auf eine regelmäßige Versorgung mit dem immer teurer werdenden Rohstoff angewiesen.
Und den Stromverbrauch für Kühlhäuser oder -theken zu senken, sei „aus Gründen der Lebensmittelsicherheit“ nicht möglich, erklärt Dirk Klusmeier, Obermeister der Fleischer-Innung Westfalen Mitte mit Sitz in Dortmund. Energiesparen gut und schön: Bei den verschiedenen Fleischer-Innungen und in der Fleischindustrie allgemein ist das aktuell wohl eher ein Wunschtraum.
Betriebe fordern Unterstützung – Fleischereien schalten Licht aus, um Strom zu sparen
Steigen die Energiepreise an, merken das die Fleischerfachgeschäfte direkt. Um die Kosten zu deckeln, haben es einzelne Fleischereien zahlreichen Dortmunder Geschäften nachgemacht und das Licht ausgeschaltet. „Die Betriebe brauchen Unterstützung, denn der wirtschaftliche Spielraum ist begrenzt“, erklärt Ludgerus Niklas, Geschäftsführer der Fleischer-Innung Westfalen Mitte.
Sein Leidensgenosse Dirk Klusmeier kann dem nur zustimmen: „Angesichts der explodierenden Kosten für Gas und Strom müssen unsere Betriebe gerade sehr mit dem spitzen Bleistift rechnen“. Manche seien gar schon am überlegen, „wann es nicht mehr weitergeht“.
Fleischindustrie in schweren Zeiten – Tierschutzorganisation erstattet Anzeige
Auch für die Verarbeitungsbetriebe von Fleischprodukten sind die Zeiten momentan nicht leicht. Wie WA berichtet, waren Schweinemastbetriebe des Fleischkonzerns Westfleisch zuletzt wegen Tierquälerei-Verdacht in die Kritik geraten. Eine Tierrechtsorganisation erstattete bereits Anzeige.
Als wäre all dies nicht genug, haben die Schlachthöfe, von denen die einzelnen Fleischerfachbetriebe abhängig sind, ihre Preise erhöht. Diese hätten zuletzt die gestiegenen Preise für Strom und Gas „einfach durch einen Preisaufschlag“ an die Fleischereien weitergegeben, erklärt die Fleischer-Innung Westfalen Mitte weiter.
Schlachthöfe erhöhen die Preise – Fleischereien wollen Kunden im Idealfall schonen
Anders als Supermärkte und Discounter könnten sie die Aufschläge aber nicht so einfach an die Kundschaft weitergeben. Schließlich seien die Kundinnen und Kunden in Zeiten der Krise deutlich preissensibler geworden und würden flächendeckende Preiserhöhungen wohl nicht so einfach hinnehmen.
Die Gesamtsituation sorgt letztendlich dafür, dass die Betriebe der Fleischer-Innung Westfalen Mitte „in der Falle“ säßen, erklärt Klusmeier. „Einerseits haben wir höhere Energiekosten und höhere Einkaufspreise zu verkraften, andererseits registrieren wir eine zunehmende Kaufzurückhaltung bei den Kunden und riskieren weitere Umsatzeinbrüche“.

Preiserhöhungen drohen, auch Kaufzurückhaltung macht Fleischerfachbetrieben Sorgen
Damit Fleischereien ihre Läden nicht schließen und Mitarbeiter entlassen müssen, bittet Ludgerus Niklas im Namen der zahlreichen Innungsbetriebe die Kundschaft um Verständnis, wenn Filets, Leberwurst oder Schinken bald teurer werden. Die Qualität der Fleischware hinter den Kühltheken sei schließlich deutlich besser als im Discounter.
An die Hoffnung, dass Fleischgenießer das auch in Zukunft zu schätzen wissen und bereit sind, für ihre Ware etwas mehr zu bezahlen, klammern sich momentan wohl nicht nur die 15 Mitglieder der Fleischer-Innung Westfalen-Mitte. Auch das NRW-Handwerk leidet unter dem Energipreis-Horror und fürchtet zukünftig viele Insolvenzen.