NRW: Aluminium-Hersteller verkauft in Energiekrise anderes Produkt
In Essen steht die Produktion einer Firma wegen der Energiekrise fast still. Aus der Not heraus verkauft der Aluminium-Hersteller stattdessen seinen Strom.
Essen - Die steigenden Energiepreise durch den Ukraine-Krieg treffen viele deutsche Privathaushalte hart. Aber auch Unternehmen sind betroffen. So wie der führende Aluminium-Hersteller Trimet mit Hauptsitz in Essen. Denn der hat laut taz im Jahr 2011 circa ein Prozent des gesamten Stroms in Deutschland verbraucht. Die Firma hält sich momentan mit einer Notlösung über Wasser. Aber wie lange kann das noch gut gehen?
Firma | Trimet |
Produkt | Aluminium |
Hauptsitz | Essen |
Gründung | 1985 |
Energiekrise belastet Trimet: Aluminium-Herstellung nicht mehr rentabel
Die Firma Trimet produziert Primäraluminium, auch Hüttenaluminium genannt, an Standorten in Essen, Hamburg und Voerde (NRW). Bei den aktuellen Strompreisen rentiert sich die Produktion für das Unternehmen aber schlichtweg nicht mehr.
Für eine Tonne Aluminium müssen laut quer mehr als 5.000 Euro Strom investiert werden. Der aktuelle Aluminiumpreis an der Börse (Stand: 15. Juli) liegt mit 2,33 Euro pro Kilogramm jedoch auf einem Jahrestief. Der Verkaufspreis von 2.330 Euro trägt die Stromkosten also bei weitem nicht.
Dabei sind darin noch nicht einmal Materialkosten oder Lohnkosten der rund 2.400 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und weitere Kosten eingerechnet. Neuaufträge nimmt die Firma wegen dieses Dilemmas gerade nicht mehr an.
Trimet in Essen: Strom mit Gewinn weiterverkaufen als Notlösung
Die steigenden Strompreise bedeuten für Trimet also, dass sie nicht mehr wie gewohnt neue Aufträge annehmen können. Während Privathaushalte durch den Wegfall der EEG-Umlage entlastet werden sollen, hat sich die Firma eine eigene Lösung überlegt: Sie fährt die Produktion zurück und verkauft lieber den dadurch eingesparten Strom mit Gewinn weiter.
Jahr | Strompreis Cent/kWh |
2. Halbjahr 2022 | 32,7 (vorläufig) |
1. Halbjahr 2022 | 37,14 |
2021 | 31,89 |
2020 | 31,47 |
2019 | 30,43 |
Quelle: strom-report.de |
Das funktioniert nur, weil Trimet den Strom für ihre Produktion schon weit im Voraus zu deutlich günstigeren Preisen als aktuell eingekauft hat. Das Prinzip dahinter: Trimet bekommt die Aufträge von Kunden mit einigen Monaten bis Jahren Vorlaufzeit zur tatsächlichen Herstellung. Schon zu diesem Zeitpunkt kauft die Firma den in ferner Zukunft benötigten Strom zu einem fest vereinbarten Preis ein.
Paradoxon: Aluminium-Unternehmen muss auf Stornierung von Aufträgen hoffen
Wenn Kunden ihre Bestellung jetzt stornieren, ist das ein Profitgeschäft für Trimet. Sie können dann den Strom für den weggefallenen Auftrag zu einem Vielfachen des ursprünglichen Preises wieder verkaufen. So lohnt es sich mehr, dass die Produktion stillsteht, statt dem eigentlichen Kerngeschäft nachzugehen.
Durch den Stromverkauf kann Trimet aktuell ihre Mitarbeitenden trotz eingeschränkter Produktion weiterhin voll bezahlen. Diese Lösung hat allerdings ein näherrückendes Ablaufdatum. Nämlich dann, wenn alle Altaufträge abgebaut sind.