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Ukraine-Krieg: Energie-Embargo gegen Russland hätte gravierende Folgen für NRW

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Von: Tobias Arnold

Die EU und Deutschland will auf russische Steinkohle verzichten. Kämen noch Öl und Gas hinzu, hätte das fatale Folgen für NRW.

NRW – Der Krieg in der Ukraine wütet weiter. Als Reaktion auf den russischen Angriffskrieg hat die EU-Kommission entschieden, keine Kohle mehr aus Russland zu beziehen. Deutschland trage einen Verzicht auf Kohle mit. Dies habe aber auch Auswirkungen auf Deutschland und NRW.

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NRW: Embargo gegen Russland hätte auch Auswirkungen auf Industrie in Nordrhein-Westfalen

Energie-Embargo, Lieferstopp, Boykott: Für den Verzicht auf Energieträger aus Russland gibt es viele Begriffe. Die EU-Kommission hat entschieden, keine Kohle mehr aus Russland zu beziehen – auch als Folge der mutmaßlichen Kriegsverbrechen im ukrainischen Butscha. Ob bald Gas und Öl folgen – fraglich. Problem: Deutschland war bis zum jetzigen Zeitpunkt abhängig von Gas-, Kohle- und Öllieferung aus Russland. Neulich hatte die Bundesregierung die Gas-Frühwarnstufe ausgerufen.

Laut einem Bericht der Süddeutschen Zeitung kam rund die Hälfte der Importkohle aus dem Riesenreich in Europa und Asien. Die Steinkohle wurde dann in Kohlekraftwerken verfeuert – zur Energiegewinnung. Weiter heißt es, dass es gelungen sei, die Lieferungen um 25 Prozent zu reduzieren, bis zum Herbst wolle Deutschland sich komplett von russischer Kohle lösen.

Vor allem in der gashungrigen Chemie- und Pharmabranche, aber auch in der Stahl-, Keramik- und Glasindustrie sind die Sorgen vor einem plötzlichen Ausbleiben russischer Energie groß, schreibt die DPA. Und von diesen Industriezweigen gibt es einige in NRW.

Ukraine-Krieg: Auswirkungen eines Energie-Embargos gegen Russland wirkt sich auf NRW aus

Die deutsche Industrie unterstützt den Sanktionskurs der Bundesregierung und der Europäischen Union gegen Russland „Die Gräueltaten in Butscha verlangen nach einer entschiedenen, unmissverständlichen Reaktion des Westens“, sagte Siegfried Russwurm, Präsident des Bundesverbands der Deutschen Industrie, der DPA.

Trotzdem würde ein Energie-Embargo, also der Verzicht auf Kohle, Gas und Öl aus Russland, laut einem Bericht des WDR das Bundesland NRW hart treffen. Beispiele: In NRW befindet sich mit Duisburg der größte Stahlstandort Europas, an Rhein und Ruhr gibt es 16 Zementwerke, die Papierindustrie ist in NRW groß aufgestellt und die Chemieindustrie hat hier ein wichtiges Standbein.

Allesamt Branchen, die sehr energieintensiv arbeiten. Laut dem WDR könnten Atomkraftwerke zwar den Gasbedarf für die Stromerzeugung senken, aber ihr Nutzen wäre für die Industrie eher gering, da Wärme und Gas als Rohstoff benötigt werden (mehr News aus NRW bei RUHR24).

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Vor allem die Industrie in NRW würde ein Energie-Embargo hart treffen. © Imago

NRW: Folgen des Ukraine-Kriegs im Bundesland zu spüren – Industrie versucht andere Wege zu gehen

Der große Stahlkonzern Thyssen-Krupp hat bereits mitgeteilt, dass der Ukraine-Krieg Folgen für den Stahl habe. Im März traten nach Unternehmensangaben erste Beeinträchtigungen im Stahl- und Autozulieferergeschäft auf. Man wolle nun eine „grüne Transformation“ in Gang setzen, um die Abhängigkeit Europas von Russland von fossilen Energieträgern deutlich zu verringern.

„Insbesondere für unsere Pläne zur Dekarbonisierung im Stahlbereich erwarten wir ein klares Signal und konkrete Förderzusagen von der Politik“, sagt Martina Merz, Vorstandsvorsitzende der Thyssen-Krupp AG.

Merz sagte aber auch, dass ein Mindestbezug von Gas aus Russland für die nächsten Monate unverzichtbar sei. Dem Spiegel sagte sie, ein harter Schnitt hätte einen unmittelbaren Produktionsstopp in weiten Teilen der Industrie zur Folge, schreibt der WDR: „Die Kurzarbeit würde explodieren, die Steuereinnahmen würden drastisch einbrechen. Die Wirtschaft könnte regelrecht implodieren.“ Viele Menschen in NRW seien in Folge der Corona-Krise und des Krieges tief getroffen.

NRW: Ukraine-Krieg und ein Embargo hätten ähnliche Folgen wie die Corona-Krise

Im schlimmsten Szenario, in dem die Energiekosten infolge eines Embargos rasant steigen, ergebe sich für das Jahr 2022 ein „Rückgang des Bruttoinlandsprodukts um mehr als 6 Prozent“, hieß es in einer Sonderanalyse des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung der Hans-Böckler-Stiftung. Das wäre laut DPA ein größerer Einbruch der gesamtwirtschaftlichen Leistung als im Corona-Krisenjahr 2020.

Die Bundesregierung lehnt ein Embargo bisher ab. Kanzler Olaf Scholz (SPD) hatte mehrfach deutlich gemacht, dass aus Sicht Berlins in einem solchen Fall ganze Industriezweige in Deutschland bedroht seien.

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