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Archäologen staunen über Fund bei Dortmund: „Selten so gut konserviert“

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Von: Tobias Arnold

Archäologen des Landschaftsverbands Westfalen-Lippe (LWL) landen den nächsten Sensationsfund in der Nähe von Dortmund. Die Grabungen gehen weiter.

Werne – Eigentlich sollte in Werne im Kreis Unna ein neues Wohnviertel gebaut werden. Doch als die Archäologen des Landschaftsverbands Westfalen-Lippe (LWL) den Bebauungsplan sehen, ist ihre Neugier geweckt. Vieles deutete darauf hin, dass sich dort Spuren der Menschheitsgeschichte finden lassen. Sie sollten Recht behalten.

Archäologen finden Spuren der Menschheit in Werne – Brunnen und Scherben geben Hinweis

Bevor die Bagger und Häuslebauer anrücken durften, wurde das zirka 7,5 Hektar große Areal den LWL-Archäologen überlassen. In unmittelbarer Nähe zum Fluss Lippe fanden die Experten alte Siedlungsreste. Schon damals erkannten die Menschen, dass sich dieser Fleckchen Erde zum Leben lohnte.

Auf gleich mehreren Arealen brachten die Archäologen Gräben, Gruben und vor allem ein Brunnenschacht mit erhaltenem Holz zutage. Wie alt ist diese Siedlung? Einen ersten Hinweis gaben vor Ort gefundene Scherben von Töpfen mit einem sogenannten „Hunneschans-Dekor“, schreibt der LWL.

Diese Keramiken zeigten eine Verzierung aus Rollstempeleindrücken und roter Bemalung. Die Importgefäße aus dem Köln-Bonner Raum sind vor allem typisch für die letzten beiden Jahrzehnte des 9. Jahrhunderts nach Christus und in Westfalen nicht besonders häufig. Also ein seltener Fund, den die Altertums-Experten in der Nähe von Dortmund gelandet haben.

Fund bei Dortmund – Archäologen finden bei Werne Spuren aus dem 9. Jahrhundert

Die Sensationsfunde gehen aber noch weiter: Unter dem Ackerboden kamen noch gut erhaltene Eichenhölzer des Brunnenkastens zutage. Vier von ihnen wurden geborgen und in ein Speziallabor nach Köln gebracht. Dort wird das Holz untersucht.

„Es konnte ein Fälldatum des Baumes von 867 +/- zehn Jahren ermittelt werden“, so Dr. Thorsten Westphal von der Universität Köln. Damit fällt es in die Zeit, als das heutige Westfalen zum Reich Ludwigs des Deutschen gehörte.

Erst Anfang des Jahres 2023 staunten die LWL-Archäologen über einen gigantischen Fund in Bönen, bei Dortmund. Jetzt, unweit der damaligen Fundstelle, sind nun weitere Spuren der Menschheitsgeschichte gefunden worden.

Bei Werne fanden LWL-Archäologen Siedlungsreste aus dem 9. Jahrhundert
Auf einem Acker in Werne fanden LWL-Archäologen Scherben und Brunnenreste aus dem 9. Jahrhundert nach Christus. © LWL-AfW Olpe/ Th. Poggel; Collage: RUHR24

Selbst Pflanzenreste ließen die Augen der Archäologen strahlen. „Diese selten so gut konservierten Pflanzenreste sind für uns besonders spannend“, erläutert LWL-Archäologin Dr. Eva Cichy.

Neubausiedlung entsteht auf Jahrhunderte alter Siedlung in Werne

Weil die Siedlungsreste so gut erhalten sind, seien weitere Grabungen unumgänglich, schreibt der LWL. Es ist also gut möglich, dass bald weitere Funde vermeldet werden können. Ob die Häuslebauer nun wegen einer älteren Siedlung warten müssen, ist unklar.

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