Dortmund, Bochum, Essen: Warum der Süden dieser Städte reicher ist
Zwei unabhängige Beiträge, ein Ergebnis: In den Ruhrgebietsstädten in NRW wohnen Reiche im Süden und Arme im Norden – aber warum ist das so?
NRW – Die Zeit veröffentlichte zuletzt ihr Projekt zur sozialen Ungleichheit in Großstädten. Auffällig ist dabei die Einkommensverteilung im Ruhrgebiet in NRW. In einem Tweet bezog ein Wirtschaftswissenschaftler jetzt Stellung dazu und nennt Ursachen für den „armen Norden und wohlhabenden Süden“.
NRW: „Auf welcher Straßenseite im Ruhrgebiet jemand geboren wird, kann seinen ganzen Lebensweg entscheiden“
Doch zunächst ein Überblick: Im WDR-Beitrag „A40 – Eine Autobahn trennt Arm und Reich“ wurde schon 2016 die Ungleichverteilung problematisiert. Südlich der Autobahn im Ruhrgebiet würden diejenigen wohnen, „denen es gut geht und im Norden die Anderen“, heißt es in dem Video. Die WDR-Stimme fügt hinzu: „Auf welcher Straßenseite jemand geboren wird, kann seinen ganzen Lebensweg entscheiden.“
Werden Kinder des Ruhrgebiets also bereits in ihre Armut oder ihren Wohlstand hineingeboren? Nein, weil natürlich auch viele andere Faktoren wie Elternhaus, Bildung und vor allem der Mensch an sich dabei eine entscheidende Rolle spielen.
Trotzdem gingen laut dem WDR-Beitrag damals im Essener Süden neun von zehn Kindern auf ein Gymnasium, im Essener Norden nur eins von zehn. Ob Nord oder Süd kann demnach ein Einflussfaktor sein.
Wirtschaftswissenschaftler: Ursache für Ungleichverteilung in NRW „reicht 300 Millionen Jahre zurück“
Auch die 2023 neu veröffentlichten Grafiken der Zeit, zeigen die Ungleichheit des Einkommens in den Ruhrgebietsstädten in NRW. Wirtschaftswissenschaftler Lukas Haffert erklärt in einem Tweet die Ursache dafür, die laut ihm „300 Millionen Jahre“ zurückreicht (mehr News aus NRW bei RUHR24).
Laut Haffert liege die Kohle nämlich nicht gleichmäßig unter dem Ruhrgebiet, sondern umso tiefer, je weiter es nach Norden geht. „Deshalb entwickelte sich die Industrialisierung des Ruhrgebiets von Süden nach Norden“, sagt Haffert, der unter anderem in Münster studiert hat. Wegen der sogenannten Nordwanderung hätte der Strukturwandel im Süden des Ruhrgebiets deswegen früher eingesetzt.
Armut im Ruhrgebiet: Letzte Zeche in NRW bereits 2018 stillgelegt
Obwohl die letzte Zeche Deutschlands bereits 2018 stillgelegt wurde, scheint die Geschichte des Ruhrgebiets noch immer Auswirkungen auf die aktuelle Einkommensverteilung in NRW zu haben. Die Verbindung von der Nähe zur Kohle und dem Einkommen spiegelt sich erstaunlich genau auf den Karten des Ruhrgebiets wider. Welche Zeche die letzte aktive Deutschlands war, beschäftigte im Übrigen auch eine Kandidatin bei „Wer wird Millionär?“.
Trotz des Zusammenhangs zwischen Kohle und symbolischer Kohle (Geld) wird niemand nur allein aufgrund seines Wohnorts in seine finanzielle Lage hineingeboren. Jedoch handelt es sich scheinbar um einen weiteren Einflussfaktor im Leben eines Ruhrgebiets-Kindes.