Offene Worte
"Einzige Farce" in NRW: Mutter schreibt wegen Corona Wutbrief an Ministerium
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Aus Wut über die Corona-Maßnahmen in Schulen und Kitas in NRW hat eine Mutter einen Brief ans Schulministerium verfasst - mit drastischen Worten.
- Die Maßnahmen gegen das Coronavirus in Schulen sorgen in NRW für Kritik.
- Eine Mutter hat nun einen offenen Brief an mehrere Ministerien verfasst.
- Auch eine Gruppe von Direktoren zeigt sich unzufrieden.
NRW - Kaum hat die Schule in NRW wieder begonnen, da melden die ersten Einrichtungen Corona-Fälle und Schließungen. Von entnervten Eltern hört man Kritik nach dem Motto "Was haben die eigentlich in den sechs Wochen Ferien im Ministerium gemacht?"
Name | Coronavirus (COVID-19) |
Symptome (häufig) | Fieber, trockener Husten, Müdigkeit |
Prävention | Händewaschen, Abstand halten, Mundschutz tragen |
Coronavirus in NRW: Mutter von Schüler schreibt wütenden Brief
Einer Mutter eines Schülers aus NRW ist nun der Kragen geplatzt. In einem offenen Brief an die NRW-Landesregierung, der unserer Redaktion vorliegt, hat sie ihren Frust entladen. Darin schreibt sie von einer "vorherrschenden Schulverwahrlosung".
Alina Eliseeva heißt die Frau, deren Kind auf eine weiterführende Schule in NRW geht und die die aktuelle Politik als "Mist" bezeichnet. "Was derzeit in der Schulsituation abgeht, ist eine einzige Farce!", schreibt Eliseeva in ihrem Brief, der sogar an die Bundeskanzlerin Angela Merkel adressiert ist.
Coronavirus: NRW laut Mutter mit vielen Mängeln an Schulen
In ihrer Auflistung geht die Mutter auf Mängel etwa in Sachen Corona-Mindestabstand in Schulen ein. Abstand in Schulen zu halten sei laut Alina Eliseeva nahezu unmöglich.
Kritik gibt es auch für die Maskenpflicht für Kinder, die eine weiterführende Schule besuchen. Es sei laut der Kritikerin nicht möglich, täglich mit nur zwei Masken auszukommen. Nach sechs bis sieben Stunden seien die Masken Keimschleudern, erst Recht an Ganztagsschulen. In einer neuen Corona-Regelung wurde jüngst die Maskenpflicht im Unterricht dann auch gekippt.
NRW: Direktoren von Schulen kritisieren Corona-Maßnahmen
Es ist Kritik, die nicht nur von der frustrierten Mutter kommt, sondern auch von Schuldirektoren in NRW. In einem offenen Brief wandte sich die Schulleitungsvereinigung (SLV NRW) jüngst direkt an NRW-Ministerpräsident Armin Laschet (CDU).
Die Kritik der Direktoren: Die oberste Schulbehörde entledige sich der eigenen Verantwortlichkeit und übergebe die gesamte Verantwortung an Gesundheitsämter, Schulträger und Schulleitungen. Vor allem NRW-Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) ist Ziel der Kritik. Die Direktoren sprechen von einer "Scheinbeteiligung" des Ministeriums an den Vorbereitungen für das neue Schuljahr.
Coronavirus: Anforderungen an Schulen in NRW nicht umsetzbar
Die umzusetzenden Anforderungen des Ministeriums, so die Direktoren, seien in vielen Schulen schlicht nicht umzusetzen.
Es sind offenbar diese Zustände, die Mütter wie Alina Eliseeva auf die Palme bringen. Das Chaos - etwa bei der Regelung zur Art der zu wählenden Maske - beschreibt die Kritikerin so: "Die Schule verweist mich dabei auf die Regelungen von der Bezirksregierung. Die Bezirksregierung auf die Schule. Ein Ping-Pong ohne wahren Zuständigen."
NRW: Schulministerium verteidigt Corona-Maßnahmen
Indes verteidigt das NRW-Schulministerium das Konzept für den angepassten Schulbetrieb. Es sei "so breit aufgestellt, dass es die Möglichkeit bietet, angemessen auf die Entwicklung des Infektionsgeschehens zu reagieren", heißt es auf Anfrage des SWR.
Das #BildungslandNRW ist in einen angepassten Schulbetrieb gestartet. Schulministerin Gebauer hat sich dazu vergangene Woche in einem Offenen Brief an die Eltern der Schülerinnen und Schüler gewandt. Den Brief gibt es auch online an dieser Stelle ➡️ https://t.co/dLfMxEAZj1 pic.twitter.com/biWrH1GxWN
— Bildungsland NRW (@BildungslandNRW) August 17, 2020
Und tatsächlich, auf der Homepage des NRW-Schulministeriums gibt es eine ganze Palette an Regelungen, Hinweisen und Empfehlungen. Nur: Sie scheinen nicht überall erfüllbar zu sein, schaut man auf die Kritik aus Lehrer- und Elternschaft.
Schüler-Mutter fordert Corona-Maßnahmen wie in NRW-Wirtschaft
Mütter wie Alina Eliseeva verweisen auf Corona-Konzepte aus der Wirtschaft, die auch in der Schule übernommen werden sollten. Etwa halbe Klassenbesetzung im wöchentlichen Wechsel. So sei auch die Situation in den öffentlichen Verkehrsmitteln zu entschärfen.
Für eine Entschärfung der Situation könnte laut der Mutter auch das Testen der Kinder auf das Coronavirus sorgen. Aktuell können sich in NRW nur Lehrer und Betreuer freiwillig auf Covid-19 testen lassen. Aber schon jetzt warnen Experten wie Virologe Christian Dorsten vor Engpässen bei den Testkapazitäten. Ein Blick nach Bayern, wo Ministerpräsident Markus Söder mit seiner "Tests-für-Alle"-Strategie krachend gescheitert ist, lohnt.
Schulferien in NRW nicht gut für Corona-Konzept genutzt
Am Ende ihres offenen Briefes geht Alina Eliseeva auf die Schulferien in NRW ein. Das Schulministerium habe zu lange gebraucht, um ein Corona-Konzept aufzustellen, Lehrer seien viel zu spät darüber in Kenntnis gesetzt worden. "Ist das der politische Ernst zu der Situation - Lösungen auf den letzten Drücker?", fragt die Mutter.
Sie fordert abschließend mehr "Empathie, Verantwortung, Voraussicht, Wahrhaftigkeit, Bürgernähe und bessere Prioritätensetzung."
Rubriklistenbild: © Marcel Kusch/dpa, Fabian Strauch/dpa-Pool/dpa; Collage: RUHR24.de