Assessment Center: Passt es oder passt es nicht?
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Teamgeist, Belastbarkeit oder Kommunikationsstärke: In einem Assessment Center stehen deine sozialen Kompetenzen auf dem Prüfstand. So punktest du!
Teamgeist, Belastbarkeit oder Kommunikationsstärke: In einem Assessment Center stehen deine sozialen Kompetenzen auf dem Prüfstand. So punktest du und bekommst den Zuschlag für die Ausbildung oder das duale Studium.
"Herzlichen Dank für Ihre Bewerbung. Hiermit laden wir Sie für (Datum) zum Bewerbertag ein.“ Was verbirgt sich denn hinter dieser Einladung? Ein Vorstellungsgespräch? Ein Eignungstest? Nein, der Bewerbertag ist ein Synonym für das „Assessment Center“, kurz AC.
Vor allem größere Unternehmen, die pro Jahr gleich mehrere Auszubildende einstellen, setzen auf ein solches Auswahlverfahren. Üblicherweise wird das Assessment Center zwischen den Eignungstest und das Vorstellungsgespräch geschaltet. Manchmal ersetzt das Assessment Center allerdings auch das Vorstellungsgespräch.
Zum Eignungstest laden die Unternehmen noch eine größere Anzahl an Bewerberinnen und Bewerbern ein und testen ihr Wissen – vom Allgemeinwissen bis hin zu speziellen Themen, die das Unternehmen betreffen (also z.B. Staatsbürgerkunde für die Verwaltung oder Wirtschafts-Know-how für die Bank). Solch ein Eignungstest läuft wie eine Klassenarbeit in der Schule ab – überwiegend Stillarbeit. Bestehst du den Test, wirst du zum individuellen Vorstellungsgespräch eingeladen – oder eben zu einem Auswahlverfahren wie einem Assessment Center.
Dabei geht es alles andere als ruhig zu: Hier triffst du noch auf weitere Bewerber (meist zwischen vier und acht) und musst mit diesen gemeinsam Aufgaben lösen – unter den strengen Augen einer Jury mit Vertretern aus dem Unternehmen. Aber keine Panik: Auch im Assessment Center wird nichts so heiß gegessen, wie es gekocht wird!
Wie läuft so ein Assessment Center grundsätzlich ab?
Jedes Unternehmen setzt andere Schwerpunkte und gestaltet es etwas anders. In der Regel gibt es eine Vorstellungsrunde, danach Einzel- und Gruppenaufgaben. Die Einzelaufgabe besteht meist aus einer Präsentation zu einem bestimmten Thema. Manchmal erhältst du die Aufgabe schon mit der Einladung, manchmal aber auch erst vor Ort. Dort gibt es dann auch die Gruppenaufgabe: Im Team mit den anderen Bewerbern musst du die lösen. Oft ist auch ein Rollenspiel Bestandteil des Assessment Centers. Das Besondere am AC: Die ganze Zeit sind gleich mehrere Mitarbeiter des Unternehmens anwesend und beobachten euch dabei, wie ihr die Aufgaben löst.
Um welche Aufgaben geht es denn?
Das Unternehmen wird immer versuchen, dir bzw. der Gruppe eine Aufgabe zu stellen, die ihr aus eurem Lebensumfeld kennt oder mit der ihr euch identifizieren könnt, z. B. „Schuluniformen – ja oder nein?“ oder „Müll auf den Straßen – wie geht man am besten damit um?“ Eine Gruppe kann beispielsweise auch gebeten werden, sich anhand des Grundrisses einer Wohnung Gedanken darüber zu machen, wer im Rahmen einer Wohngemeinschaft welches Zimmer beziehen soll.
Weitere Gruppenaufgaben sind: einen Willkommenstag für Azubis planen, Ideen für die Vermarktung eines Reiseziels entwickeln oder auch gemeinsam aus Papierkärtchen einen möglichst stabilen oder originellen Turm bauen. Im Rollenspiel geht es oft darum, seinem Gegenüber etwas zu verkaufen – ob einen Kugelschreiber oder eine Bratwurst. Das Gemeine daran: Dein Gegenüber wird wahrscheinlich versuchen, dich aus dem Konzept zu bringen, z. B. Die „Bratwurst ist viel zu teuer ...“, „Ist da überhaupt Fleisch drin ...?“ etc. Manchmal kommt dein Gegenüber aus dem Unternehmen, manchmal ist es auch einer deiner Mitbewerber.
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Wie hoch ist der Stressfaktor eines Assessment Centers?
Grundsätzlich ist die Situation nicht ganz stressfrei – zumal es für alle Aufgaben Zeitlimits gibt. Aber: Du bist ja nicht alleine. Die anderen Bewerber sind zwar einerseits Konkurrenten, aber andererseits seid ihr auch ein Team und könnt euch Sicherheit geben. Und wenn dir in einer Gruppendiskussion gerade nichts Kluges einfällt, kannst du dich kurz zurücklehnen und abwarten. Gut zu wissen ist auch, dass die Vertreter des Unternehmens dich nicht auflaufen lassen wollen. Im Gegenteil: Sie wollen ja sehen, was du drauf hast und was du kannst.
Extra-Tipp: Sieh die anderen Bewerber nicht als Konkurrenten an, sondern als Mitstreiter, denn ihr habt ein gemeinsames Ziel und könnt es nur miteinander, nicht gegeneinander erreichen.
Kann ich mich auf das Assessment Center vorbereiten?
In jedem Fall solltest du dir ein Buch besorgen, in dem der Ablauf eines Assessment Centers ausführlich erklärt wird und in dem du auch viele beispielhafte Aufgaben findest. Das gibt dir Sicherheit. Und so komisch es auch erscheinen mag: Für die Präsentation am Anfang und auch für das Rollenspiel solltest du vor dem Spiegel bzw. mit einem Freund oder einer Freundin üben. Leg dir zurecht, welche Informationen über dich wichtig sind und übe den Vortrag ein wenig. Du musst ihn nicht auswendig können, aber es ist besser, wenn die Vertreter des Unternehmens merken, dass du dich vorbereitet hast, als wenn sie den Eindruck bekommen, du hast dir eben spontan etwas ausgedacht.
Spezielles Wissen wird in der Regel nicht abgefragt! Du musst für das Assessment Center also nicht Wikipedia auswendig lernen. Aber was auch nicht schadet: in den Tagen vorher die Nachrichten verfolgen. Es kann durchaus sein, dass ein aktuelles Thema als Aufhänger für eine Präsentation genutzt wird – zum Beispiel: „Vor- und Nachteile des Brexit“.
Was kommt denn im Assessment Center gut an?
Zur Grundvoraussetzung gehören Natürlichkeit und Höflichkeit. Stell dir vor, du isst mit den Eltern eines Freundes oder eine Freundin zu Abend oder du lernst deren Großeltern kennen. Da sind die Themen, über die man spricht, natürlich andere als auf dem Schulhof und da geht man natürlich auch anders miteinander um. Im Assessment Center darfst du aber ruhig dezent die Werbetrommel für dich rühren: Eine gute Strategie ist es, sich aktiv einzubringen, aber auch die Meinung der anderen anzuerkennen. Denn das Unternehmen interessiert, wie du dich beim Lösen einer Aufgabe verhältst, ob du auf deiner Meinung beharrst, ob du auch andere zu Wort kommen lässt etc.
Dabei gilt: Es punktet nicht unbedingt derjenige, der auch die „größte Klappe“ hat! Es geht vielmehr um ein Gespräch und den Austausch von Argumenten. Da kommt es natürlich gut an, eine neue Idee einzubringen, aber genauso wichtig ist es, aufmerksam zu seinen Mitbewerbern zu sein.
Zum Nachlesen
Ein Klassiker ist das Buch „Testtraining für Ausbildungsplatzsuchende“ von den Bewerbungsprofis Jürgen Hesse und Hans Christian Schrader. Der Untertitel lautet: Wie man Assessment Center und andere Gruppenauswahlverfahren erfolgreich besteht. Stark Verlag, 231 Seiten, 17,95 Euro.
Bücher für die Bewerbung auf spezielle Berufe bzw. in speziellen Branchen gibt es im Ausbildungspark Verlag von Kurt Gurth, Marcus Mery und Andreas Mohr. Da geht es um die Bewerbung an sich, um das Vorstellungsgespräch, den Einstellungstest und natürlich auch das Assessment Center. Zu haben u.a. für die Ausbildung bei Polizei und Zoll, bei Feuerwehr und Bundeswehr oder im Öffentlichen Dienst. Kosten: pro Buch 29,90 Euro.
TiPP: Gut Vorbereiten!
Informiere dich über das Unternehmen! Das wird dir in allen Phasen des Assessment Centers zugutekommen. So kannst du in deine Vorstellung einfließen lassen, warum du dich bei dem Unternehmen beworben hast, und in der Mittagspause, die du sicherlich mit Vertretern des Unternehmens verbringen wirst, hast du ebenfalls Gesprächsstoff.
Dieser Artikel erschien zuerst im "Treffer", dem Ausbildungsmagazin der Ruhr Nachrichten.