Experten-Interview

Dortmunder Westfalenpark könnte künftig „richtig mediterran werden“

Alte Bäume sterben, der Rasen wird im Sommer braun. Der Westfalenpark wandelt sich. Es gibt trotzdem Grund zur Hoffnung, heißt es aus Dortmund.

Dortmund – Der Klimawandel schreitet auch im Ruhrgebiet voran. Wie wird Dortmund in 50 Jahren aussehen? Was muss passieren, damit ein Westfalenpark trotz Dürre-Sommern in NRW eine grüne Oase bleibt? RUHR24 schaut sich an, was Dortmund tun kann, um sich klimafest zu machen. Im Interview mit Lokal-Redakteurin Kathrin Ostroga verrät Thomas Lolling, Leiter des gärtnerischen Betriebes Westfalenpark, dass Palmen erfrieren würden.

Westfalenpark in 50 Jahren: Trocken-Stress für die Pflanzen in Dortmund

Ich sitze im Verwaltungsgebäude an der Buschmühle in Dortmund. Vor mir der Chef der Gärtnertätigkeiten im Westfalenpark, Thomas Lolling. An der Wand hängt ein großer Parkplan. Lolling sitzt an einem großen Schreibtisch, den Blick raus zum Park und auf den Florianturm. Es geht um den Klimawandel.

„Der äußert sich im Westfalenpark besonders durch den Wassermangel“, verrät Lolling. „In der Hauptvegetationszeit müssen die Pflanzen mit viel Trockenstress auskommen. Einige schaffen das besser, andere weniger“. Deshalb könne man aber nicht sofort den ganzen Park umplanen.

Westfalenpark Dortmund in 50 Jahren: Neue Pflanzen spielen eine große Rolle

„Es geht uns da vor allem um Neupflanzungen. Da gibt es Bäume, die sich mehr anbieten als andere. Resistenter gegen Trockenheit sind etwa Ahorn und Linde“. Es käme laut Lolling aber auch auf die einzelnen Sorten an. Ein Patentrezept in Sachen Klimawandel scheint es nicht zu geben. Entscheidend seien aber die Wurzeln.

Wer tief wurzelt, kommt länger an Wasser und trocknet nicht so schnell aus. Zu den großen Verlierern gehören deshalb Bäume wie die Birke oder Fichten. Die Frage nach den richtigen Bäumen für die Zukunft spielt im Westfalenpark eine große Rolle. Aktuell stehen hier etwa 3.000 größere Exemplare. Dabei wolle man weiterhin nicht an der Vielfalt sparen, um Besucher anzulocken.

Thomas Lolling ist Leiter des gärtnerischen Betriebes Westfalenpark in Dortmund.

Neues Wassermanagement soll Westfalenpark Dortmund fit für die nächsten 50 Jahre machen

Grundsätzlich bietet der Westfalenpark da gute Voraussetzungen. „Wir haben hier guten Gartenboden, der auch ordentlich Wasser speichern kann“, meint Lolling. Neben der Pflanzenauswahl, bei der auch Gräser und Büsche berücksichtigt werden müssen, sei das Wasser-Management ein großes Thema im Westfalenpark Dortmund.

Ziel sei es in Zukunft, das Regenwasser in Zisternen zu speichern. Auch neue Teiche seien denkbar. Größere Wassermengen versickern zu lassen, sei auf Dauer keine Option. „Der Westfalenpark besteht zum Großteil aus aufgeschütteten Gelände. Beim Versickern könnte das Wasser Schadstoffe aus Altlasten im Boden lösen“.

Im Frühling und Sommer blüht es im Dortmunder Westfalenpark.

Das Regenwasser soll in Zukunft die Pflanzen mit Flüssigkeit versorgen, wenn gerade keine Wolken in Sicht sind. Lolling träumt von einem System, mit welchem die Bewässerung vollautomatisch funktioniert. „Die Infrastruktur ist dafür noch nicht da“, sagt er. Aktuell ist das Wässern anstrengende Handarbeit, bei der auch viel Wasser vergeudet wird. Neben Vorteilen in Dürre-Zeiten würde ein Wasserspeichersystem auch bei Starkregen schützen.

Westfalenpark Dortmund in 50 Jahren: „Palmen würden erfrieren“

„Neben den Herausforderungen, bietet der Klimawandel ebenfalls Chancen. Exoten könnten bei uns besser wachsen. Werden in 50 Jahren Palmen im Westfalenpark stehen?“, frage ich Lolling im Interview. „Im Rombergpark läuft dazu aktuell ein Projekt mit frostfesten Hanfpalmen. Wird es allerdings zu kalt, erfrieren auch die. Das wird sich wohl auch in Zukunft nicht ändern. Deshalb wohl eher nicht“, erklärt er mit einem Schmunzeln.

Grundsätzlich wäre man aber auch im Westfalenpark daran interessiert, mehr Exoten zu pflanzen. Dabei müsse man aufpassen, dass die Pflanzen keine heimischen Arten verdrängen, wie man es von den Herkulesstauden kennt (mehr Dortmund-News bei RUHR24).

Weniger exotisch und deshalb stark gefährdet durch den Klimawandel sind die großen Rasenflächen im Westfalenpark, wie Lolling bestätigt: „Den Luxus, die ganzen Flächen genug zu bewässern, können wir uns nicht leisten. Die Besucher müssen damit leben, dass er sich im Sommer braun färbt“, meint der Leiter des Gärtnerbetriebes im Westfalenpark Dortmund. Ganz absterben würde der Rasen allerdings eher nicht.

Der Westfalenpark wird sich in den nächsten Jahren wenigen des Klimawandels verändern. Palmen wird es eher nicht geben.

Brauner Rasen und mediterranes Flair – so könnte der Westfalenpark Dortmund in 50 Jahren aussehen

Wie für den Rasen sieht es auch für einige alte Bäume nicht unbedingt rosig aus. Obwohl das Westfalenpark-Team in Dortmund diese stark pflege, seien in den letzten Jahren viele abgestorben oder mussten gerodet werden. Dabei seien besonders die alten Riesen wichtig als Schattenspender für Tiere, Menschen und Pflanzen.

„Wie wird also der Westfalenpark in 50 Jahren aussehen?“, frage ich Lolling. Und der antwortet: „Der Zentralplatz versprüht ja schon heute ein tropisches Flair. In Zukunft soll es hier richtig mediterran werden. Ich könnte mir vorstellen, dass die tropischen Seerosen sich mit den neuen Bedingungen anfreunden und der Bestand ausgebaut wird“.

Ein zentraler Punkt sei auch das Thema Energie. „Bisher müssen wir etwa die Wassertemperatur für die Seerosen anpassen. Das könnte sich ändern“, erklärt Lolling. Auch die Energiebeschaffung soll sich ändern. „Denkbar wäre hier ein Windrad im Park oder mehr Solar auf den Dächern“. An der Gestaltung an sich im Park, so hofft Lolling, könnte sich vielleicht auch gar nicht so viel ändern.

Rubriklistenbild: © Wirestock/ Werner Otto/ Imago/ Collage: RUHR24

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