Luft in Nordrhein-Westfalen
NRW nennt größte Umweltsünder des Landes – private Öfen gehören dazu
Wie gesund ist die Luft, die wir in NRW atmen? Das Umweltministerium hat nun Zahlen vorgelegt. Es gibt gute, aber auch einige schlechte Nachrichten.
Dortmund – Klar, im Vergleich zu den 80ern ist die Luft in NRW inzwischen deutlich besser. Vor allem der Blei- und Cadmiumgehalt ist deutlich gesunken, teilte das Land NRW nun mit. Die Gründe dafür sind vielfältig und meist politisch und technisch bedingt. RUHR24 erklärt, wo und warum wir in NRW aber dennoch zu viel schmutzige Luft atmen.
Land | NRW |
Einwohner | Rund 18 Millionen |
Regierende Parteien | CDU, Grüne |
Schwermetalle in NRW können über die Nahrung in unsere Körper gelangen
Kritisch sind in der Luft in NRW vor allem die Schwermetalle. Über Pflanzen, etwa in der Landwirtschaft, gelangen sie in unser Essen und schließlich in unsere Körper. Letztlich können sie im schlimmsten Fall zu gesundheitlichen Schäden führen, etwa in Nieren und Leber. Blei kann zum Beispiel eine schädliche Wirkung auf das Nervensystem von Babys haben.
Den Feinstaub in NRW zu reduzieren, hat also unmittelbare Auswirkung auf unsere Gesundheit. In den vergangenen Jahren nahm etwa die Bleikonzentration in der Luft ab, weil das Metall in Kraftstoffen und Bremsbelägen verboten wurde. Zudem wurden einige stark emittierende Betriebe stillgelegt.
Feinstaubbelastung in NRW sinkt zwar – doch es gibt nach wie vor Verbesserungsbedarf
Das Land NRW sieht aktuell eine positive Entwicklung: „Die neueste Trendanalyse bestätigt einen konstant niedrigen Schwermetalleintrag im ländlichen Hintergrund, der Hinweise zu einer niedrigen landesweiten Belastung gibt.“
Auch was den Feinstaub betrifft, scheint NRW auf einem guten Weg zu sein. Stieß Nordrhein-Westfalen im Jahr 1996 noch 67.000 Tonnen Feinstaub mit Partikeldurchmessern von weniger als zehn Mikrometern aus, waren es 2020 „nur“ noch 20.000 Tonnen – ein Rückgang von 70 Prozent. Auch bei den noch kleineren Feinstaubpartikeln gab es von 2004 bis heute einen Rückgang um 41 Prozent – von 14.000 auf 8000 Tonnen.
NRW-Verkehr sorgt für den meisten Feinstaub in der Luft
Hauptumweltverpester in Sachen Feinstaub in NRW sind:
- der Verkehr
- die Industrie,
- die Landwirtschaft
- Kleinfeuerungsanlagen (zum Beispiel private Öfen, die mit Holz, Kohle, Heizöl oder Erdgas betrieben werden)
Der größte Feinstaub-Emittent in NRW ist also der Verkehr. Das Land NRW räumt derweil mit einem Vorurteil auf: Nicht mehr die Motoren von Autos, Lkw und Co. sind das größte Problem, sondern der Brems-, Reifen- und Fahrbahnabrieb sowie Aufwirbelungen von der Straßenoberfläche.
Dass der Feinstaubgehalt in NRW weiter sinkt, ist wichtig für unser aller Gesundheit. Denn wer die Partikel dauerhaft in zu hoher Konzentration einatmet, riskiert die Reizung seiner Schleimhäute, Entzündungen der Atmungsorgane oder bekommt Allergien. Sogar das Risiko für Blutgerinnsel und damit für Herzinfarkte oder Schlaganfälle erhöht sich durch das übermäßige Einatmen von Feinstaub (hier weitere NRW-News bei RUHR24 lesen).
NRW hat noch keinen Grenzwert für Feinstaub, der die Gesundheit betrifft
Das Problem: Bis heute wurde kein Schwellenwert festgelegt, bei dessen Unterschreitung keine Gefahr mehr für die Gesundheit bestünde. Das Land setzt also auf das Prinzip „viel hilft viel“ und versucht, möglichst viele Emissionen einzusparen.
Indes wird die Umwelt in NRW nicht nur durch den Feinstaub, sondern durch vier weitere große Faktoren belastet, wie Dr. Sibylle Pawlowski, Präsidentin des LANUV NRW, unterstreicht. Dabei handelt es sich um:
- die Auswirkungen des Klimawandels (u.a. Hitze, Dürre, Starkregenfälle)
- die hohe Belastung durch verschiedene Stickstoffverbindungen (z.B. durch übermäßiges Düngen in der Landwirtschaft aufgrund von massiver Haltung von Nutztieren auf zu engem Raum)
- die Veränderungen in der Landnutzung
- der Verlust an biologischer Vielfalt
Wer sich über die sogenannten „Umweltindikatoren“ in NRW informieren möchte, kann eine große Menge an Daten und Grafiken über das entsprechende Umweltindikatoren-Portal des Landes NRW abrufen.
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