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NRW-Politiker in der Ukraine – Flüchtlinge hören Horror-Storys aus Deutschland
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Der Ukraine-Krieg schreibt auch in NRW eine Geschichte. CDU-Politiker Matthias Hauer aus Essen nahm an einem Hilfskonvoi nach Lemberg teil und berichtet ergreifende Storys.
Essen/Lemberg – Ist Matthias Hauer (CDU) aus Essen bislang der einzige Bundestagsabgeordnete, der sich in der Ukraine hat blicken lassen? So ganz kann er die Frage im Gespräch mit RUHR24* nicht beantworten. Aber darum geht es dem CDU-Politiker aus dem Süd-Wahlkreis in Essen eigentlich auch gar nicht.
Bundesland | NRW |
Landeshauptstadt | Düsseldorf |
Thema | Ukraine-Krieg |
Ukraine-Krieg: NRW-Politiker Matthias Hauer nimmt an Hilfskonvoi teil – Mammutfahrt über Wochenende
Viel mehr handelt die Geschichte, die er über den Ukraine-Krieg zu erzählen hat, von einem aus 26 Bullis, einem LKW und zwei Reisebussen bestehenden Hilfskonvoi, einem Raketenangriff und einer traurigen, aber kaum überraschenden Erkenntnis und von Dankbarkeit der Flüchtlinge (mehr News aus NRW* bei RUHR24).
Matthias Hauer aus Essen ist nicht der ursprüngliche Organisator, aber hat an einigen Stellen kräftig mitgeholfen. Organisiert haben den Hilfskonvoi ein Ehepaar und ein Imbissbesitzer aus Essen. Allerdings hat der CDU-Politiker tatkräftig bei Spenden und der Organisation der Fahrt geholfen. Man habe Güter im Wert von über einer Million Euro – Medikamente, medizinisches Gerät (darunter ein Röntgengerät), Hygieneartikel, Nahrungsmittel – gesammelt.
Der riesige Konvoi in Richtung Osten startete am Freitag (25. März) in Essen. Mal habe der eine Fahrer geschlafen, mal der andere. Am Samstag (26. März) ist der Konvoi in Lemberg angekommen – im Ukraine-Krieg.
NRW-Politiker Matthias Hauer berichtet über den Ukraine-Krieg im Lemberg – Raketen und Luftalarm
Den Samstag, so Matthias Hauer gegenüber RUHR24, haben er und zahlreiche Helfer damit verbracht, die Güter auszuladen. Da hat der Bundestagsabgeordnete nach eigenen Aussagen gemerkt, im Ukraine-Krieg angekommen* zu sein – Luftalarm, Raketenangriff.
Die Teilnehmer des Hilfskonvois seien nicht in den Bunker geflüchtet. Dennoch habe man mit einem mehr als unsicheren Gefühl weitergearbeitet. Zumal sowohl Geräusche des Alarms als auch die Einschläge nicht so weit weg gewesen sein können, wie Matthias Hauer vermutet. Immerhin: Die Teilnehmer konnten Rauchschwaden sehen.
Der Ukraine-Krieg schreibt nicht nur Geschichten* über Raketenangriffe und Luftalarm in Kiew, Lemberg und anderen Städten. Es kursieren auch Gerüchte, die sich zu teils schwerwiegenden und gefährlichen Mythen hochstilisieren. Die zwei Reisebusse des aus Essen kommenden Hilfskonvois hatten den Zweck, Flüchtlinge mitnehmen zu können. Doch am Samstag, angekommen in Lemberg, habe man nur wenige Willige vorgefunden.
Ukraine-Krieg: NRW-Politiker im Lemberg – Flüchtlinge hören Horrorstorys über Deutschland
Das, so Matthias Hauer gegenüber RUHR24, hat zunächst verwundert. Doch der Hintergrund ist ernst gewesen. Unter den zum größten Teil weiblichen Flüchtlingen habe die Geschichte von Menschenhandel und Prostitution kursiert. Diese Vorfälle fanden ihren Weg durch Presseberichte aus deutschen Großstädten in Richtung Ukraine. Die Frauen seien verängstigt gewesen.
Kein Geringerer als Andrej Melnyk, ukrainischer Botschafter in Berlin und selbst aus Lemberg stammend, hat ein gutes Wort beim Bürgermeister eingelegt. Aus den Anfangs 30 willigen Flüchtlingen sind daraufhin 200 geworden, so Matthias Hauer.
Nach dem Raketenangriff und der Beruhigung der Flüchtlinge ist es dann am Samstag noch wieder zurück nach Westen gegangen. Die Kommunikation sei zwar aufgrund geringerer Englischkenntnisse schwierig gewesen. Dennoch habe man alles sowohl vor Ort als auch auf dem Konvoi zurück schon irgendwie gemeistert.
Zum Krieg in der Ukraine ebenfalls interessant: 24hamburg* berichtet über einen Angriff auf einen ukrainischen Pastor.
Der Konvoi zurück nach NRW bestand fast ausschließlich aus Frauen und Kindern. Matthias Hauer berichtet über die bei ihm im Bus mitfahrende Familie. Er hat Fotos von ihrem Zuhause gesehen. Vor dem Ukraine-Krieg und jetzt – während des Krieges. Alles sei zerstört. Das sei schon immens ergreifend gewesen, so Hauer.
Am Sonntag ist der Hilfskonvoi wieder in Essen angekommen. Zahlreiche Flüchtlinge kommen aktuell in Essen oder anderen Städten wie Dortmund unter. Die NRW-Städte sind in der Ukraine bekannt. Viele haben Familie in Deutschland. Besonders die Stadt Dortmund, mit dem Fußballclub Borussia Dortmund und dem berühmten Westfalenstadion an der B1, sei ein Begriff.
Gibt es weitere Hilfskonvois? Mit Sicherheit. Man wird noch einmal so etwas organisieren, so Matthias Hauer gegenüber RUHR24. *RUHR24 und 24hamburg sind Teil des Redaktionsnetzwerks von IPPEN.MEDIA.
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