Notfall-Plan
Blackout-Gefahr: Droht der JVA Dortmund bald ein Massenausbruch?
Die Sorge vor einem Blackout in Dortmund wächst – vor allem aufgrund der aktuellen Energiekrise. Was würde das für das Gefängnis nahe der City heißen?
Dortmund – Ein tagelanger Stromausfall schien noch vor dem Krieg Russlands gegen die Ukraine in Dortmund unvorstellbar. Inzwischen beschäftigt man sich auch an Rhein und Ruhr mit dem Szenario. Die 120 Jahre alte Dortmunder Justizvollzugsanstalt (JVA) müsste in diesem Fall besondere Maßnahmen treffen.
JVA Dortmund hat für einen langen Blackout einen Notfallplan
Zwar gibt es für einen solchen Fall bereits Notfall-Pläne im NRW-Justizministerium, doch angesichts der aktuellen Energiekrise seien diese laut einem Sprecher „umfangreich“ ausgebaut worden. Gegenüber RUHR24 heißt es schriftlich aber nur: „Da es sich bei den Justizvollzugsanstalten um sicherheitsrelevante Bereiche handelt, können Einzelheiten der Planungen nicht mitgeteilt werden.“
Zuletzt hatten Medienberichte aus Berlin für Unruhe gesorgt. Unter anderem hatte die Bild-Zeitung darüber berichtet, dass die Notstromversorgung in den JVAs der Hauptstadt maximal 21 bis maximal 100 Stunden reichen würde. Käme danach kein Diesel-Nachschub mehr, müsste mehr Personal angefordert werden. Zum Hintergrund: Mitte 2021 hatte die JVA Dortmund rund 200 Mitarbeiter bei 404 möglichen Gefangenen.
Langer Stromausfall in Dortmund könnte zu Langzeitausgang für Gefangene führen
Auch wenn die Pläne für die Dortmunder JVA unter Verschluss gehalten werden, liegt es nahe, dass das Problem an der Lübecker Straße in der Innenstadt-Ost dasselbe wäre. Im äußersten Notfall könnten gewisse Gefangene, wie auch in Berlin, Langzeitausgang bekommen. Möglich wäre auch ein sogenannter „Straf-Ausstand“, also eine Verschiebung oder Unterbrechung der Haft. Ein Massenausbruch ist dagegen nicht zu befürchten.
2021 hatte das Gefängnis in der Innenstadt-Ost bereits die Gelegenheit, einen Notfall in Echtzeit zu proben. So wurde die JVA Dortmund aufgrund eines Blindgängerfundes evakuiert – 300 Gefangene wurden in andere Gefängnisse verlegt, etwa in die JVA Werl, rund 40 Kilometer östlich von Dortmund.
JVA Dortmund entließ 2020 exakt 37 Gefangene vorübergehend
2020 entließ die Dortmunder JVA sogar 37 Gefangene vorübergehend, um Platz für Corona-Quarantäne-Räume zu schaffen. Voraussetzung war damals, dass es sich bei den Gefangenen um Häftlinge handelte, die nur noch eine geringe Haftstrafe zu verbüßen und eine Wohnung hatten, sowie keine Gefahr darstellten. Darunter waren also keine Gewalt- und Sexualstraftäter.
Für die JVA Dortmund wie auch die übrigen Gefängnisse in NRW gelten derzeit übrigens keine verpflichtenden Stromsparregeln. Allerdings seien Bedienstete und Gefangene dazu angehalten, „das eigene Verhalten energiesparender auszurichten“, wie ein Sprecher des NRW-Justizministeriums RUHR24 kürzlich sagte.
404 Gefangene haben in der JVA Dortmund Platz
Bis zu 404 männliche Gefangene haben in der JVA Dortmund Platz. Es gibt 223 Einzelzellen (8,6 Quadratmeter) und 181 Gemeinschaftszellen (Zweierzelle: 14,3 Quadratmeter; Viererzelle: 25,4 Quadratmeter). 65 Prozent der Häftlinge in der JVA Dortmund verbüßen im geschlossenen Vollzug eine Freiheitsstrafe zwischen drei und 18 Monaten, die restlichen 35 Prozent befinden sich in Untersuchungshaft (Hier weitere Dortmund-News bei RUHR24 lesen).
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