Erinnerung
Dortmunder Stadtwerke unterstützten Nazis bei Deportation von Juden
Die Dortmunder Stadtwerke erinnern an eine ganz dunkle Zeit der Stadtgeschichte. DSW21 verspricht, Nazi-Vergangenheit aufzuarbeiten.
Dortmund – Es ist das dunkelste Kapitel in der Geschichte der Stadt Dortmund. Die Zeit der Nationalsozialisten von 1933 und 1945 war geprägt von Hass, Tod und Zerstörung. Viele schlossen sich den Nazis an und unterstützten ihre Machenschaften. Auch die Dortmunder Stadtwerke waren nicht unschuldig. Eine „Erinnerungsbahn“ soll nun an die grausame Zeit erinnern und mahnen.
Dortmunder Stadtwerke als Handlanger der Nazis – Tausende Dortmunder Juden tot
Wir schreiben das Jahr 1933. Adolf Hitler und die Nationalsozialisten übernehmen in Deutschland die Macht. Bei den Reichstagswahlen im März bekommt die NSDAP in Dortmund 27 Prozent der Wählerstimmen. Im Februar besucht Hitler noch selbst die Stadt.
Unmittelbar nach dem Sieg der Nazis wird auch das Pressewesen in Dortmund gleichgeschaltet. Andere Parteien werden verboten, Politiker verhaftet. Eine Schreckensherrschaft beginnt, unter tosendem Applaus tausender Dortmunder.
Mit der „Reichsprogromnacht“ vom 9. auf den 10. November 1938 beginnt auch für alle sichtbar die Misshandlung und Verfolgung der Juden in Dortmund. Wenige Jahre später werden erste Jüdinnen und Juden in Konzentrationslager deportiert – und die Dortmunder Stadtwerke sind an vorderster Front.
Dortmunder Stadtwerke mahnen mit „Erinnerungsbahn“ – Tausende Juden deportiert
Von einem Sammellager in der Gaststätte „Deutsches Haus“ in Brackel werden in den frühen Morgenstunden des 2. März 1943 ungefähr 300 Jüdinnen und Juden aus Dortmund und Westfalen mit der Straßenbahn zum Südbahnhof gebracht, teilt DSW21 anlässlich des 80. Jahrestages der Deportation nach Auschwitz mit.
Gemeinsam mit 200 weiteren Juden aus dem Südwesten des Nazi-Reiches und dem Rheinland, die am Tag zuvor Dortmund erreicht und die Nacht im Schlachthof verbracht hatten, werden sie in das Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau deportiert.
Dortmunder Juden kommen durch die Nazis ums Leben – DSW21 erinnert an Gräueltaten
Die meisten Dortmunder aus diesen Transporten werden im Konzentrationslager ermordet. Nur sehr wenige überleben die „Todesfabrik“. Einer von ihnen ist Hans Frankenthal. Er erinnert sich: „Auf dem Brackeler Hellweg – wieder am helllichten Tag – mussten alle Juden in Straßenbahnwagen einsteigen, die sie bis zum Ostentor brachten. Von dort ging die Kolonne ungefähr einen Kilometer zu Fuß bis zum Südbahnhof.“
Und Ernst Lion berichtete: „Am nächsten Morgen wurden wir in Straßenbahnwaggons zum Südbahnhof transportiert, da der Hauptbahnhof außer Betrieb war. Dort wartete bereits ein Zug auf uns“, heißt es in einer Mitteilung der DSW21.
Die Dortmunder Stadtwerke waren ein Rädchen im bösen Getriebe der Nazis. Dessen ist sich auch DSW21 bewusst: „Wir haben daher im Vorstand von DSW21 beschlossen, nicht nur diese Bahn dauerhaft fahren zu lassen“, so Harald Kraus von den Stadtwerken. „Wir werden darüber hinaus einen Historiker beauftragen, die Rolle der Stadtwerke in der NS-Zeit wissenschaftlich aufzuarbeiten.“
„Erinnerungsbahn“ fährt fortan mit Zitaten und Namen durch Dortmund
Mit dieser Bahn ist eine „Erinnerungsbahn“ gemeint, die fortan unter der vom Jüdischen Weltkongress (WJC) initiierten Kampagne #WeRemember alle Namen der 1973 Dortmunder Jüdinnen und Juden trägt. Auch Zitate von Frankenthal und Lion seien darauf zu sehen.
„Diese Bahn trägt die Erinnerung in den Alltag und schafft mit dem Blick auf die Dortmunder Geschichte eine Anknüpfung an die Lebenswelt der Menschen“, sagt Harald Kraus. Für weitere Informationen ist ein QR-Code an mehreren Stellen im Design integriert, der auf die Internetseite www.deportationen-dortmund.de führt.
Zudem hat die DSW21, zusammen mit DEW21/Donetz und der Entsorgung Dortmund GmbH (EDG), sowie mit Borussia Dortmund und dem Deutschen Fußballmuseum 2021 erstmals ein Bildungsprogramm für Auszubildende angeboten. Damit auch der Nachwuchs aufgeklärt wird und die Geschichte niemals vergessen wird.
Rubriklistenbild: © Jörg Schimmel/ DSW21