Wohnungsbau und Mietpreise
NRW will Städte „dichter“ machen: Was hinter dem Plan steckt
Geht es den Städten in NRW bald an den Kragen? Bundesbauministerin Klara Geywitz (SPD) hat einen Plan.
NRW – Die Städte in NRW und Deutschland sollen dichter werden: Das ist der Plan von Klara Geywitz (SPD), Bundesministerin für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen. Damit sind in erster Linie nicht die städtischen Straßen gemeint, sondern viel mehr die Bebauung in Dortmund, Bochum, Essen und anderen Städte. Warum die Städte dichter werden sollen, weiß RUHR24.
Bundesland | NRW |
Landeshauptstadt | Düsseldorf |
Thema | Wohnungsbau und steigende Mietkosten |
Städte in NRW und Deutschland sollen noch dichter werden: Mehr Wohnungen für mehr Menschen
Klara Geywitz hat einen Plan: 400.000 neue Wohnungen sollen jedes Jahr in Deutschland entstehen. Vor allem an bezahlbaren Wohnraum mangele es, sagt die SPD-Politikerin: „Es geht darum, dass wir ein dickes Brett durchschlagen: Wir haben in Deutschland einen ganz großen Bedarf an Wohnungen, vor allem bezahlbarem Wohnraum.“
Damit spricht die Bundesministerin einen Trend an, der sich bereits seit einigen Jahren kontinuierlich fortsetzt: die Mieten steigen und steigen und steigen. Laut Ergebnissen des immowelt-Mietkompass stiegen die Mieten deutschlandweit im ersten Quartal 2022 deutlich an. Auch NRW-Städte drehen an der Preisschraube.
In 10 von den 14 untersuchten Städten stiegen die Mieten an. Ein Beispiel: Düsseldorf weist einen Quadratmeterpreis von 11,34 Euro auf und Köln einen Preis von 11,25 Euro. Spitzenreiter bleibt aber weiterhin die bayrische Landeshauptstadt München. Dort zahlt man aktuell 16,88 Euro pro Quadratmeter monatlich. Dagegen ist der Durchschnittspreis in Dortmund mit 6,75 Euro pro Quadratmeter vergleichsweise günstig.
Wohnungen in NRW und Deutschland sollen bezahlbarer werden – 14,5 Milliarden für Wohnungsbau
Wie groß die Sorgen um steigende Mieten und der damit entstehenden Wohnungsnot ist, zeigt ein Treffen von Vertretern von Sozialverbänden, Gewerkschaften und des Deutschen Mieterbundes in Bochum. Hohe Mieten würden vielerorts zum echten Armutsrisiko, erklärte Elke Schmidt-Sawatzki, Landesvorsitzende des Paritätischen NRW. Ihr Vorschlag: Ein Mietenstopp für sechs Jahre.
Bauministerin Geywitz will hingegen mehr Wohnungsangebote schaffen. Genügend Geld ist da. Allein für den sozialen Wohnungsbau hat Finanzminister Christian Lindner (FDP) 14,5 Milliarden Euro lockergemacht.
„Wir brauchen auch die Unterstützung der Bauwirtschaft, die ihre Kapazitäten deutlich ausweiten muss, aber durch steigende Baukosten und Materialengpässe unter Druck steht“, so Geywitz.
Baulücken in NRW-Städten sollen geschlossen und Gewerbegebäude umfunktioniert werden
Und wie sieht nun der Plan von Geywitz aus? Wie sollen Wohnungen entstehen und somit die Städte dichter werden? Die Bauministerin trifft sich am Mittwoch (27. April) mit Vertretern der Bundesländer, kommunaler Spitzenverbände, Baubranche und Interessenvertreter vom Deutschen Naturschutzring bis zum Eigentümerverband Haus und Grund.
Der Plan: Neue Wohnungen sollen geschaffen werden, aber nicht unbedingt durch eine Flut von Neubauten. Vielmehr sollen Baulücken gefüllt, Häuser aufgestockt und Gewerbebauten in Wohnungen verwandelt werden.
Kritik an geplanten neuen Wohnungen in NRW kommt von der Baubranche selbst
Kritik an dem Vorhaben? Die gibt es! Zwar wollen Verbände der Wohnungs- und Bauindustrie mitziehen, warnen aber bereits, dass die Sache unter anderem wegen des russischen Kriegs in der Ukraine nicht so einfach wird. Materialengpässe, Preissteigerungen und deutlich steigende Energiepreise gehören inzwischen genauso zum Alltag auf deutschen Baustellen wie drohende Baustopps.
„Eine Priorisierung, eine Triage auf dem Bau quasi, von Projekten hat bereits begonnen“, heißt es beim Hauptverband der Deutschen Bauindustrie.
Städte wachsen, Land wird immer leerer – Wohnraum wird frei, wo niemand mehr ist
Die Zeit drängt. Ein Gipfel der steigenden Mietpreisen ist noch nicht in Sicht. Zudem wollen immer mehr Menschen in Deutschland in Städte ziehen. Während die Großstädte weiterhin wachsen und auch der sogenannte „Speckgürtel“ an Attraktivität gewinnt, wird Wohnraum auf dem Land frei, heißt es beim Bayrischen Rundfunk anlässlich einer Themenwoche im November.
Ländliche Gegenden leiden unter Abwanderung, Überalterung, fehlenden Jobs und mangelnder Infrastruktur – ein Teufelskreis. Auch Städte im Ruhrgebiet leiden unter Arbeitslosigkeit und Abwanderung. Wie die Zukunft aussieht? Ungewiss.
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